Fasching Rechnitz 1934
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Chronik

Fasching: Brauchtum mit Geschichte

Der Faschingsdienstag ist das Ende der Faschings- und der Beginn der Fastenzeit. Nach der Ausgelassenheit kommt die Mäßigung. Seit Jahrhunderten ist das eine Zäsur mit einer Vielzahl von Ritualen und Bräuchen, die sich regional unterscheiden – oft hinter dem Schutz einer Maske zur Umkehr der sozialen Hierarchie.

Im Burgenland gibt es die unterschiedlichsten Bräuche zu Fasching. In Ritzing (Bezirk Oberpullendorf) lädt der Burschenverein beispielsweise am Faschingssonntag zum Gassenspringen. Die Burschen ziehen dabei mit musikalischer Begleitung auf den Platz vor dem Dorfwirtshaus. Sie tragen den Burschenstock mit sich – um diesen wird dann das Gassenspringen veranstaltet.

Fasching Rechnitz
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Gassenspringen in Ritzing

Betonung des Arbeiter- und Bauernstandes

Das Gassenspringen hat eine lange Tradition in Ritzing. Neben dem Brautwerben geht es in diesem Brauch um die Betonung des Arbeiter- und Bauernstandes. „Die Burschenschaft Ritzing besteht seit 1864. Das war in einer Zeit, wo sich viele akademische Burschenschaften mit politischem Hintergrund gegründet haben. Die Burschenschaft Ritzing hatte immer schon den Hintergrund, dass das Arbeiter waren, die sich zusammengeschlossen haben“, so Patrick Haller aus Ritzing.

Ball in Rechnitz
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Burschenball Ritzing

Ausklang beim Burschenball

Das Gassenspringen in Ritzing wird seit 156 Jahren organisiert, trotz Krisen und Kriegen. „Das ist der Zusammenhalt der Burschen. Es stirbt sonst das Dorfleben. Die halten zusammen, das ist alles Brauchtumspflege“, so Dorfwirtin Helga Wessely. Eines darf im Fasching auch nicht fehlen – der Tanz. In Ritzing holen die Burschen traditionell nach dem Gassenspringen ihre Partnerinnen ab und es geht wieder zurück ins Wirtshaus zum Burschenball – dem gesellschaftlichen Höhepunkt im Ritzinger Fasching.

Auflehnung gegen die Obrigkeit

Das Faschingstreiben in Ritzing hat seinen Ursprung in der Auflehnung gegen die Obrigkeit. Der Adel habe immer den Ton angegeben, in der Faschingszeit und beim Kirtag, haben dann andere Leute etwas zu sagen gehabt, erzählt Haller.

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Fasching Rechnitz 1934
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Blochziehen in Riedlingsdorf (Bezirk Oberwart) 1934
Fasching Rechnitz 1934
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Fasching Rechnitz 1934
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Fasching Rechnitz 1934
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Fasching Rechnitz 1934
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Ein im Burgenland alter und weit verbreiteter Brauch ist das Blochziehen – wenn es im abgelaufenen Jahr keine Hochzeit im Dorf gegeben hat. Dabei müssen die unverheirateten Mädchen und Burschen zur Strafe einen Baum – die Waldbraut – durch das Dorf ziehen.

Mit Maske in Rolle schlüpfen

Ein weiterer Brauch sind Verkleidungen und Maskierungen. Hinter einer Maske versteckt, fallen leichter Vorschriften und so mancher Faschingsprinz kann plötzliche eine Rolle einnehmen, die er im täglichen Leben nicht hat. So boten ursprünglich auch die Kindermaskenbälle die Gelegenheit das ungezwungene Leben der adeligen Kinder wenigstens im Fasching zu imitieren.

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Kinderfasching
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Kinderfasching in Güssing 1997
Kinder essen Faschingskrapfen 1991
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Krapfenssen in Neusiedl am See 1991
Sautanz in Kroatisch Geresdorf
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Sautanz in Kroatisch Geresdorf 1990

Faschingskrapfen und Sautanz

Vor dem Beginn der Fastenzeit essen sich die Menschen noch einmal so richtig satt. Als Süßspeise ist natürlich der Faschingskrapfen beliebt – er ist kalorienreich, sättigend und vor allem billig in der Herstellung. Auch der Sautanz durfte in der Faschingszeit nicht fehlen.