Südostwall Graben
Landwirtschaftskammer Steiermark
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Geschichte

1945: Massaker an der Grenze

Heute vor 75 Jahren, am 8. Mai 1945, ist der Zweite Weltkrieg in Europa durch die bedingungslose Kapitulation Hitlerdeutschlands beendet worden. Eines der dunkelsten Kapitel der burgenländischen Geschichte sind die Massaker entlang des sogenannten Südostwalls.

Obwohl die Rote Armee bereits im Burgenland einmarschiert war, mordeten die NS-Schergen noch in den letzten Tagen des Krieges im Burgenland. Der Südostwall war ein Verteidigungsbau an der Südostgrenze des Deutschen Reiches, geschaufelt von schätzungsweise 30.000 jüdischen Zwangsarbeitern und auch von Einheimischen, der gegen die heranziehenden Verbände der Roten Armee errichtet worden war. Er erwies sich für die Kriegsanstrengungen des NS-Regimes als nutzlos.

Kreuzstadl in Rechnitz
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Kreuzstadl in Rechnitz

Kreuzstadl Rechnitz – Mahnmal für 180 Morde

Während der Bauarbeiten kam es zu Massenmorden. Der Kreuzstadl in Rechnitz ist bis heute Symbol und Gedenkstätte für den Mord an 180 ungarischen Juden, die zur Arbeit am Südostwall gezwungen worden waren. Für kommende Generationen ist er ein Mahnmal. „Der Wert eines Menschenlebens, wenn da Unterschiede gemacht werden, wenn gesagt wird, ‚na ja dieses Leben ist weniger wert, der gehört da nicht her‘, das hat man damals auch gesagt und damit fängt es an“, sagt Paul Gulda, der Vorsitzende der Gedenkinitiative „RE.F.U.G.I.U.S“, bei der Gedenkfeier 2019. Die Suche nach den Opfern dauert bis heute an.

St. Margarethen: 19 ungarische Juden erschossen

Auch in anderen Teilen des Burgenlandes wurden Menschen ermordet. In Sankt Margarethen wurden am Karfreitag 1945 19 ungarische Juden erschossen. „Auf einmal hast du gesehen, ist einer von der Wehrmacht oder der SS herumgelaufen und hat gezeigt ‚da ist einer‘ und der andere hat geschossen. Und dann hat wieder so ein Totgeweihter hingehen müssen, ihn bei den ‚Haxen‘ nehmen und – weiter vorne ist ein Massengrab gewesen – hat den hineinwerfen müssen. Und während der Zeit, wo er den hineingeworfen hat, haben sie ihn auch erschossen“, erzählte der Augenzeuge Alexander Unger.

1945: Massaker an der Grenze

1961 wurden Opfer exhumiert

Im Jahr 1961 wurden die Opfer exhumiert und am jüdischen Friedhof in Eisenstadt beigesetzt. Im Leisserhof in Donnerskirchen waren vor 75 Jahren jüdische Zwangsarbeiter aus Ungarn in den Kellern interniert. „Wir gehen davon aus, dass etwas mehr als 700 Personen hier untergebracht werden mussten, die dann in diesem Abschnitt auch am Südostwall geschanzt haben. In der Nähe gab es zwei große Gräber, in dem einen lagen etwas über 300 Personen, in dem zweiten ungefähr zwanzig“, so Historiker Michael Achenbach.

Massengrab Balf
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Massengrab in Balf

Ein Überlebender erzählt

Viele der in Donnerskirchen Internierten kamen aus dem Lager Balf (zu Deutsch: Wolfs) in der Nähe von Sopron. „Schon beim Transport sind viele gestorben, hier mussten wir dann den Südostwall bauen und jeden Tag drei bis fünf Kilometer nach Oggau und in andere Richtungen marschieren. Die Verpflegung war schrecklich – Rübensuppe, schwarzer Kaffee und wenig Brot“, erzählte der Überlebende Imre Lebovits.

Am Fundort eines Massengrabes in Balf steht heute ein beeindruckendes, bedrückendes Mahnmal. „Freiheit ist nicht nur die Privatsache einer Nation, sondern auch die der ganzen Menschheit" steht dort auf der Gedenktafel.