Arbeiterkammer Burgenland
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Coronavirus

AK will Missbrauch von Kurzarbeit anzeigen

Die Lage am Arbeitsmarkt bleibt angespannt. Viele von Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit Betroffene melden sich bei der Arbeiterkammer. Die meisten Betriebe hielten sich an die Kurzarbeitsregeln, so AK-Präsident Gerhard Michalitsch. Bei Missbrauch werde man anzeigen.

Besonders viele Anfrage bekommt AK-Arbeitsrechtsexperte Martin Sugetich derzeit zu Kurzarbeit, Kündigungen und auch zu überfälligen Lohnzahlungen. Es hätten sich auch schon Dienstnehmer in Kurzarbeit gemeldet, die nach wie vor voll arbeiten würden, so Sugetich. Hier müsse man abwarten, wie sich die Situation weiterentwickle, denn abgerechnet werde am Schluss und erst dann könne man sehen, ob tatsächlich ein Missbrauch vorliege. Falsche Arbeitsaufzeichnungen können für Arbeitgeber, aber auch für Arbeitnehmer, juristische Folgen haben.

AK-Arbeitsrechtsexperte Martin Sugetich
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AK-Arbeitsrechtsexperte Martin Sugetich

Michalitsch: AK wird im Betrugsfall anzeigen

Die Mehrheit der Betrieb könne sehr, sehr gut mit dem Instrument Kurzarbeit umgehen, betonte Michalitsch im „Burgenland heute“-Gespräch am Mittwochabend. Die Verdachtsfälle auf Missbrauch von Kurzarbeit gebe es, das werde von den Mitarbeiterinnen und Betriebsräten an die AK herangetragen, man werde jeden Fall verfolgen. „Wenn es zu Betrug kommt, dann werden wir auch anzeigen“, kündigte Michalitsch an.

Studiogespräch mit AK-Präsident Gerhard Michalitsch

Bereits 2.400 burgenländische Unternehmen beim Arbeitsmarktservice (AMS) ihr Interesse für Kurzarbeit angemeldet. U.a. darüber spricht AK-Präsident Gerhard Michalitsch im Studio.

Kritik an Risikogruppen-Regelung

Neben der Kurzarbeit sei zum Beispiel die Sonderbetreuung für Kinder ein wichtiges Anliegen, sagte Michalitsch. Denn die maximal drei Wochen Sonderbetreuung seien sehr oft schon verbraucht und hier richte man einen Appell an die Bundesregierung, in diesem Bereich nachzuschärfen. Auch im Bereich der Dienstfreistellung von Risikogruppen gebe es viele Anfragen, so der AK-Präsident. Denn hier gebe es keine klare Regelung. Die derzeitige Regelung – nämlich über eine Medikation festzustellen, wer Risikogruppe sei – sei untauglich, kritisierte Michalitsch.

Deutlich mehr Anfragen beim Konsumentenschutz

Auch beim AK-Konsumentenschutz gab es deutlich mehr Anfragen als sonst. Die meisten davon betreffen Stornierungen für geplante Urlaube, so AK-Experte Christian Koisser. Fluglinien oder Reiseveranstalter seien dazu übergegangen, berechtigte Forderungen der Konsumenten nicht zu erfüllen: „Nämlich wenn die Reise nicht durchgeführt wird, die Anzahlungen nicht zu erstatten.“

Bisher schon 6.000 Beratungsanfragen

Aktuell arbeiten nur sieben Mitarbeiter in der AK-Zentrale in Eisenstadt. Die restlichen 100 Angestellten arbeiten von zu Hause aus. Der Bedarf nach fachkundiger Beratung ist groß. Seit Beginn der Coronavirus-Krise gab es bereits 6.000 Beratungsanfragen zu arbeitsrechtlichen Fragen – alleine via E-Mail wurden seit Beginn der Krise doppelt so viele Anfragen gestellt wie im gesamten Vorjahr.