Karussel
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Coronakrise

Schausteller bangen um Existenz

Die Schausteller kämpfen ums Überleben. Sie hatten das letzte Mal im Winter bei den Christkindlmärkten Einnahmen und so wie es derzeit aussieht, das nächste Mal erst wieder im Herbst. Wie sie die Monate ohne Umsatz überleben sollen, wissen die Familienunternehmen nicht.

Wegen der Coronavirus-Krise wurden Kirtage, Volksfeste und Jahrmärkte bis in den Herbst hinein abgesagt beziehungsweise auf ein Minimum reduziert. Das trifft Feuerwehren, Vereine und auch Gemeinden hart. Und ein kleines aber traditionsreiches Gewerbe ist in seiner Existenz bedroht – die Schaussteller.

Familienunternehmen vor dem Aus

Im Burgenland sind es in erster Linie Familienunternehmen mit Tradition. Die Schaustellerfamilien Hirsch, Keinrath und Gager aus Deutschkreutz arbeiten teils schon in sechster Generation. Jetzt ist das Ringelspiel verstummt, das Karussell setzt Staub an. Doris Keinrath hat, so wie die anderen, seit Weihnachten keinen Umsatz gemacht. Sie habe Angst und wisse nicht, wie es weitergehen wird, sagte sie gegenüber dem ORF Burgenland.

Doris Keinrath
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Schaustellerin Doris Keinrath aus Deutschkreutz

Allein im Burgenland wurden rund 40 Veranstaltungen abgesagt, darunter auch die großen Umsatzbringer wie das Golser Volksfest oder die Inform in Oberwart. Die Schausteller verlieren heuer 70 bis 80 Prozent ihrer Einnahmen. Dabei könnten sie genauso alle Hygienemaßnahmen umsetzen, wie Maskenpflicht, Abstandhalten und Desinfizieren der Geräte, so Schaustellerin Monika Hirsch. Man habe bis jetzt auch schon immer desinfiziert, wegen der Grippe im Winter, so Hirsch.

Schaustellerfamilie Gager und Hirsch
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Schaustellerinnen Verena Gager und Monika Hirsch

Hoffen auf Hilfe

Jetzt hoffen die insgesamt 26 Schausteller im Burgenland, die in wenigen Monaten ihren ganzen Jahresumsatz verdienen müssen, auf staatliche Hilfe, während sie die Fixkosten so weit wie möglich herunterfahren. Als erste Sofortmaßnahmen seien Fahrzeuge stillgelegt, Versicherungsleistungen angepasst, Kurzarbeit beantragt oder Personal nicht angestellt worden, so Bereichssprecherin Verena Gager.

Heinz Gruber
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Schausteller und Zeitverleiher Heinz Gruber

„Noch nie den Betrieb eingestellt“

In der 100-jährigen Geschichte der Schaustellerfamilie sei es zum ersten Mal, dass man den Betrieb einstellt, sagt der Forchtensteiner Schausteller und Zeltverleiher Heinz Gruber. Selbst in den Kriegsjahren sei die Familie mit einem kleinen Wagen unterwegs gewesen. Auch in schlechten Zeiten gab es für den Kirtag immer Geld, der „Kirtags-Hunderter“ ist vielen noch ein Begriff – die Coronavirus-Krise könnte jetzt aber für einige in der Branche das endgültige Aus bedeuten.