Viele Jahrzehnte war Schloss Ebenfurth dem Verfall preisgegeben. Es gab zwar immer wieder Initiativen, das Schloss zu retten und zu restaurieren, diese scheiterten allerdings angesichts der finanziellen Möglichkeiten. Die Restaurierungsarbeiten der jetzigen Besitzer beschränkt sich nicht nur auf das Gebäude, sondern auf das gesamte Gelände. Und dabei wurden in der Befestigungsanlage 28 Grabsteine und Grabsteinfragmente aus dem 17. Jahrhundert der einst sehr lebendigen jüdischen Gemeinde von Ebenfurth entdeckt.
Diese Gemeinde war eng verwoben mit jener in Neufeld an der Leitha war. „Mit Sicherheit können wir den uns vorliegenden ältesten Grabstein mit 1622 datieren. Das geht bis knapp 1666 bis 1670 hinauf – also genau bis zu dem Datum, nachdem es in Ebenfurth keine Juden mehr gegeben hat, weil es 1671 zur Vertreibung der Juden kam“, so Johannes Reiss, Direktor des jüdischen Museums in Eisenstadt.
Fundament für Schutzmauer
Die Steine dienten als Fundament zur Befestigung der Schloss- und Schutzmauer gegen die Türken. „1683 waren die Türken-Einfälle, also davor muss diese Mauer gebaut worden sein, damit man die Türken abwehren kann und dafür hat man die Grabsteine verwendet. Ich würde so etwas nicht nur verurteilen, dass die Grabsteine genommen wurden. Klar, der Friedhof ist geschändet worden. Das ist unverzeihlich und gegen das jüdische Religionsgesetz. Aber immerhin haben wir die Grabsteine heute wieder, weil sie eingemauert wurden, und nicht zerschlagen und kaputt gemacht wurden“, so Reiss.
Die jüdischen Grabsteine und die Grabsteinfragmente aus dem 17. Jahrhundert werden einen eigenen Museumsraum im Schloss Ebenfurth bekommen. An die Verstorbenen wird demnächst eine Gedenktafel am älteren jüdischen Friedhof in Eisenstadt erinnern.