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Politik

Möglicher „Ibiza“-Bezug bei Güssinger-Insolvenz

Das Traditionsunternehmen Güssinger Mineralwasser ist insolvent und hat ein Sanierungsverfahren beantragt. Der Insolvenz liegt ein undurchsichtiger Rechtsstreit zwischen den Eigentümern, einem russischstämmigen und einem bulgarischen Geschäftsmann, zugrunde. Beide hatten gute Kontakte zur FPÖ und es wird sogar ein indirekter Bezug zum Ibiza-Video vermutet.

Als die vermeintliche Oligarchennichte im Ibiza-Video ansprach, ob eine Privatisierung von Wasser in Österreich möglich wäre, winkte Heinz-Christian Strache ab. Aber dann meinte er laut dem Buch der Journalisten der Süddeutschen Zeitung, vielleicht wäre eine Struktur möglich, wie ein Privater – also die vermeintliche Oligarchin doch profitieren könnte. „Dann ging’s wohl um Güssinger“, glauben einzelne aus dem Kreis von Justiz, Staatsanwaltschaft und Soko-Ibiza.

Ein Anhaltspunkt dafür wäre, dass Johann Gudenus mit dem Mehrheitseigentümer von Güssinger, einem russisch-stämmigen österreichischen Geschäftsmann, befreundet ist. Oder zumindest sind die zwei gut bekannt. Durch Fotos dokumentiert ist auch ein Treffen des Güssinger-Eigentümers K. mit Gudenus heuer im Spätsommer. Als die Fotos in einem Hotel entstanden, soll Gudenus eine Ohrfeige bekommen haben – von einem Vertreter der Gegenseite im Kampf um Güssinger, das berichtete der Kurier damals.

Auslöser: Bulgare übernahm Schulden

Die Gegenseite, das sind eine Firma mit Sitz in London und ihr bulgarischer Geschäftsführer S. Der ist seinen Angaben zufolge befreundet mit der ehemaligen freiheitlichen EU-Abgeordneten Barbara Kappel und übergab ihr vor der letzten EU-Wahl mindestens 55.000 Euro in bar – als Parteispende, sagte sie. Er sprach von einem Darlehen.

Kontakte zu freiheitlichen Politikern haben also beide Seiten im Kampf um Güssinger. Entbrannt ist der, als die Firma mit Sitz in London und ihr bulgarischer Geschäftsführer von der Oberbank Schulden der Güssinger-Eigentümer übernahm. Über zehn Millionen Euro soll der Güssinger-Eigentümer damit dem Umfeld des Bulgaren geschuldet haben.

Eigentümer saß in U-Haft

Die beiden Seiten werfen einander rechtliche Tricks im Zuge des Übernahmekampfs vor. Dem russischstämmigen Güssinger-Eigentümer wurde sogar vorgeworfen, er habe einen Aserbaidschaner mit dem Mord an dem Bulgaren beauftragt. Der gebürtige Russe saß deshalb heuer im Frühsommer ein Monat in Untersuchungshaft. Dann wurde er durch einen Gerichtsbeschluss freigelassen, zu widersprüchlich waren die Aussagen des aserbaidschanischen Belastungszeugen. Der Russe meint, dass ihn der Bulgare nur schwächen wollte durch einen falschen Mordauftragsvorwurf – schwächen im Kampf um Güssinger.

Streit Grund für Lieferstopp

Der erbitterte Streit gilt als Grund dafür, dass der Lebensmitteldiskonter Hofer im August einen Lieferstopp für das Mineralwasser verhängt hat. Mit Hofer hatte Güssinger bis dahin 80 Prozent seines Umsatzes erzielt. Nach dem gestrigen Insolvenzantrag hofft der Eigentümer nun, zusätzliches Geld aus Russland zu bekommen und im kommenden Jahr wieder Wasser abfüllen zu können.

Ob Strache oder Gudenus 2017 überlegt hatten, dass die vermeintliche Millionärin im Ibiza-Video bei Güssinger investieren könnte, dazu gibt es von ihnen vorerst keine Stellungnahme.