Gemüsefeld
ORF.at/Julia Hammerle
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Politik

„Zerstört Existenzen“: ÖVP kritisiert Biowende

Die ÖVP hat die von der rot-blauen Landesregierung eingeleiteten Maßnahmen für eine Biowende im Burgenland kritisiert. Laut Landesgeschäftsführer Christoph Wolf werden Existenzen zerstört, außerdem sei dadurch die Selbstversorgung im Burgenland gefährdet.

„Es werden mit dieser Politik Existenzen zerstört“, weil man lieber Produkte aus dem Ausland importiere, als auf die regionale Landwirtschaft zu setzen, stellte Wolf fest. „Dass biologische Produkte, egal jetzt, wo sie herkommen oder unter welchen Bedingungen sie produziert werden, gegenüber heimischen, regionalen Produkten bevorzugt werden, das ist für uns nicht tragbar“, so Wolf.

Für die ÖVP stehe Regionalität an erster Stelle: „Ob jetzt biologisch oder konventionell im Burgenland produziert wird, ist für uns ein zweiter Schritt“, so Wolf. Das Ganze gipfle in der Prämisse, dass es zukünftig im Kindergarten nur mehr 100 Prozent Bio geben dürfe. Die verpflichtende Umstellung bis 2024 werfe laut Wolf „extrem viele Fragen“ auf. Mit der Umstellung auf 100 Prozent Bio würden auch die Dorfwirte, welche die Kindergärten beliefern, zu leiden haben. Er könne sich nicht vorstellen, „dass die ganzen Gastwirte umstellen und dennoch die Preise halten können“, sagte Wolf.

„Beigeschmack einer Planwirtschaft“

Nach Ansicht des burgenländischen Bauernbunddirektors Josef Prantl gingen die Maßnahmen im Bereich der Biowende „schon ins Existenzbedrohliche“ und hätten „irgendwie den Beigeschmack einer Planwirtschaft“. Wenn man nun die Wirtschaftsweise vorschreibe, könne dies nicht funktionieren, weil im Burgenland bereits ein Wirtschaftskreislauf bestehe.

Im Bezirk Mattersburg beispielsweise gebe es noch Schweinemäster, die die mastreifen Schweine drei bis vier Kilometer zu einem regionalen Fleischer bringen, der sie verarbeite. Dann kämen sie als Nahrungsmittel in Spitäler, zu Großhändlern oder in kleinere Fleischereien zur Veredelung. Hier gingen sicher regionale Arbeitsplätze verloren, meinte Prantl, der selbst Landwirt ist. Wenn die Landesregierung keine Neubauten konventioneller Ställe mehr zulasse, wäre dies „mittel- wenn nicht sogar kurzfristig der Tod unserer familiären Landwirtschaftsbetriebe.“

Umstieg auf Bio nicht einfach

Nicht jeder landwirtschaftliche Betrieb im Burgenland könne schon aufgrund der Topografie einfach auf biologische Wirtschaftsweise umsteigen – vor allem in der Tierhaltung, weil die Landwirte beispielsweise bei Hühnern den nötigen Auslauf gar nicht am Hof hätten. Ein Landwirt könne dann nur einen Aussiedlerhof machen, jedoch könne die Kosten dafür „niemand stemmen“.

In der Putenmast sei in Vergangenheit bereits versucht worden, vom Schlachthof eine Bio-Schiene zu installieren, schilderte Prantl: „Dann ist der Absatzmarkt nach Deutschland eingebrochen und die wurde eingestampft.“

SPÖ und Grüne kritisieren ÖVP

Die SPÖ antwortet mit Unverständnis auf die Kritik der ÖVP: SPÖ-Agrarsprecher Wolfgang Sodl spricht in einer Aussendung von „Horrorszenarien über zerstörte Existenzen, die in keinster Weise der Realität entsprächen“. Richtig sei hingegen, dass der Zugang, ohne Zwang Anreize für den Umstieg auf Bio-Landwirtschaft zu schaffen, ein großer Erfolg sei. „Innerhalb von einem knappen Jahr hat das Burgenland bereits Dank der neuen Landesförderung 100 Bio-Betriebe gewonnen, das ist ein Plus von zwei Prozent der bisherigen Fläche allein durch eine Maßnahme“, betonte Sodl.

Unterstützung bekommt Sodl von den Grünen: „"Es braucht ein kluges Change-Management, das alle Akteure – Landwirtschaft, Politik, Verwaltung und verarbeitende Betriebe an einen Tisch holt. Bioland Burgenland ist möglich und wäre eine großartige Marke für unsere regionalen Produkte. Es braucht umfassende Umstiegshilfen, damit keine Existenz der burgenländischen Landwirtinnen und Landwirte gefährdet ist“, so die Grünen-Landessprecherin Regina Petrik.