Neusiedler See
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Politik

Land plant Wasserzufuhr für Neusiedler See

Der Wasserstand des Neusiedler Sees ist derzeit bedenklich niedrig. Laut Experten des Landes für Wasserwirtschaft könnte der See in absehbarer Zeit sogar komplett austrocknen. Für den zuständigen SPÖ-Landesrat Heinrich Dorner führt an einer technischen Wasserzufuhr kein Weg vorbei.

Pläne für eine Wasserzufuhr von außen gibt es schon lange. Der für die Wasserwirtschaft zuständige Landesrat Heinrich Dorner (SPÖ) kündigt an, dass dieses Mal tatsächlich eine technische Lösung umgesetzt werden soll. Auch wenn es wieder mehr regnen und der Wasserstand des Sees zwischenzeitlich wieder steigen würde, besteht laut Dorner auf jeden Fall Handlungsbedarf. Er lässt nun aufgrund der aktuellen Entwicklungen eine Taskforce einrichten. Diese werde sich „mit allen Interessengruppen eng abstimmen, sei es der Naturschutz, die Gemeinden, die Landwirtschaft oder der Tourismus“, so Dorner.

Heinrich Dorner und Christian Sailer
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Landesrat Heinrich Dorner und Christian Sailer, Leiter der Wasserwirtschaft im Land

Basis dieser Überlegung sind klimatechnische Prognosen des Hauptreferats für Wasserwirtschaft. Die Annahmen gehen davon aus, dass der See austrocknen wird, wenn nicht Wasser von außen dazukommt. Sollte der schlimmste Fall eintreten, und sich ein extrem trockenes Jahr wie jenes von 2003 mehrmals wiederholen, könnte es laut Christian Sailer, dem Leiter der Wasserwirtschaft im Land, sogar sehr schnell gehen. „Diese Szenarien basieren immer auf Annahmen, aber sie geben einen Anhaltspunkt, wo wir ansetzen müssen und wo wir hinarbeiten müssen“, so Sailer, der auch der Taskforce vorstehen wird.

Zusammenarbeit mit Ungarn angestrebt

Nachdem sich in der Vergangenheit Pläne, das Wasser aus der Raab oder der Donau zu beziehen, als untauglich herausgestellt hätten, will das Land eine Zusammenarbeit mit Ungarn suchen. Egal, welche Lösung gefunden wird, es soll jedenfalls auf die Umwelt des Sees Rücksicht genommen werden, sagt Landesrat Dorner. Der Plan sei, nur so viel Wasser zuzuführen, wie nötig, um den See zu erhalten.

Segelboot fährt in den Hafen
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Der niedrige Wasserstand macht auch den Seglern zu schaffen

Kritik von den Grünen und dem WWF

Kritik an den Plänen Dorners gibt es hingegen von den burgenländischen Grünen. Die angekündigten Lösungen zur Wasserzufuhr seien „gefährlich für so sensible Natursysteme“, betonte Landtagsabgeordneter Wolfgang Spitzmüller in einer Aussendung. Das Vermischen des Seewassers mit Wasser einer anderen mineralischen und chemischen Zusammensetzung sei „für das hochsensible und besondere Ökosystem höchst problematisch“. Die Erhaltung des Sees müsse durch Maßnahmen zum Klimaschutz geschehen, so Spitzmüller.

Die Naturschutzorganisation WWF Österreich bezeichnet die geplante Wasserzufuhr als „ökologische Katastrophe“. Die Ökologie des Steppensees würde dadurch so tiefgreifend verändert werden, „dass sogar der weitere Fortbestand dieses einzigartigen Naturjuwels gefährdet wäre“, heißt es in einer Aussendung. Der See erhalte als Steppensee sein Wasser zu 90 Prozent aus Niederschlägen. Schwankungen des Wasserstandes seien deshalb „völlig normal, ja sogar lebensnotwendig.“