Ägidius Zsifkovics
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Religion

Zsifkovics: „Die Stunde der Hauskirche“

Diözesanbischof Ägidius Zsifkovics feiert die Ostermessen wegen der Coronavirus-Epidemie erstmals ohne Gläubige im Eisenstädter Dom. Er sieht gerade jetzt, die Stunde der Hauskirche gekommen.

Jeder Priester mache jetzt die schmerzliche Erfahrung, dass er, das, was er liebe – seine Arbeit und Berufung – jetzt nicht mit dem Volk Gottes in einem Raum machen könne, sagte der Bischof über die einsamen Gottesdienste derzeit. Die Ostermessen aus dem Eisenstädter Dom werden aber online übertragen. Zsifkovics sieht aber die Gelegenheit, dass man das Osterfest vielleicht doch innerlicher und besinnlicher vollziehe: „Das habe ich gerade auch in den letzten Tagen auch in der Domliturgie, wo ich stellvertretend für die ganze Diözese gefeiert habe, auch so erlebt.“

Oster-Interview mit Bischof Zsifkovics

ORF-Burgenland-Redakteur Hannes Auer sprach mit dem Diözesanbischof über das ungewöhnliche heurige Osterfest.

Durch Medien mit den Gläubigen verbunden

Jetzt sei die Stunde der Hauskirche, man könne zuhause im mit der Familie oder auch alleine mithilfe der modernen Kommunikationsmittel den Glauben gemeinsam feiern. Die Kirche begleite den Menschen in jeder Situation – in Trauer und in Angst, aber genauso in Freude. „Und jetzt wollen wir und können wir durch die Medien auch mit den Gläubigen verbunden sein“, so der Bischof.

WHO und EU „eigentlich versagt“

Zsifkovics, der ja auch österreichischer „Europabischof“ ist, meinte dass die Weltgesundheitsorganisation (WHO), viele Staaten und auch die EU mit ihren Reaktionen auf die Coronavirus-Pandemie „eigentlich versagt“ und zu spät gehandelt hätten. Er zeigte sich überzeugt, dass Europa vieles mehr machen hätte können. „Aber wer ist Europa? Europa sind wir alle. Jeder Staat“, betonte der Bischof. Nun müsse Europa zeigen, dass es Werte wie Einheit und Solidarität auch wirklich lebe. „Das wird es brauchen, um wirtschaftlich wieder langsam auf die Beine zu kommen“, hob der Bischof hervor.

Freude und Hoffnung in die Welt hinaustragen

Die Zeit von Ostern damals, als Jesus starb, habe viel mit der Zeit heute gemeinsam, sagte Zsifkovics: „Wir erleben jetzt Angst, wir erleben Unsicherheit. Wir wissen nicht, wie geht es im Beruf, in der Familie weiter.“ Ähnlich sei es wohl auch den ersten Jüngern gegangen, die ihre Karte auf Jesus gesetzt hätten und bei denen nach der Kreuzigung Angst, Niedergeschlagenheit und Hoffnungslosigkeit geherrscht hätte. Doch es habe einen Umschwung gegeben. „In der Begegnung mit dem auferstandenen Herrn haben sie wieder Freude, Mut bekommen und das sollte uns Christen erinnern, dass wie österliche Menschen sein sollen und Freude und Hoffnung in die Welt hinauszutragen“, erklärte der Bischof.

Das Lesen der Bibel als Geheimtipp

Menschen, die jetzt unter der Krisensituation leiden, rät Zsifkovics, die Botschaft der Auferstehung Jesu an ihr Herz heranzulassen. In der Strukturierung des Tages sollte auch das Gebet seinen Platz haben. Ein Geheimtipp sei das Lesen der Bibel, empfiehlt Zsifkovics. Da seien viele Krisengeschichten der Menschheit aufgeschrieben. „Da gibt es viele Menschen, die aus einer Krise wieder herausgefunden haben – dank der Hilfe Gottes und das hat Mut gemacht“, so der Diözesanbischof.

Osterbrief: Hoffnung statt Angst machen

Bezugnehmend auf die drei Grundregeln „Keine Angst haben – keine Angst machen – von der Angst befreien“ betonte Zsifkovics heuer auch in seinem Osterbrief die Bedeutung einer Kirche, die in Krisenzeiten die richtigen Worte findet. Es gelte das Kultivieren von Hoffnung statt Angstmache, Populismus und Fremdenhetze. Der Bischofsbrief ist erstmals Teil eines burgenlandweit publizierten Feierhefts für ein stimmiges Osterfest zuhause.