Fliegender Fasan
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Jagdgesetz

Jäger kritisieren neues Jagdgesetz

Im Burgenland ist nun das Aussetzen von Zuchtvögeln zur Jagd verboten. Die Jäger kritisieren, dass das Verhalten von einigen schwarzen Schafen zu dem neuen Gesetz geführt habe. Statt diese zu strafen, schade man den Jägern und den Gemeinden.

Die Novellierung des Jagdgesetzes wurde bei der Landtagssitzung am 16. April von SPÖ, ÖVP und den Grünen beschlossen. Das Aussetzen von Federwild ist in Zukunft nur noch zum Bestandsschutz erlaubt und an ein naturschutzfachliches Gutachten geknüpft. Tierschützer hatten in den vergangenen Jahren wiederholt Jagdpraktiken bei Großjagden angeprangert. Zuletzt gab es einen Fall in einem Revier bei Nickelsdorf – mehr dazu in Umstrittene Entenjagd entlang der Leitha.

Jäger sprechen von „Anlassgesetzgebung“

Das neue Gesetz schieße über das Ziel hinaus, sagte Landesjägermeister Roman Leitner. Mit der „Anlassgesetzgebung“ schade man allen Jägern, so Leitner. Ihm tun die Reviere leid, die bis jetzt zur Bestandverbesserung Vögel ausgesetzt haben – teilweise auch ohne sie zu jagen. Man hätte lieber konsequent gegen schwarze Schafe in der Jägerschaft vorgehen sollen. „Wenn man weiß, dass auf einer Straße ständig zu schnell gefahren wird, wird auch nicht die Straße gesperrt, sondern die Temposünder gestraft“, sagte Leitner.

Landesjägermeister Roman Leitner
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Landesjägermeister Roman Leitner

Leitner: „Kontrollen haben versagt“

Die Behörden hätten die bekannten „Hotspots“ kontrollieren sollen, aber die Kontrollen haben offenbar versagt, sagte Leitner. Seitens des Jagdverbandes habe man seit 2017 keine Kontroll-, oder Sanktionsmöglichkeit. Damals sei mit dem neuen Jagdgesetz der sogenannte Ehrensenat abgeschafft worden, der nicht-waidmännisches Verhalten ahnden hätte können.

Aussetzen von Federwild praktisch unmöglich

Die Jäger kritisieren vor allem, dass in Zukunft für das Aussetzen von Zuchtvögeln ein Naturschutz-Gutachten erforderlich ist. Dieses zu bekommen, sei praktisch unmöglich, sagte Hannes Mosonyi, Bezirksjägermeister im Bezirk Neusiedl am See. Die Naturschutzbehörden seien schon in der Vergangenheit nicht sehr kooperativ gewesen, zum Beispiel bei der Auswilderung von Rebhühnern.

Bezirksjägermeister Hannes Mosonyi
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Bezirksjägermeister Hannes Mosonyi

Das neue Gesetz trifft die Jäger im Bezirk Neusiedl am See besonders stark, dort wird viel Niederwild gejagt. In Wallern zum Beispiel wurden bis jetzt jährlich 200 männliche und 100 weibliche Fasane ausgesetzt, damit konnte – trotz regelmäßiger Jagden – der Bestand stabilisiert werden, so Mosonyi. Doch damit sei jetzt Schluss.

Mensdorff-Pouilly will weiterhin jagen

Auch die für die Aufzucht von Fasanen eingezäunten Wiesen im Jagd- und Forstrevier von Alfons Mensdorff-Pouilly werden in Zukunft leer bleiben. Der in Luising (Bezirk Güssing) unmittelbar an der ungarischen Grenze ansässige Mensdorff-Pouilly zeigte sich im ORF-Burgenland-Interview vom neuen Jagdgesetz aber unbeeindruckt. Sein Jagd- und Forstrevier erstrecke sich diesseits und jenseits der Grenze, er werde in Zukunft sehr vieles nach Ungarn verlagern, so Mensdorff-Pouilly. Jagen will er weiterhin. Er lasse sich „aber nicht von Pseudotierschützern sekkieren“ und werde daher nur wenige Meter weiter auf seinem Jagdgebiet in Ungarn die Enten aussetzen.

Mensdorff-Pouilly in seinem Jagdrevier an der Grenze
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Mensdorff-Pouilly in seinem Jagdrevier an der ungarischen Grenze

Viele, so wie auch Mensdorff-Pouilly befürchten, dass die Novellierung des Jagdgesetzes nur ein erster Schritt ist. Die Jagd im Burgenland werde scheibchenweise heruntergeschnitten. Als nächstes werde die Hasenjagd im Burgenland eingeschränkt, fürchten sie.

Weniger Geld für die Gemeinden

Das neue Jagdgesetz werden auch die Grundeigentümer und die Gemeinden zu spüren bekommen, sagen die Jäger. Denn die Jagdpacht, die im Burgenland immerhin 6,8 Millionen Euro pro Jahr beträgt, werde in Zukunft deutlich geringer ausfallen. Damit werde den Gemeinden Geld entgehen, die sie – vor allem im Bezirk Neusiedl am See – für die Erhaltung der Güterwege aufgewendet haben.

Kritik für Eisenkopf nicht nachvollziehbar

„Die umstrittene Zuchtentenjagd bei der tausende Enten, wie beispielsweise an der Leitha, ausgesetzt und ein paar Wochen später bei organisierten Treibjagden abgeschossen wurden, musste endlich ein Ende finden", sagte Landeshauptmannstellvertreterin Astrid Eisenkopf zur Kritik der Jäger. Derartige Jagdpraktiken seien mit den ethischen Grundsätzen einer modernen Jagd im 21. Jahrhundert nicht mehr vereinbar gewesen. Der Landesjagdverband sei in die Gespräche zur Gesetzesänderung immer eingebunden gewesen. Es sei nicht nachvollziehbar, warum das neue Gesetz jetzt plötzlich ein Problem darstelle, so Eisenkopf.

Mit dem neuen Gesetz werde gewährleistet, dass das Auswildern von Federwild zwar jetzt generell verboten sei, aber zum Bestandsschutz, zu Forschungszwecken, der Tierseuchenprävention oder -bekämpfung oder der Wiedereinbürgerung sei es nach wie vor mit Bewilligung möglich, sagte Eisenkopf. Das neue Gesetz entspreche den Grundsätzen einer modernen Jagd und trage wesentlich zu einem höheren Tierschutzniveau im Burgenland bei. Bis jetzt habe sich auch keine Gemeinde bei ihr über das neue Jagdgesetz beschwert, so Eisenkopf.