Gleich nach der Sicherheitskontrolle im Foyer am Landesgericht Eisenstadt trifft man am Dienstag auf Helena Szankovich und Yveta Stromayer. Die beiden sind zwei von mehr als 20 beeideten und gerichtlich zertifizierten Gerichtsdolmetschern im Burgenland. Auf einem kleinen Stehtisch liegen Informationsblätter mit der Aufschrift „Mehr Geld! Jetzt“. Auf dem Boden haben sie einen Reisekoffer abgestellt. Darauf steht: „Bei uns ist mehr drin als ein Reisewortschatz – von unseren Geldbörsen kann man es leider nicht behaupten“.

Bessere Arbeitsbedingungen und mehr Gehalt
Helena Szankovich geht es um bessere Arbeitsbedingungen, konkret um mehr Gehalt: „Wir wollen erreichen, dass wir mehr Geld verdienen, und da ist einfach die Novellierung des Gebührenanpruchsgesetzes notwendig. Es fehlen viele Sachen in diesem Gesetz, die wir machen, aber es ist eine graue Zone, das ist gar nicht geregelt, deshalb muss das Gesetz geändert werden.“
25 Euro in der Stunde bekommt die gebürtige Slowakin. Sie lebt seit Jahren in Parndorf. Zu diesem Tarif kommt das amtliche Kilometergeld von 42 Cent pro Kilometer für die tägliche Hin- und Heimfahrt. Helena Szankovich hat ein mehrjähriges Dolmetsch-Studium in Wien abgeschlossen und ist wie ihre Kolleginnen und Kollegen – im Burgenland gibt es überwiegend Dolmetscherinnen – selbständig.

„Situation ist so schlimm, dass wir keinen Nachwuchs bekommen“
„Die Situation ist so schlimm, dass wir keinen Nachwuchs bekommen. Da sind die Kolleginnen und Kolleginnen mit 35 und 40 Jahren oft die jüngsten in den jeweiligen Sprachgruppen. Wir werden auch sehr viele Kolleginnen und Kollegen in den nächsten Jahren wegen des Alters verlieren“, so Szankovich.
Am Landesgericht Eisenstadt finden am Dienstag den ganzen Tag keine Dolmetsch- und Übersetzungsaktivitäten statt. Richter und Staatsanwälte wurden bereits im Vorfeld ersucht, für Dienstag keine Verhandlungen, für die Dolmetscher benötigt werden, anzuberaumen.