Warteschlange vor der Commerzialbank
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Wirtschaft

Nach Skandal: Bankkunden stehen Schlange

Nach dem Bekanntwerden des Commerzialbank-Skandals im Bezirk Mattersburg sind die Kunden am Donnerstagvormittag vor den Bankinstituten Schlange gestanden. Denn sie müssen ein Konto eröffnen, um wieder an ihr Bargeld zu kommen.

Schon um 8.00 Uhr morgens warteten Kunden vor der Commerzialbank Mattersburg. In der Bank brannte Licht, aber die Türen blieben versperrt. Robert Holzinger aus Loipersbach zum Beispiel wollte Informationen darüber, wie er zu seinem Geld kommt. Die Einlagen seien ja gedeckt, aber er wolle wissen, wie er zu seinen Sparbüchern komme. Dann wurde ein Zettel in die Auslage der Bank geklebt – mit der Information, dass der Zugang zu Schließfächern ausnahmslos nur gegen Voranmeldung möglich ist.

Kunden brauchen neue Konten

Zwei Ecken weiter standen die Menschen vor der Bank-Burgenland-Filiale Schlange. Sie wollten ein neues Konto eröffnen: „Wo ich weiß, wo mein Geld hin überwiesen wird und wo ich meine Erlagscheine zahlen kann“, erzählte eine Kundin aus Schattendorf. Sie habe Gott sei Dank eine kleine Reserve zu Hause, aber sie wisse ja nicht, wie lange das dauere, weil sie noch keine Erfahrung damit habe.

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Warteschlange in der Commerzialbank
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Commerzialbank-Kunden müssen jetzt bei anderen Banken Konten eröffnen
Warteschlange in der Commerzialbank
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Der Andrang bei den Banken in Mattersburg war am Donnerstagvormittag groß
Warteschlange vor der Commerzialbank
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Die Kunden wollen wieder Zugriff auf ihr Geld bekommen
Warteschlange vor der Commerzialbank
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Einlagen bis zu einer Höhe von 100.000 Euro pro Person und Bank sind gesichert

Bank-Burgenland-Kundenbetreuer Manuel Geisendorfer und seine Kolleginnen versuchten, den Ansturm abzuarbeiten, er bat aber um Geduld. Man habe eine enorme Kundenfrequenz, der Schalterbereich sei ständig voll, man werde sich für jeden Kunden bemühen und alle notwendigen Daten aufnehmen. Man habe die Öffnungszeiten auf 8.00 Uhr bis 18.00 Uhr ausgeweitet und werde von Kollegen aus anderen Filialen und aus den internen Abteilungen unterstützt.

Anfragen auch bei der Stadtgemeinde

Unterstützung erhalten die verunsicherten Commerzialbank-Kunden de facto von allen Banken im Bezirk Mattersburg und Eisenstadt. Um Hilfe baten die Menschen auch bei der Stadtgemeinde Mattersburg, sagte Bürgermeisterin Ingrid Salamon (SPÖ). Es seien vor allem Bankkunden, die jetzt über kein Geld verfügten, das in der Öffentlichkeit aber nicht sagen wollten – mehr dazu auch in Salamon rechnet nicht mit Schaden für Stadt.

Pucher will Sachverhalt proaktiv darlegen

Die zentrale Figur in dem Bankenskandal, der ehemalige Vorstandsdirektor Martin Pucher, gab bisher noch kein persönliches Statement ab. Über seinen Anwalt ließ er aber ausrichten, dass er mit den Behörden kooperieren möchte. Pucher wolle den Behörden proaktiv die Sachverhalte darlegen, hieß es – man stehe diesbezüglich auch bereits mit dem Regierungskommissär, der nun formal mit der Leitung der Bank betraut ist, in Kontakt. Unterdessen wurden am Donnerstag auch erste Rufe nach Schadenersatz laut – mehr dazu in Commerzialbank: Pucher will kooperieren.

ÖVP fordert Soforthilfe für Gemeinden und Betriebe

Die ÖVP Burgenland forderte am Donnerstag eine Soforthilfe des Landes für die Gemeinden und Betriebe, die vom Bilanzskandal um die Commerzialbank Mattersburg betroffen sind. Das Land müsse nun einspringen und dafür sorgen, dass die Gemeinden und Betriebe zahlungsfähig bleiben, betonte Landesparteiobmann Christian Sagartz. In 14 Tagen müssten Gehälter für die Mitarbeiter ausbezahlt werden können. Wenn jetzt nicht rasch geholfen werde, folge auf die finanzielle Katastrophe eine soziale.

Hergovich: Klare Hilfsangebote

Das Land habe am Mittwoch klare Hilfsangebote auf den Tisch gelegt und stehe den Betroffenen zur Seite, sagte SPÖ-Klubobmann Robert Hergovich und nannte als Beispiele die Beratungsstelle für Privatkunden, die Einrichtung der Wirtschaft Burgenland (WiBug) als Anlaufstelle für Unternehmen und die kostenlose Rechtsberatung. Wichtig sei jetzt, dass die Betroffenen über die gesetzliche Einlagensicherung rasch zu ihrem Geld kommen. Das Land unterstütze dabei tatkräftig mit Information und Beratung, von parteipolitischen Fingerübungen habe hingegen keiner etwas.