Landesrechnungshof
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Kultur

LRH: Kulturbetriebe auf den Prüfstand

Das heurige Jahr wird coronabedingt ein anspruchsvolles für die KBB, die Kulturbetriebe Burgenland, in der alle kulturellen Veranstalter vereint sind. Wie sehr die KBB in den vergangenen Jahren organisatorisch fit waren, hat der Landesrechnungshof überprüft.

Von der KSB zur KBB – also von der Kulturservice Burgenland 2015 mit vielen Einzelveranstaltern bis zur Kulturbetriebe Burgenland im November 2019 reicht der Prüfzeitraum. In diesen Jahren wurden sukzessive alle Kulturveranstalter des Landes in die neue KBB als 100 prozentige Tochter der Landesholding eingegliedert.

Gab es ursprünglich neun Rechtsträger mit 15 Kulturveranstaltern – ist es jetzt nur mehr die Dachfirma KBB mit zwölf Einrichtungen: von den Festspielen Mörbisch, Raiding und Kobersdorf, über die Kulturzentren, Landesmuseum, Haydn-Haus und so weiter.

Kritik an Strategien

Grundsätzlich befürwortete der Rechnungshof diese Entwicklung einer Säule-Kultur im öffentlichen Bereich, allerdings kritisierte er zum Teil unklare und nicht überprüfbare Strategien auf dem Weg dorthin. Es habe zum Beispiel keine Bestandsanalyse und messbare Ziele gegeben, bevor 2017 die Festspielbetriebe-Burgenland als größter Anbieter gegründet wurden. 13 Monate später wurde diese Gesellschaft ohnehin in die KBB verschmolzen. Alleine 2015 bis 2018 seien 122.000 Euro Beraterkosten aufgelaufen.

Die Zusammenführung der verschiedenen Einrichtungen seien ohne professionelles Changemanagement erfolgt – mit dem Effekt – dass die rund 180 Mitarbeiter nun sieben Varianten von Dienstverträgen haben und die Zusammenführung verschiedener Gehalts-, Ablauf- und Arbeitszeitregelungen für das Management sehr fordernd war. Zusätzlich wurden im Zeitraum 2015 bis 2018 5.100 Veranstaltungen mit 1,5 Millionen Besuchern abgewickelt.

Mörbisch
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Seefestspiele größter Umsatzbringer

Größter Umsatz- und Publikumsbringer ist Mörbisch – fast jeder dritte Besucher entfällt auf die Seefestpiele. So wie alle anderen öffentlichen Kulturbetriebe benötigt aber auch Mörbisch Steuergeld. Alle Kultureinrichtungen zusammen haben im Zeitraum Erlöse von 29,4 Millionen Euro erzielt – weitere 33,2 Millionen hat das Land zugeschossen. Das sind 32 Euro pro Besucher, errechnete der Landesrechnungshof. In der Vergangenheit sei allerdings nicht immer klar gewesen, woraus sich diese Zuschüsse errechnet hätten – zum Teil fehlen Protokolle von Aufsichtsratssitzungen.

Der 166 Seiten lange Prüfbericht setzt sich detailliert mit den einzelnen Kulturveranstaltern und der KBB auseinander. Es gibt auch jede Menge Empfehlungen, die vor allem organisatorische Abläufe betreffen. Aber auch klare Compliance-Regeln, zum Beispiel bei der Vergabe von Freikarten werden eingefordert. Weiters empfiehlt der Landesrechnungshof, dass Berechnungsgrundlagen für Zuschüsse aus dem Landesbudget in den Sitzungsakten der Landesregierung nachvollziehbar dokumentiert werden.

Politisch zuständig war im Prüfzeitraum hauptsächlich der ehemalige Kulturlandesrat Helmut Bieler (SPÖ). Seit Ende 2017 liegt die Kultur im Verantwortungsbereich von Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ). Doskozil trieb auch die Neustrukturierung der KBB voran. Seit September 2019 mit der neuen Geschäftsführererin Barbara Weißeisen Halwax.

Zustimmung von SPÖ

Aus Sicht von SPÖ-Rechnungshofsprecher Christian Dax bestätige der vorliegende Bericht die erfolgreiche Arbeit der burgenländischen Kulturbetriebe. Die Veranstaltungen des Landes verfügen demnach – im Vergleich mit anderen Anbietern im Burgenland – über eine sehr hohe Auslastung, sogar von bis zu 100 Prozent im Fall der Festspiele Kobersdorf, so Dax.

Kritik von ÖVP

Scharfe Kritik kam hingegen von der ÖVP: Der Rechnungshofbericht zeige auf, dass ohne Strategie und ohne Transparenz gewirtschaftet wurde, so Rechnungshof-Ausschuss-Obmann Thomas Steiner. Darüber hinaus zeige der Rechnungshofbericht bei Postenbesetzungen, sowie bei der strategischen Ausrichtung, klare Mängel auf.