Dazu werden auch die Grenzen Deutschkreutz und Heiligenkreuz für den Güterverkehr geöffnet. Nach Ablauf der Frist Donnerstagfrüh wird wieder die Regelung in Kraft treten, dass während der Nachtstunden von 21.00 bis 5.00 Uhr ein Korridor geöffnet wird. Bezüglich einiger ukrainischer Staatsbürger, die ebenfalls auf die Durchfahrt durch Ungarn warten, bemüht sich das Innenministerium, andere Routen frei zu machen.
Fieberchecks bei Grenze zu Deutschland
Mittwochabend wurde dann von der ungarischen Grenzpolizei kontrolliert. Der Lkw-Stau war am Mittwochabend noch immer 60 Kilometer lang, aber das könne abgearbeitet werden, so der Sprecher der Landespolizeidirektion Helmut Marban zu ORF Burgenland-Redakteur Thomas Prunner vor Ort. Er ging davon aus, dass es am Donnerstag und eine ähnliche Vorgehensweise geben werde – wieder mit einem Zeitfenster zwischen 21.00 Uhr und 5.00 Uhr am Freitag. Ab Mittwochmitternacht wird Österreich Grenzkontrollen zu Deutschland einführen – auch mit Fieberchecks.
Thomas Prunner interviewt Polizeisprecher Helmut Marban
Nehammer: Muss menschliche Lösung geben
Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) steht nach eigenen Angaben seit Dienstag in engem Kontakt mit seinem ungarischen Amtskollegen Sandor Pinter. „Einerseits gilt es, EU-Bürgern die Reise in ihr Heimatland zu ermöglichen, andererseits müssen wir auch den Verkehr in der Ostregion um Wien aufrechterhalten“, so Innenminister Karl Nehammer. Er werde mit Pinter weiter an Lösungen arbeiten, um den betroffen Menschen die Heimreise zu ermöglichen. Es müsse eine menschliche Lösung gefunden werden, so Nehammer. Die Gespräche gehen auch darum, dass der für die nächsten Tage geltende Korridor von 21.00 bis 5.00 Uhr nach Möglichkeit ausgedehnt wird.

Auch Österreich könnte Grenzen schließen
Sollten Rumänien, Serbien und Bulgarien ihre Staatsbürger aber nicht weiter aufnehmen, werde Ungarn die Grenzen wieder schließen, erklärte Nehammer am Mittwochnachmittag in Nickelsdorf. Dann müsste auch Österreich an seinen Grenzen dafür sorgen, dass kein Transit mehr möglich sei. Diese Informationskette werde gerade bis in die Bundesrepublik Deutschland aufgebaut, damit man Transitfahrer rechtzeitig informieren könne. Es sei nun notwendig, eine nachhaltige Lösung zu finden, betonte auch Landeshauptmann-Stellvertreterin Astrid Eisenkopf (SPÖ). Man werde in ständigem Kontakt bleiben, damit diese Situationen nicht jeden Tag vorkommen.
Kilometerlanger Stau auf beiden Seiten
Bis Mittwochmittag war der Stau auf beiden Seiten des Grenzüberganges Nickelsdorf stetig gewachsen. Auf der österreichischen Seite wuchs der Stau vor dem Grenzübergang am Mittwochvormittag laut Polizei bereits auf 35 Kilometer an. Auf der ungarischen Seite der Grenze gab es einen Rückstau von zwölf Kilometern. Auch wenn der Grenzübergang dann wieder offen war, wird es dauern, bis sich dieser Stau abgebaut hat.
Reisende aus der Ukraine, aus Serbien und Mazedonien zum Beispiel waren in Nickelsdorf gestrandet. Sie wurden in der vergangenen Nacht von der Autobahn heruntergeholt, die Polizei errichtete für sie ein provisorisches Camp. Aber es gibt auch noch Rumänen und Bulgaren, die es nicht schafften, innerhalb des Zeitfensters, in dem Ungarn in der vergangenen Nacht die Grenze für sie geöffnet hatte, auszureisen. Da dann wieder nur ungarische Staatsbürger und der Güterverkehr die Grenze passieren durften, blockierten die Wartenden am Mittwochvormittag mit quergestellten Fahrzeugen die Autobahn.
Gereizte Stimmung
Die Stimmung unter den Gestrandeten war gereizt, berichtete ORF-Burgenland-Redakteur Hannes Auer Mittwochvormittag aus Nickelsdorf: „Viele Menschen sind wütend, wollen nach Hause und haben das auch an den Polizisten hier ausgelassen.“ Die Situation sei eine Katastrophe, so ein Wartender, der seit drei Tagen mit seiner Familie unterwegs ist und nach Mazedonien will. Man stehe mit kleinen Kindern und Großeltern an der Grenze. Hunderte Menschen standen am Mittwochvormittag vor dem Grenzübergang eng zusammen – und das trotz der großen Coronavirus-Ansteckungsgefahr.
FPÖ warnt vor Corona-Falle Nickelsdorf
Die FPÖ ortete ein „großes Gesundheitsrisiko“ in Nickelsdorf: Durch die entstandenen Staus hätten sich in kürzester Zeit riesige Menschenansammlungen gebildet, welche es laut Bundesregierung eigentlich zu verhindern gelte, argumentierte Landtagsabgeordneter Alexander Petschnig. Es könne nicht sein, dass man Personen, welchen eine Ausreise nicht möglich sei, massenhaft und ungeprüft die Einreise nach Österreich gewähre und sie dadurch im Burgenland aufstauen lasse.