Pflegerin und alte Frau
ORF
ORF
Soziales

„Tag der Pflege“ im Zeichen von Covid-19

Der 12. Mai ist der „Tag der Pflege“. Es ist der Geburtstag der britischen Krankenschwester Florence Nightingale – sie gilt als Begründerin der modernen Krankenpflege. Wegen der Coronavirus-Reisebeschränkungen in Europa ist die 24-Stunden-Pflege im Burgenland auf der Kippe gestanden.

Wie sehr unsere Gesellschaft auf Menschen in Pflegeberufen angewiesen ist, hat sich zuletzt sehr deutlich gezeigt: Der Sonderzug aus Rumänien, der am Montag in Wien angekommen ist, brachte dringend notwendige Erleichterung. Mehrere tausend Menschen im Burgenland sind auf die Hilfe aus Osteuropa angewiesen.

Würden Österreicher diese Arbeit erledigen, zu österreichischen Löhnen, wäre das aus heutiger Sicht kaum finanzierbar. Soziallandesrat Christian Illedits (SPÖ) will für die Zukunft eine andere Lösung. „Mein grundsätzliches Ansinnen ist es, diese jetzige Krise, dafür zu nutzen, der Bevölkerung und den jungen Menschen zu sagen, wie wichtig und wertvoll und auch schön der Beruf im Bereich der Pflege sein kann. Wir sagen aber auch immer dazu, dass man für diesen wertvollen und aufopfernden Job auch anständig entlohnt werden muss – mit 1.700 Euro netto“, so Illedits.

Landesrat Christian Illedits (SPÖ) zur Pflege

Sonderzüge organisiert

Die Regierung organisierte Sonderzüge. Vor wenigen Wochen charterte das Burgenland eigens ein Flugzeug, um Betreuerinnen aus Kroatien ins Land zu holen. Davon würden alle Seiten profitieren, sagte etwa Anita Szojak, die mit ihrer Agentur die Organisation übernimmt. „24-Stunden Betreuung wird oft damit verwechselt, dass wir 24-Stunden arbeiten – das ist ja nicht der Fall. Die Mitarbeiter haben ihre Freizeiten, sie können in der Nacht auch durchschlafen. Vereinzelt gibt es zwar Sonderfälle, aber so wie das Modell ist, ist es total ok“, so Szojak.

Die 24-Stunden-Betreuerinnen sind normalerweise monatsweise in Österreich im Einsatz und dann wieder einen Monat zu Hause. Pro Monat Betreuung in Österreich bekommen sie rund 1.500 Euro, aufs Jahr gerechnet also weniger als 10.000 Euro.

Grafik
ORF
Die Frauen aus Rumänien, der Slowakei und Kroatien machen im burgenländischen Pflegesystem einen Großteil der Beschäftigen aus

19.000 Bezieher von Pflegegeld

Im Burgenland gibt es derzeit mehr als 19.000 Bezieherinnen und Bezieher von Pflegegeld. In den Pflegestufen sechs und sieben mit der höchsten Pflegebedürftigkeit gibt es nur relativ wenige Bezieher. Auch wenn das Pflegegeld für sie entsprechend höher ist, geht sich eine 24-Stunden-Betreuung mit österreichischen Pflegekräften damit finanziell nicht aus – das ist womöglich aber auch gar nicht immer nötig.

„Man muss sich generell das Setting zu Hause ansehen – warum, sind die Menschen mit einer 24-Stunden-Betreuung zu Hause. Ist der Ausbau von Tagesbetreuungszentren, wo mehrere Bewohner in Gesellschaft den Tag verbringen eventuell effektiver, als wenn jeder allein den Tag verbringt“, so Marina Meisterhofer, Pflegedirektorin im Hilfswerk.

Grafik
ORF
Eine 24-Stunden-Betreuung mit österreichischen Pflegekräften geht sich in Pflegestufe 6. oder 7. finanziell nicht aus

Ziel: Mehr pflegende Angehörige beim Pflegeservice

Die 24-Stunden-Betreuerinnen und Betreuer aus Rumänien verdienen übers Jahr gerechnet häufig weniger als 1.000 Euro brutto im Monat. Das Land Burgenland führte als Alternative Ende vergangenen Jahres die Anstellung für pflegende Angehörige ein. Derzeit nutzen 114 Burgenländerinnen und Burgenländer diese Möglichkeit – im Vergleich zu den rund 2.700 Betreuerinnen in der 24-Stunden-Pflege nur ein Bruchteil.

„Mein persönlicher Wunsch, in welche Richtung das gehen sollte wäre, dass es genauso ein Standbein werden sollte und genauso eine Wichtigkeit haben sollte, wie alle anderen Pflegeberufe. Dieses Pilot-Modell ist natürlich ein zusätzliches Angebot, dass speziell für Familien gedacht ist“, sagte Pflegeservice Burgenland-Geschäftsführerin Klaudia Friedl. Ziel bis zum Jahresende ist es, dass 200 pflegende Angehörige beim Pflegeservice Burgenland angestellt sind.

Laut dem 2018 präsentierten burgenländischen „Zukunftsplan Pflege“ wird die Herausforderung Pflege immer größer. Das Land geht davon aus, dass der Pflegebedarf in allen Bereichen von der mobilen bis zur stationären Pflege bis zum Ende des Jahrzehnts teils dramatisch wachsen wird.

Sagartz: „Mehr Wertschätzung für Pflegeberuf“

Der designierte ÖVP-Obmann Christian Sagartz plädierte dafür, Pflege und Betreuung wieder nach Österreich zu holen – wie er sagte. Es brauche mehr Wertschätzung für den Pflegeberuf und ein neues Bewusstsein um wieder Pflege – und Betreuungskräfte im eigenen Land ausbilden.

ÖVP-Generalsekretärin und Gesundheitssprecherin Gaby Schwarz betonte die Wichtigkeit der 24h-Betreuerinnen. Die Sonderzüge seien ein wichtiges Angebot um vermehrt Pflegerinnen nach Österreich zu holen, so Schwarz. Es seien auch weitere Sonderzüge aus Rumänien geplant.