Wer die Osterkirche betrete, sei gefangen genommen von der Dynamik des Raumes, der sich kaskadenhaft nach oben schraube und im von oben belichteten Altarraum kulminiere, sagte Architekt Stefan Tenhalter. Der Bau sei kraftvoll, mit äußerster Konsequenz umgesetzt und kompromisslos. Oft werde die Sorgfalt übersehen, mit der die ganze Anlage an den Bauplatz situiert worden sei. Die zu klein gewordene alte Barockkirche in Oberwart wurde zur Aufbahrungshalle umfunktioniert. Sie, die Osterkirche, das Kontaktzentrum und der Pfarrhof umrahmen den zentralen Festplatz.
Siegerentwurf umgesetzt
Treibende Kraft für den Bau der Osterkirche war der damalige Stadtpfarrer von Oberwart, Ladislaus Triber. Bei dem Neubau habe man den Umstand berücksichtigen wollen, dass in Oberwart drei christliche Konfessionen beheimatet seien, sagte der Pfarrer in einem ORF-Beitrag aus dem Jahr 1969. Der Entwurf von Domenig und Huth ging als Sieger aus einem Architektenwettbewerb hervor.
Kurz vor dem Kirchenbau war die katholische Liturgie im Zweiten Vatikanischen Konzil reformiert worden. Die Architekten mussten darauf reagieren. Sie schufen einen Kirchenraum, in dem die Messbesucher von allen Plätzen aus das Geschehen im Altarraum optimal verfolgen können. Es gebe keine sichtbehindernden Säulen und Pfeiler und auch die Akustik sei sehr gut, sagte Stadtpfarrer Erich Seifner.
„Ausdruck einer Zeit des Aufbruchs“
Man könnte den Bau auch als Initialzündung verstehen, meinte Tenhalter. Architekt und Architekturkritiker Friedrich Achleitner habe ihn auch „Paukenschlag von Oberwart“ genannt. „Er ist Ausdruck einer Zeit des Aufbruchs“, so Tenhalter. Das Burgenland habe einen enormen Nachholbedarf gehabt und in den 1960er- und frühen 1970er-Jahren sei ein umfassendes Bauprogramm gestartet. Zum Jubiläum „50 Jahre Osterkirche“ gibt es derzeit auch die Ausstellung „Schöner Beton – na schön, Beton“ im Kontaktzentrum Oberwart. Sie beleuchtet auch die Diskussionen, die es seinerzeit über die Kirche gab, die heute als Meisterwerk des Brutalismus gilt.