Doris Koller, Stillberatung mit anderen Frauen
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Gesundheit

Zu wenig Hebammen mit Kassenvertrag

Im Burgenland gibt es einen Mangel an Kassenhebammen – nur sechs von zehn Stellen sind derzeit besetzt. Und auch beim Stillen hat Österreich Nachholbedarf: Im europaweiten Vergleich ist Österreich im Bereich Stillförderung Schlusslicht.

Doris Koller ist Still- und Laktationsberaterin. In dem von ihr angebotenen Still-Vorbereitungsseminar lernen werdende Mütter schon vor der Geburt ihres Babys alles, was sie zum Thema Stillen wissen müssen. Gerade am Anfang kann es beim Stillen aber zu Problemen kommen. Doris Koller ist dennoch von den Vorteilen des Stillens überzeugt: „Stillen reduziert das Risiko von Brust- und Eierstockkrebs. Es ist natürlich eine sehr schöne und praktische Art der Ernährung des Kindes: Man muss in der Nacht nicht aufstehen, es ist ständig zur Verfügung und immer dabei“, so Koller.

Doris Koller, Stillberatung
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Still- und Laktationsberaterin Doris Koller

In Österreich bestehen große Mängel im Bereich Stillförderung und -unterstützung. Im weltweiten Ranking liegt Österreich hier auf Platz 95 von 97, im europaweiten Vergleich sogar auf dem letzten Platz. „Es fehlen politische Maßnahmen und die finanzielle Unterstützung. Es fehlt das ‚Nach-Außen-Tragen‘ der Vorteile des Stillens. Vorbereitungskurse oder auch Beratungsstunden werden von der Kasse nicht bezahlt“, so Koller.

Gebietskrankenkasse bräuchte Mittel

Auch bei der Burgenländischen Gebietskrankenkasse weiß man, dass hier Handlungsbedarf besteht. Die Initiative dazu müsste jedoch vom Land Burgenland kommen. „Es wäre gesellschaftlich zu diskutieren, ob man eine flächendeckende Versorgung sicherstellt und wer dafür die Kosten zu tragen hat. Wenn das die Krankenversicherungsträger seien sollen, dass ist entsprechend vorzusorgen, dass wir das leisten können. Das heißt: Es müssten Mittelzuteilungen an uns erfolgen“, sagt Günter Reiter von der Burgenländischen Gebietskrankenkasse.

Hebamme Eva Schranz bei der Beratung
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Die Stillgruppe von Hebamme Eva Schranz

Im Burgenland hat jede Frau Anspruch auf eine Hebamme, die auch über die Wichtigkeit des Stillens informieren kann. Jedoch herrscht ein Mangel an Hebammen mit Kassenvertrag. Derzeit sind nur sechs von zehn Stellen besetzt.

Land möchte handeln

In der Stillgruppe von Eva Schranz können Mütter alle Fragen stellen, die nach der Geburt aufkommen. Für Schranz liegt das Problem des Mangels darin, dass es für Hebammen im Burgenland keine eigene Ausbildung gibt. „Es wäre natürlich schön, wenn es Kooperationen geben würde und das Land Burgenland sich bemühen würde, dass man mit den FHs zusammenarbeitet, sodass man mehr Ausbildungsplätze sicherstellt und damit auch mehr Burgenländerinnen Hebamme werden“, so Hebamme Eva Schwarz.

Hebamme Eva Schranz
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Eva Schwarz hofft auf mehr Ausbildungsplätze für burgenländische Hebammen

Viele Frauen müssten deshalb eine Wahlhebamme in Anspruch nehmen – diese können sich jedoch nicht alle leisten. Beim Land Burgenland sei man sich des Problems bewusst. Man beschäftige sich bereits intensiv mit dem Thema, heißt es aus der Abteilung für Gesundheit und Soziales.

Kritik von der LBL

Aus der burgenländischen Landespolitik hat LBL-Obmann Manfred Kölly reagiert. „Es kann nicht sein, dass man hier als Land jahrelang zuschaut, nur sechs von zehn Kassenhebammenstellen besetzt sind und werdende Mütter auf eigene Kosten Wahlhebammen nehmen müssen“, so Kölly in einer Aussendung.