Commerzialbank, Hirm
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Wirtschaft

Commerzialbank: Pucher will kooperieren

Im Commerzialbank-Skandal sind noch viele Fragen offen. Die zentrale Figur in dem ganzen Fall ist der ehemalige Vorstandsdirektor Martin Pucher. Er gab bisher noch kein persönliches Statement ab. Über seinen Anwalt ließ er ausrichten, dass er mit den Behörden kooperieren wolle.

Martin Pucher sei an einer lückenlosen Aufklärung gegenüber den Behörden interessiert – das teilte die Wiener Rechtsanwaltskanzlei WKK-Law nach Bekanntwerden des Skandals bereits am Mittwochvormittag mit. Der bekannte Wirtschafts- und Finanzrechtsexperte Norbert Wess vertritt Pucher in der Causa – er ist auch Rechtsbeistand von Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser im BUWOG-Prozess.

Pucher wolle proaktiv Sachverhalte darlegen

Pucher wolle den Behörden proaktiv die Sachverhalte darlegen – man stehe diesbezüglich auch bereits mit dem Regierungskommissär, der nun formal mit der Leitung der Bank betraut ist, in Kontakt, sagte Wess. „Ich bin sehr zuversichtlich, so wie mir das auch kommuniziert worden ist, dass wir schon nächste Woche gemeinsam mit weiteren Mitarbeitern des Regierungskommissärs forensisch dann in der Bank diese Unterlagen sichern können und die schwierigen Fälle und die Fälle die dann im Raum stehen, eben aufklären und erklären können“, so Wess.

Martin Pucher
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Martin Pucher ist die zentrale Figur im Commerzialbank-Skandal

Wess: Bilanzen wurden frisiert

Ansonsten könne man noch nicht viel sagen, es brauche noch Zeit um die Situation beurteilen zu können. Man hoffe aber, dass die bisher kursierenden Summen so einfach nicht stimmen. Dass derart große Beträge einfach verschwunden wären, entspräche nicht seinem derzeitigen Informationsstand, so der Anwalt. Man müsse aber noch zuwarten. Fest stehe, dass man Bilanzen frisiert habe, so Wess. „Was jedenfalls im Raum steht und der Mandant ja gegenüber den Behörden schon kommuniziert hat ist, dass man aufgrund der immer strenger werdenden Bestimmungen, was die Eigenmittelunterlegungen betraf, hier bei den Bilanzen unrichtige Angaben gemacht hat“, sagte Wess.

Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft nahm ihre Ermittlungen bereits am Mittwoch auf. Der Akt werde nun geprüft, hieß es auf Nachfrage des ORF Burgenland. Ob und weswegen gegen weitere Beteiligte ermittelt wird, lasse sich derzeit noch nicht sagen.

Rufe nach Schadenersatz

Auf der Suche nach Schuldigen und Versäumnissen im Bilanzskandal wurden am Donnerstag auch erste Rufe nach Schadenersatz laut. Der Wiener Anlegeranwalt Ingo Kapsch hinterfragte die Rolle der Abschlussprüfer und in der Folge mögliche Haftungsansprüche. Die lägen bei Fehlverhalten bei mehreren Millionen Euro pro Jahresabschluss.

Die Mattersburger Bank wurde von 2006 bis 2018 von der TPA geprüft. Die Wirtschaftsprüfungskanzlei erklärte am Mittwoch, im Fall Commerzialbank selber Opfer von Täuschung und offenkundigem Betrug geworden zu sein. TPA sei mitten in internen Ermittlungen und prüfe selber eine Anzeige gegen die Bankverantwortlichen. Dies sei Gegenstand von laufenden Diskussionen, hieß es aus der Kanzlei am Donnerstag zur APA.

Damit will sich der Anlegeranwalt Kapsch nicht zufriedengeben. Er würde sich im Fall eines Strafverfahrens in der Causa Commerzialbank – wie schon in früheren Bank- und Anlegeraffären – im Kundenauftrag als Privatbeteiligter einem Ermittlungsverfahren anschließen. Er habe schon Anfragen dazu, berichtete er Donnerstag Mittag. Nach jüngsten Darstellungen hatte die Commerzialbank zuletzt rund 13.500 aktive Kunden, es soll in Summe rund 60.000 Kontobeziehungen geben.