Walter Schneeberger und Alexander Petschnig
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„Sommerinterview“

Commerzialbank: Petschnig kritisiert Prüfer

Auch im „Burgenland heute“ Sommerinterview am Donnerstag mit FPÖ-Landesparteiobmann-Stellvertreter Alexander Petschnig war der Commerzialbank-Skandal Thema. Petschnig, der selbst Wirtschaftsprüfer ist, sagte im Gespräch mit ORF-Burgenland-Chefredakteur Walter Schneeberger, die Bilanzfälschung hätte Wirtschaftsprüfern auffallen müssen. Petschnig sieht ein Systemversagen.

Alexander Petschnig sprang beim Sommerinterview für Landesparteiobmann Norbert Hofer ein, der urlaubsbedingt verhindert war. Ein beherrschendes Thema des Sommergesprächs war der Bilanzskandal rund um die Commerzialbank im Bezirk Mattersburg – mehr dazu in FMA sperrt Commerzialbank: Pucher zurückgetreten.

„Hätte Wirtschaftsprüfern auffallen müssen“

In Sachen Commerzialbank-Skandal zeigte sich Petschnig im Interview erneut erschüttert. Er forderte eine Aufklärung, die Bevölkerung habe ein Anrecht darauf zu wissen, warum so etwas passiert. „Was man liest wurden hier Kredite vergeben, denen kein Grundgeschäft zugrunde liegt, das heißt, man versucht hier an der Bilanz etwas zu drehen. Meiner Meinung nach hätte das auffallen müssen, wenn man die entsprechenden Kreditfälle hinterfragt. Dass das ohne jegliche Kontrolle und ohne jegliches Sicherheitssystem über die Bühne geht, das fällt mir schwer zu glauben“, so Petschnig.

Alexander Petschnig im „Sommerinterview“

„Systemversagen“ bei Commerzialbank

Petschnig glaubt in der Causa Commerzialbank an ein Systemversagen. „Ich würde meinen, dass man sich das zu einfach macht, wenn man das jetzt wirklich an einer Person, an einem Direktor, an einem Kopf festmacht. Natürlich, einer muss die Unterschriften leisten, einer muss die entsprechenden Beschlüsse umsetzen und vollziehen, das ist klar, aber ich bin der Meinung, dass hier unbedingt Licht ins Dunkel gebracht werden sollte.“

Walter Schneeberger und Alexander Petschnig
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Alexander Petschnig im Gespräch mit Walter Schneeberger

Konflikte intern austragen

In der FPÖ gab es in den vergangenen Monaten immer wieder parteiinterne Auseinandersetzungen. Erst am Mittwoch warf Klubobmann Johann Tschürtz Parteimitgliedern parteischädigendes Verhalten vor und forderte deren Parteiaustritt – mehr dazu in Tschürtz: Kritiker sollen Partei verlassen.

Petschnig stärkte am Donnerstag Johann Tschürtz den Rücken: „Es sind hier einige wenige Proponenten, die einen Weg gewählt haben, der mir persönlich überhaupt nicht gefällt und zwar über die Öffentlichkeit, über die Medien. Michael Häupl hat einmal gesagt, solche Dispute, wenn man schon welche hat, trägt man in der Küche aus, und nicht auf dem Balkon – das hier war eindeutig der Balkon. Ich bin auch dafür, dass wir in entsprechenden Gremien diesem Gesprächsbedarf nachkommen, der ja offensichtlich besteht, und das auch lösen werden“, so Petschnig. Norbert Hofer werde als Parteichef im Burgenland nicht in Frage gestellt, betonte Petschnig. Der Stellvertreter müsse dort einspringen, wo der Obmann nicht sein könne. Grundsätzlich glaubt Petschnig, dass die FPÖ gut aufgestellt sei.

Walter Schneeberger und Alexander Petschnig
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Interview am Hannersberg

„Kantige“ Oppositionspolitik betreiben

„Wir werden nicht nur das Thema Sicherheit beackern, sondern wir werden natürlich auch, uns einer absoluten Mehrheit der SPÖ im Land gegenüber sehend, Oppositionspolitik betreiben – kantig, knackig, aber natürlich auch sachlich und lösungsorientiert. Ich glaube, dass haben wir bisher schon gezeigt, in den Monaten die jetzt schon vergangen sind. Das werden wir auch in den kommenden viereinhalb Jahren so zeigen. Ich glaube, wenn wir dementsprechend hart daran arbeiten und den Menschen zeigen, dass wir es gut mit dem Land und den Menschen meinen, das Scheinwerferlicht auf bestimmte Sachverhalte legen, um bestimmte Dinge aufzuklären, dann wird das Vertrauen zurückkehren. Dann wird auch die Wählbarkeit zurückkehren“, so Petschnig.

Coronavirus-Strafen: „Für Generalamnestie“

Die FPÖ kritisierte in der Vergangenheit mehrmals die von der Bundesregierung verhängten Maßnahmen in Sachen Coronavirus scharf. Laut Petschnig seien die Maßnahmen zum falschen Zeitpunkt gekommen. Der Lockdown sei zu spät verkündet worden, man habe nicht wirklich auf die Experten gehört, und das Hochfahren, speziell der Wirtschaft, sei zu langsam gewesen, kritisierte Petschnig. Was die verhängten Coronavirus-Strafen angeht, sprach sich Petschnig im Sommerinterview für eine Generalamnestie aus. „Ja da wäre ich dafür, weil die Rechtsgrundlage mehr als unsicher ist. Ich glaube, da sind Strafen wirklich sehr kleinlich verhängt worden. Das wäre ein guter Weg und das würde uns gut zu Gesicht stehen, wenn die Politik das machen würde“, sagte Petschnig.