In der Nacht von 4. auf 5. Februar 1995 starben Peter Sarközi, Josef Simon, Karl Horvath und Erwin Horvath als sie das Schild mit der romafeindlichen Aufschrift entfernen wollten und die Rohrbombe explodierte. Der Terrorist Franz Fuchs verübte das Attentat, er war auch für den Briefbombenterror verantwortlich.

Bei der Podiumsdiskussion in Oberwart arbeiteten Angehörige der Volksgruppe der Roma, ehemalige Journalisten und politische Vertreter die Ereignissee und das gesellschaftliche Klima von damals auf. Er habe immer wieder Drohanrufe erhalten, erzählte Ludwig Horvath, der in der Romasiedlung lebt: „Rief ich an bei der Polizei, haben sie immer gesagt ‚Der Spinner ruft an‘“. Als das Attentat passiert sei, habe er noch großes Glück gehabt. Er sei von der Arbeit nach Hause gekommen, habe die Männer noch am Parkplatz getroffen und mit ihnen etwas getrunken, aber weil ihm kalt gewesen sei, sei er nach Hause gegangen und dann sei es passiert.

Ministerium sprach zuerst von Fehdemord
ORF-Burgenland-Redakteur Walter Reiss und Kurier-Redakteur Peter Sitar waren vor 25 Jahren als erste Journalisten vor Ort. Für sie sei von Anfang an klar gewesen, dass die anfängliche Theorie des Innenministeriums eines Fehdemordes innerhalb der Roma nicht halten werde, erzählten sie.

Medien als zweite Welle des Grauens
Mit dem Interesse der internationalen, privaten Medien am Attentat sei dann die zweite Welle des Grauens über die Roma hereingebrochen. „Ich habe mich in meinem Leben noch nie so sehr für meinen Beruf geschämt wie damals“, sagte Sitar: „Die sind durch die Zimmer marschiert, die sind in die Häuser hineingelaufen, es war ein Riesen-Ausnahmezustand, es war alles unwirklich und es war vor allem niemand da, der von Seiten der Behörden oder der Politik versucht hat, das in irgendeiner Form zu kanalisieren.“

Solidarität mit Roma erst nach Attentat
Zwei Jahre vor dem Attentat waren die Roma offiziell als Volksgruppe anerkannt worden. Die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit sei dennoch ausgeblieben, sie sei erst mit der Ermordung der vier Männer gekommen, sagte Reiss: „Die ganze Republik stand unter Schock, es gab eine Solidarität mit dieser Volksgruppe, die sie vorher nie gekannt hatte. Es standen auf einmal alle – auch politische Repräsentanten und Repräsentantinnen – auf der Seite dieser Volksgruppe, die immer noch im Out war.“

Schneller: „Wir müssen uns wachsam verhalten“
Die Erinnerung an den Mord in Oberwart sollte nicht nur ein rituelles Gedenken sein, forderte der ehemalige ORF-Journalist Erich Schneller von der Roma VHS. Das Wichtigste sei es, heute und in Zukunft den Mund aufzumachen und gegen solche Dinge aufzustehen. Das Gedenken sei zwar wichtig, aber: „Wir müssen uns wachsam verhalten.“ Bei einer groß angelegten Gedenkveranstaltung kommenden Dienstag wird in Oberwart der Opfer gedacht.