Peter Wagner prägt mit seinen kritischen Projekten und Worten zu sozialen und politischen Themen die burgenländische Kulturlandschaft. Kein Wunder also, dass er sich auch mit der Coronavirus-Krise künstlerisch auseinandersetzt. Von 16. März bis 14. April führte er sein virtuelles Tagebuch „Aus der Einzelhaft“, das in der heimischen Kunst- und Kulturszene für Aufsehen sorgte. Minimalistische Videominiaturen zeigen dabei seinen künstlerischen Alltag.
„Die Krise ist für den Künstler kein Ausnahmezustand“
„Das ist üblicherweise so, dass die Krise kein Ausnahmezustand für den Künstler ist, sondern eher eigentlich der Normalzustand", sagte Wagner."Was diese Krise von der üblichen, produktiven Schaffenskrise eines Künstlers unterscheidet ist die Tatsache, dass der Künstler sie mit der gesamten Gesellschaft und mittlerweile mit der ganzen Welt teilt und das macht diese Situation über den üblichen Schaffensprozess, der immer kritisch ist, hinaus besonders“, so Wagner.
Jedem Tag seine eigene Musik
Die Bilder aus seinem Alltag, Schnipsel aus Pressekonferenzen und Nachrichten, Musik und Töne ergeben eine eindrucksvolle Collage – ein poetisch, dichtes Zeitdokument. Für jeden Tagebucheintrag hat Rainer Paul täglich die Musik komponiert und aufgenommen. „Am Anfang war ich noch eher getrieben etwas zu tun. Aber es ist dann immer irgendetwas gekommen und mir ist immer wieder etwas eingefallen“, so Paul.
„Ich wünsche mir, dass die Welt nicht zerbrechen möge“
Die Kunst- und Kulturwelt ist im Umbruch und verlagert sich von der Bühne vielfach ins Internet, es entstehen neue Ausdrucksmöglichkeiten. Peter Wagner bleibt seinem Ruf als künstlerischer Vordenker im Burgenland gerecht. „Tatsache ist, dass ich in diesem einen Monat nicht nur über mich, sondern auch über Beziehungsmuster zu anderen Menschen, über schwelende Aggressionen und Aggressivitäten sehr viel erfahren und gelernt habe“, sagte Wagner im Interview mit ORF-Burgenland-Kulturredakteurin Silvia Freudensprung-Schöll. „Und ich wünsche mir natürlich genauso wie jeder andere, dass die Welt an dieser Geschichte nicht zerbrechen möge“, so Wagner.
30 Tage „Aus der Einzelhaft“ – eine Dokumentation des künstlerischen Umgangs mit einer gesellschaftlichen Ausnahmesituation. Mittlerweile hat Peter Wagner die einzelnen Videos zu einem 100 Minuten langen Film komponiert.