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Immer weniger selbstständige Tierärzte

Im Burgenland gibt es derzeit 102 Tierärzte, zwei Drittel davon sind Frauen. Obwohl das so viele Tierärzte wie noch nie sind, spricht die Tierärztekammer Burgenland von einem Tierärztemangel. Das Problem: Es gibt immer weniger selbstständige Tierärzte, viele wollen eine Anstellung mit geregelten Arbeitszeiten.

Das Problem ist vor allem die Versorgung zu Randzeiten. Der Tierarztberuf ist ein Knochenjob, fern von jeder Fernsehromantik mit Arbeitszeiten von bis zu 50 Wochenstunden. „Es wird extrem viel von uns verlangt – oft mehr als von den Humanmedizinern. Wir sollen alles gleich wissen, was wegen der Spezialisierung nicht immer geht. Es ist auch ein hoher Zeitaufwand – Familie oder Haushalt muss an zweiter Stelle stehen – anders ist es nicht möglich“, so Tierärztin Barbara Benkö-Neudecker.

Das ist aber nicht der Weg, den viele junge Tierärztinnen und Tierärzte gehen wollen. Sie entscheiden sich immer öfter gegen die Selbstständigkeit und für ein Angestelltenverhältnis. 38 der 102 Tierärzte im Burgenland sind bereits Angestellte. Zum Vergleich: Vor zehn Jahren waren nur fünf der damals 78 Tierärzte Angestellte.

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Barbara Benkö-Neudecker und Thomas Neudecker mit einem Patienten und seinem Besitzer

Pensionierungen hinterlassen Lücken

„Das Problem ist, dass der selbstständige Tierarzt – wie der Name sagt – für sich selbst verantwortlich und ständig erreichbar ist. Angestellte Tierärzte legen viel Wert auf geregelte Dienstzeiten, auf ein geregeltes Wochenende und eine Work-Life-Balance. Die Tierärzte, die momentan selbstständig sind, weisen einen Altersdurchschnitt von über 50 Jahren auf – es stehen Pensionierungen an und es ist weit und breit kein Nachwuchs in Sicht“, sagte der Präsident der Tierärztekammer Burgenland Thomas Neudecker.

Vor allem in den Nachtstunden und am Wochenende wird es daher immer schwieriger, die tierärztliche Versorgung zu organisieren. Im kommenden Jahr soll im Burgenland zusätzlich zum Nutztiernotdienst ein Heimtiernotdienst eingerichtet werden. Christoph Haller ist einer von nur zwei Tierärzten, der den Nutztiernotdienst im Bezirk Oberwart übernimmt. Die tierärztliche Versorgung im Nutztierbereich habe sich in den vergangenen Jahren im Burgenland dramatisch entwickelt, sagte er.

Tierarzt, Kühe
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Christoph Haller ist auch für den Nutztiernotdienst erreichbar

Wenig Tierärzte für Nutztiere

„Es ist so, dass teilweise die Tierärzte über weite Strecken in unser Bundesland gerufen werden müssen, weil die Versorgung in diesem tierärztlichen Bereich von der Anzahl der Tierärzte her nachgelassen hat“, so Haller, der als Tierarzt in Markt Allhau ansässig ist. Oft werde dann das einzelne kranke Tier in behandelt, doch die Gesundheitspräventionsarbeit für die gesamte Herde komme zu kurz, beklagte Haller.

Ein Modell, um den Beruf des Landtierarztes attraktiver zu machen, sind Gemeinschaftsordinationen. „Meiner Meinung nach sind Gemeinschaftspraxen das Modell der Zukunft – dass sich mehrere Tierärzte zusammenschließen, ihren Lebensablauf miteinander abstimmen und so rund um die Uhr für die Patientenbesitzer erreichbar sind“, so Thomas Neudecker. Noch sind solche Gemeinschaftsordinationen im Burgenland aber die Ausnahme und nicht die Regel.