Die vier Opfer des Roma-Attentats
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Chronik

Mahnende Erinnerung an ermordete Roma

„Niemals vergessen“ – unter diesem Motto stand am Dienstagabend die Gedenkfeier zum 25. Jahrestag des Bombenattentats von Oberwart. Vier Männer aus der Volksgruppe der Roma starben bei der Detonation einer Rohrbombe, die der Attentäter Franz Fuchs nahe der Romasiedlung aufgestellt hatte.

Organisiert wurde die Gedenkfeier von der Romapastoral der Diözese in Kooperation mit dem Nationalratspräsidium und der Europäischen Mittelschule Oberwart. Am Beginn der Gedenkfeier erinnerten Schülerinnen und Schüler der EMS Oberwart an die vier Opfer des Attentats: die Brüder Erwin und Karl Horvath, Peter Sarközi und Josef Simon.

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Schülerinnen und Schüler erinnern an die Opfer
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Schülerinnen und Schüler erinnern an die Opfer
Schülerinnen und Schüler erinnern an die Opfer
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Wolfgang Sobotka und Verena Dunst
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Wolfgang Sobotka und Verena Dunst
Kerzen
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Brennende Kerzen zum Gedenken an die Opfer
Weihbischof Franz Scharl und Superintendent Manfred Koch
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Weihbischof Franz Scharl und Superintendent Manfred Koch
Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka
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Wolfgang Sobotka
Emmerich Gärtner-Horvath
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Emmerich Gärtner-Horvath
Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Gedenkfeier
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Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Gedenkfeier
Kranzniederlegung
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Kranzniederlegung

Baumgartner: Opfer einer rechtsextremen Ideologie

Der gewaltsame Tod der vier Männer habe das Wiedererwachen eines mörderischen rassistischen Rechtsextremismus markiert, sagte der Historiker Gerhard Baumgartner: „Das Bombenattentat von Oberwart war der erste politische Mord der Nachkriegszeit, in dem ein Österreicher vier seiner Landsleute aus politischen Motive tötete.“ Erwin Horvath, Karl Horvath, Peter Sarközi und Josef Simon seien Opfer einer rechtsextremen Ideologie geworden, die sich gegen Minderheiten im eigenen Land und gegen Zuwanderer gerichtet habe und richte.

Studiogespräch mit Ludwig Horvath

Horvath hat beim Attentat einen Neffen verloren. Im Studiogespräch spricht Horvath mit Melanie Balaskovics über das Attentat.

Nach einem Schweigemarsch von der Schule zum Mahnmal bei der Romasiedlung sprachen der Wiener Weihbischof Franz Scharl und Superintendent Manfred Koch ein ökumenisches Gebet. Emmerich Gärtner-Horvath, Vorsitzender des Volksgruppenbeirates der Roma, erinnerte daran, dass das Attentat auch positive Folgen hatte: „Gott sei Dank gab es Menschen, die mit uns Roma in dieser schwierigen Zeit solidarisch waren und noch immer sind.“

Sobotka: Gesellschaft ist verletzlicher geworden

Der Mord, der vor 25 Jahren geschehen sei, bleibe nicht nur unvergessen, sondern habe auch die Gesellschaft in Österreich verändert, sagte Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka: „Sie ist verletzlich geworden, wo wir geglaubt haben, wir haben die Schrecken des Nazireiches, der Vernichtungsmaschinerie überwunden.“ Die Gedanken seien damals, zuvor, aber auch danach und bis zum heutigen Tag aus manchen Köpfen nicht verschwunden.

Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Gedenkfeier
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Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei der Gedenkfeier

„Es liegt an uns allen“

„Wenn das Gedenken einen Sinn haben soll, dann ist es nicht nur das Bezeugen unserer Anteilnahme immer wieder den Familien der Opfer, sondern dann soll es den Sinn haben, auch uns in Erinnerung zu rufen, dass wir im täglichen Leben daran gemessen werden, wo die kleinen Anfänge des Rassismus, des Ausgrenzens zutage treten, die Stimme zu erheben – wo es nicht reicht, auch das öffentlich zu machen, auch den Weg zur Polizei zu gehen, wenn die roten Linien überschritten werden“, so der Nationalratspräsident. „Es liegt an uns allen, diese Taten täglich auch immer wieder zu setzen. Das Gedenken mahnt uns selbst, es richtet uns an uns selbst.“

Dunst: „Das darf auch nie wieder passieren“

„Der 4. und 5. Februar nahm uns eine Illusion – auch dem Burgenland insgesamt“, sagte Landtagspräsidentin Verena Dunst. Sie hob die Bedeutung des Gedenkens und Erinnerns hervor. Es sei „wichtig, weil wir das nicht vergessen dürfen und das darf auch nie wieder passieren“. „Behalten wir uns dieses Lernen, Hinschauen, Draufschauen, mit Respekt und Würde und unterstützend – denn das ist die Voraussetzung für Frieden, im Kleinen wie im Großen“, appellierte die Landtagspräsidentin. Die Gedenkfeier wurde mit einer Kranzniederlegung und Agape beendet.

Illedits: Niemand darf diskriminiert werden

Niemand dürfe aufgrund bestimmter Merkmale oder Zugehörigkeit diskriminiert werden, man müsse sich für alle im Burgenland lebenden Menschen gleichermaßen einsetzen, sagte Landesrat Christian Illedits (SPÖ) zum 25. Jahrestag des Anschlags von Oberwart. Er ist in der Landesregierung für Integration und Antidiskriminierung zuständig ist.