Commerzialbank Krensdorf
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Wirtschaft

Commerzialbank: Tipps für Kunden

20 Jahre nach dem Bank Burgenland Skandal wird das Burgenland wieder von einem Bankskandal erschüttert: Die Bankenaufsicht drehte die Commerzialbank, am Mittwoch zu. 35.000 Menschen könnten betroffen sein. Es gibt ein klares Prozedere, wie diese Kunden zu ihrem Geld kommen.

Geschlossene Filialen, kein Zugriff auf das Konto, die Bankomatkarte ist gesperrt und auch das Telebanking funktioniert nicht mehr. Die Commerzialbank hat zuletzt 13.500 aktive Kunden angegeben, da es aber auch sehr viele Sparbücher gibt, bei denen die Inhaber nicht bekannt sind, könnten bis zu 35.000 Menschen betroffen sein. Für Auszahlungen von Einlagen bis zu 100.000 Euro springe die Einlagensicherung Austria Ges.m.b.H ein, versicherte Geschäftsführer Stefan Tacke im „Burgenland heute“-Interview.

„Kunden müssen keine Angst haben“

„Die Kunden müssen keine Sorgen und keine Angst haben, das ist – glaube ich – einmal die wichtigste Nachricht, weil bis zu 100.000 Euro sind die Einlagen gesichert. Wir haben das Geld, das notwendig ist, um die Einleger zu entschädigen, bereits auf dem Auszahlungskonto bereit. Daran scheitert es sicher nicht“, so Tacke.

Gespräch mit Stefan Tacke, Einlagensicherung-GesmbH

Stefan Tacke von der Einlagensicherung-GesmbH über den Fall der Commerzialbank Mattersburg.

Einleger werden kommende Woche schriftlich kontaktiert

„Das Verfahren wird so ausschauen: Nachdem wir die Daten, die uns die Bank jetzt noch zur Verfügung stellen muss, einmal evaluiert haben, werden wir Anfang nächster Woche sämtliche Einleger schriftlich kontaktieren. In diesem Brief ist ein Zugangscode für unsere Online-Auszahlungswebsite, mit dem sich der Einleger einloggen kann. Er sieht dann den für ihn gesicherten Betrag, kann noch allfällige zusätzliche Sparbücher auf ihn legitimieren und muss dann, das ist das Wichtigste für uns, eine Kontoverbindung bei einer anderen Bank bekannt geben, auf die wir dann die Entschädigung überweisen. Sobald das abgeschlossen ist, wird über Nacht die Entschädigung überwiesen und am nächsten Tag ist es auf dem Konto der Anleger.“

Gemeinschaftskonten: Obergrenze individuell zu betrachten

Laut Österreichischer Nationalbank sind Einlagen grundsätzlich bis zu einer Höhe von 100.000 Euro pro Person und Bank gesichert. Bei Gemeinschaftskonten seien die Obergrenzen individuell zu betrachten, so Tacke: „Das heißt, zwei Personen haben ein Konto auf dem 200.000 Euro liegen, dann bekommt jede Person 100.000 Euro. Wenn das Konto nur auf eine Person lautet, gilt es als Einzelkonto und es gilt die Obergrenze von 100.000 Euro.“

Kommende Woche werde auch ein Servicecenter eingerichtet, wo Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor Ort sein werden – für all jene Betroffene, die keinen Internetzugang haben. Der Anspruch auf die gesicherten Einlagen verjährt übrigens erst nach 30 Jahren, so Tacke.

Bankomat Zemendorf
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60.000 Kundinnen und Kunden sind betroffen

Private und juristische Personen bis 100.000 Euro abgesichert

Die Commerzialbank hatte bisher auch viele Firmenkunden – wie zum Beispiel die Wiener Technologie-Firma Frequentis und die Energie Burgenland. Sie haben mehrere Millionen auf der Bank und die müssen sie wohl abschreiben. „Wir sind bis zu 100.000 Euro zuständig. Ob genug Vermögen vorhanden ist, um auch die Einlagen darüberhinaus zu befriedigen, das muss sich der Regierungskommissär oder eben der Insolvenzverwalter anschauen. Die 100.000 Euro sind jedenfalls auch für juristische Personen bei uns gesichert. Es gibt gewisse Ausnahmen im Gesetz, Gemeinden oder öffentliche Stellen zum Beispiel. Grundsätzlich gilt, egal ob ich eine private Person bin oder eine juristische Person, ich bin gesichert bis 100.000 Euro“, erläuterte Tacke.

Wirtschaftsprüfer: „Opfer einer Täuschung“

Als Opfer sehen sich nicht nur die Bankkunden sondern auch die Wiener Wirtschaftsprüfer der TPA GmbH. Sie prüften die Jahresabschlüsse der Commerzialbank Mattersburg in den Jahren 2006 bis 2018 und fühlen sich – eigenen Angaben zufolge – durch das Commerzialbank-Management getäuscht. Man habe den Behörden „die volle Unterstützung bei der Aufklärung dieses offensichtlichen Betrugsfalls“ zugesichert.