Der See hat sich wegen des geringen Niederschlags zurückgezogen. Auf den für diese Zeit typischen Wasserstand fehlen dreißig Zentimeter. Die Bootsdecks sind zum Teil schon unter das Stegniveau gesunken. Wegen des niedrigen Wasserstands sind nicht mehr alle Anlegeplätze erreichbar. Einige Bootsbesitzer mussten zu tieferen Stellen umziehen.
Das macht die Segler nervös, auch in der Marina in Oggau. Im Mai sollte der Wasserstand eigentlich besonders hoch sein. „Die Ausbeute ist heuer sehr karg. Draußen geht es noch, aber man muss es einmal hinausschaffen. Bei Südwind geht es“, so Bootsbesitzer Peter Lahodny aus Wien.
Die Grafik zeigt die Entwicklung des Wasserstands im Neusiedler See. Es zeigt sich, dass um diese Jahreszeit noch nie so wenig Wasser im See war wie jetzt.
Wasserknappheit gefährdet Tourismus
Einige Segler haben ihr Boot bisher erst gar nicht zu Wasser gelassen. „Wir gehen gern in Neusiedl zur Wasserstandsmarkierung und lesen da nach, was los ist. In den besten Jahren hatten wir 178 Zentimeter Wasserstand. Dieses Wochenende hatten wir nur 128 Zentimeter“, so Bootsbesitzer Erwin Langenslehner aus Weiden am See.
Bis zum Sommer ist zu erwarten, dass der Pegel noch weiter sinkt: „Es wird sehr viele Destinationen geben, die man nicht mehr anlaufen kann. Man wird sehr eingeschränkt sein und muss sich gut überlegen, wo man hinsegeln kann und wo man nicht mehr hinsegeln kann“, so Marie-Luis Butterfly von der Marina Oggau.
Land prüft technische Lösung
Ohne genug Wasser ist der gesamte Seetourismus gefährdet, ebenso wie der Fährbetrieb und der Fischbestand. Das Land prüft eine technische Lösung, nämlich Wasser zuzuführen: „Man müsste einen größeren Vorfluter ansprechen, und das wären im weitesten Sinne die Donau und die Raab. Da hätte es aber unterschiedliche Auswirkungen, und es gibt dazu auch chemische Fragestellungen“, so Josef Wagner, Gruppenvorstand der Abteilung Ländliche Entwicklung im Land. So ein Projekt würde Jahre in Anspruch nehmen. Für heuer bleibt noch die Hoffnung auf das Wetter – und sehr viel Regen.