Romasiedlung in Oberwart heute
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Chronik

Wie sich das Leben der Roma verändert hat

Vor 25 Jahren haben die Roma im Burgenland am Rande der Gesellschaft gelebt: Viele waren arbeitslos und wurden offen diskriminiert, der Anteil an Sonderschülern war groß. Nach dem Attentat von Oberwart war klar, dass den Roma geholfen werden muss.

Von außen betrachtet befindet sich die Roma-Siedlung in Oberwart in einem recht guten Zustand. Die Häuser wurden nach dem Attentat baulich saniert. In der Siedlung leben heute 55 Menschen, vor 25 Jahren waren es noch 160. Immer mehr Roma haben beruflich Erfolg und ziehen weg. In der Siedlung selbst wird dazu geraten, nicht zu filmen, da die Bewohner sehr reserviert auf Journalisten reagieren würden. Der unsensible Einfall der Medien nach dem Attentat 1995 ist nicht vergessen.

Ludwig Horvath in seinem Haus
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Ludwig Horvath spricht offen über die Lebenssituation der Roma im Burgenland

Ludwig Horvath hingegen öffnete seine Tür. Er lebt seit fast 40 Jahren in der Siedlung und antwortete offen auf die Frage, ob sich die Lebenssituation der Roma seit 1995 verbessert habe. „Es gibt viele junge Roma, die nicht mehr hier wohnen, aber sich beruflich weitergebracht haben. Einige Roma wohnen noch hier, da wird eine Veränderung sehr schwer sein. Die wollen sich nicht verändern“, so Horvath. Offene Diskriminierung erlebe er nur mehr ganz selten: „Wenn eine Arbeitsstelle frei ist, wird nicht gefragt, ob du Roma bist oder nicht. Wenn du arbeiten kannst, wirst du genommen“, erklärte Horvath.

Roma-Seelsorgerin Manuela Horvath
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Roma-Seelsorgerin Manuela Horvath

Aufstieg durch Bildung

Im Zentrum von Oberwart bietet der Verein Roma-Service Lernbetreuung an. Die vielfältigen Aktivitäten im Bildungsbereich haben gegriffen, bestätigte Manuela Horvath. Sie ist Roma-Seelsorgerin der Diözese und bereitete mit Schülerinnen der Europäischen Mittelschule die Gedenkfeier an das Roma-Attentat vor 25 Jahren vor.

„Burgenland heute“, 6. Februar 1995

Ein Bericht über die Stimmung in der Roma-Siedlung nach dem Attentat, bei dem vier Roma starben.

„Man darf nicht vergessen, dass Ende der 1980er Jahre der Anteil von Roma-Kindern in Sonderschulen sehr groß war. Das ist jetzt nicht mehr so, das hat sich gebessert“, so Manuela Horvath. Einige Roma hätten bereits maturiert und Hochschulen absolviert. Die Schülerinnen der Mittelschule berichteten dem ORF-Burgenland-Team nur Positives: „In meiner Klasse wissen sie, dass ich eine Roma bin, aber das akzeptieren sie und auch ich akzeptiere es und steh dazu“, so die Schülerin Alysea Nardai.

Emmerich Gärtner-Horvath beim Mahnmal
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Emmerich Gärtner-Horvath bei der Gedenkstätte für die Opfer des Attentats

Alte Klischees und Vorurteile

Emmerich Gärtner-Horvath vertritt seit mehr als 25 Jahren die Interessen der Roma. Auch er sieht viele Verbesserungen, er bedauert aber, dass sich die Mehrheitsbevölkerung kaum für die Roma interessiert. „Das ist schon ein Miteinander, aber trotzdem gibt es Situationen, wo die Mehrheitsbevölkerung das Wissen nicht hat. Die alten Klischees und Vorurteile sind da noch immer da. Da versuchen wir – die Volksgruppe gemeinsam mit den Personen, die uns gut gesinnt sind – ein anderes Bild zu schaffen“, erklärte Emmerich Gärtner-Horvath.