Kultur

Burgenländer war Ronald Reagan

Der gebürtige Burgenländer Julius Koch ist 25 Jahre lang Ronald Reagen gewesen. Als dessen Double vertrat er den ehemaligen US-Präsidenten bei Veranstaltungen und spielte kleinere Rollen in Hollywoodfilmen. Autor Clemens Berger greift Kochs Geschichte nun im Roman „Der Präsident“ auf.

Koch wurde am 25. Februar 1926 in der Anzengrubergasse in Rechnitz geboren. 1929, zur Zeit der „Großen Depression“, verließ der Dreijährige mit seinen Eltern das Burgenland. Die Familie landete im New Yorker Stadtteil Brooklyn. Aus Julius wurde Jay. Im Zweiten Weltkrieg war Jay Koch Marineoffizier bei der US-Navy, danach Polizist in New York. Ende der 60er-Jahre übersiedelte er mit seiner Frau und seinen drei Kindern nach Kalifornien.

Foto von Jay Koch
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Jay Koch in seiner Paraderolle als Ronald Reagan

Obwohl er Zeit seines Erwachsenenlebens mit Ronald Reagan verglichen wurde, kam für ihn der Sieg bei einem Ronald-Reagan-Doppelgänger-Wettbewerb überraschend. Denn seine Ehefrau hatte ihn ohne sein Wissen zum Wettbewerb angemeldet. Von da an vertrat er den Präsidenten überall dort, wo dieser nicht sein konnte oder wollte. Unter anderem in Hollywoodproduktionen wie „Hot Shots 2“ oder „Zurück in die Zukunft 2“. Zu einer Begegnung mit dem richtigen Präsidenten kam es ein einziges Mal.

Foto der Begegnung von Jay Koch mit Ronald Reagan
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Der Präsident und sein Doppelgänger

„Größter Spaß meines Lebens“

Seine Doppelgängerrolle als 40. Präsident der Vereinigten Staaten schien Jay Koch jedenfalls genossen zu haben. Vier Jahre vor seinem Tod im Jahr 2007 sagte er gegenüber einer lokalen Tageszeitung: „Ich habe sehr schnell Ronald Reagans Charakter angenommen. Und dabei hatte ich den größten Spaß meines Lebens“.

Jay Koch im Familienkreis
Privat
Jay Koch im Kreise seiner Familie

Kochs Kontakt zur alten Heimat Burgenland brach fast gänzlich ab. Er habe sein ganzes Wissen über Jay Koch aus den Erzählungen seiner Mutter, sagte sein Verwandter Gerhard Hull: „Manchmal hat die Irma-Tante, seine Mutter, ein Foto geschickt. Aber das waren auch ganz wenige Fotos. Ich habe ein Foto in den Alben meiner Mutter gefunden von der Hochzeit seines Bruders, von einer Geburtstagsfeier ein Foto, von den beiden Töchtern. Aber sonst habe ich nicht viel darüber gewusst.“ Von Kochs „Präsidentenkarriere“ erfuhr die Verwandtschaft im Burgenland vor rund 35 Jahren aus der Zeitung. Die Überraschung sei sehr groß gewesen, so Hull.

Clemens Berger stieß zufällig auf Geschichte

In seinem neuen Roman „Der Präsident“ greift Clemens Berger diese bemerkenswerte Lebensgeschichte aus: Sein Protagonist Jay Immer sieht aus wie Ronald Reagan, ist Sohn burgenländischer Einwanderer in Amerika, 55 Jahre alt, liebender Ehemann und Polizist. Nach dem Sieg beim Doppelgänger-Wettbewerb tritt er bei Shopping-Mall-Eröffnungen und Burger-Wettessen, auf Partys und bei Fototerminen als US-Präsident auf. Doch damit enden in dem Roman die Parallelen zur Realität. Als Jay seine eigene Stimme entdeckt und sich für die Umweltbewegung engagiert, bekommt die Idylle einen Riss.

Clemens Berger
ORF
Autor Clemens Berger

Er sei zufällig auf die Geschichte gestoßen, als er über burgenländische Auswanderer in die USA recherchiert habe, erzählte Berger. Er habe sich gedacht, das komme auf jeden Fall in die Reportage und dass er diese Geschichte bewahren und irgendwann darüber schreiben müsse. Die Grundkonstellation sei diese existentielle Frage gewesen, dass jemand aussehe wie ein anderer, erklärte Berger: „Man wird immer verglichen mit ‚Sie sehen aus wie Ronald Reagan‘, aber es ist nie umgekehrt. Also Ronald Reagan bekommt nie zu hören ‚Sie sehen aus wie Jay Immer‘.“ Bergers Roman „Der Präsident“ erscheint im August.