Patricia Spieß und Christian Drobits
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Politik

NR-Wahl-Interviews: Christian Drobits

Die Landesspitzenkandidaten für die Nationalratswahl beantworten im „Radio Burgenland Nachmittag“ die Fragen von ORF-Burgenland-Redakteurin Patricia Spieß. Am Freitag war Christian Drobits (SPÖ) zu Gast im ORF-Landesstudio.

Christian Drobits ist 51 Jahre alt und stammt aus Rotenturm an der Pinka. Dort ist er seit 2002 im Gemeindevorstand. Als Jurist und Leiter der Arbeiterkammer-Regionalstelle Oberwart hat er sich auf Arbeitsrecht und Dienstnehmerrechte spezialisiert. Im Juli 2015 zog Drobits mit einem Vorzugsstimmenmandat in den Landtag. Er hätte damals auch Nationalratsabgeordneter werden können, als Nachfolger von Norbert Darabos, der von Wien ins Burgenland wechselte.

Drobits war bei der Nationalratswahl 2013 Nummer Zwei hinter Darabos. Christian Drobits blieb im Landtag – er ist dort Bereichssprecher für Wirtschaft, Konsumentenschutz und Soziales. Im Nationalratswahlkampf ist Drobits Landesspitzenkandidat der SPÖ und führt den Regionalwahlkreis Süd an.

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Christian Drobits im Interview mit Patricia Spieß

Wahlwerbung mit Rauchfangkehrer

Zu seinem Wahlplakat, wo Drobits mit einem Rauchfangkehrer zu sehen ist, sagt er: „Dieser Rauchfangkehrer steht für viele Berufe, für viele Menschen die ich vertreten durfte und diesen Rauchfangkehrer habe ich vor vielen Jahren auch geholfen, weil er vier bis fünf Monate sein Geld nicht bekommen hat und seine Existenz gefährdet war. Durch rasche Hilfe konnte er den Privatkonkurs abwenden“, so Drobits.

Drobits wolle mit diesem Bild zeigen, dass es ihm wichtig sei diesen Menschen zu helfen. Man habe eine gute Struktur, aber die Gesetze würden oft nicht eingehalten werden, so Drobits. „‚Hand drauf!‘ heißt in diesem Zusammenhang, dass ich Handschlagqualität habe, das könnten auch andere Berufe als der Rauchfangkehrer sein“.

Wahlplakat Christian Drobits
Christian Drobits
Wahlplakat von Christian Drobits

„Möchte Rückgrat beweisen“

Auf die Frage, warum Christian Drobits für den Nationalrat kandidiert, sagte er im Interview: „Ich habe den Wählerinnen und Wählern gesagt, dass ich antreten werde, weil ich kein Mandat im Nationalrat erhalten habe, das war die Grundvoraussetzung. Was ich habe ist Rückgrat und das möchte ich auch beweisen“, so Drobits.

1.700 Mindestlohn als Wahlkampfthema

„Ich bin überzeugt davon, dass wir endlich den Wert der Arbeit bemessen müssen. Für mich ist eine Stunde Arbeit zumindest zehn Euro netto wert. Wenn man sich vorstellt, dass eine Reinigungskraft oder ein Fliesenleger, wie mein Papa, keine zehn Euro in der Stunde erhalten, finde ich das unfair“. Im Burgenland soll dieses Gesetz im Herbst beschlossen werden. „Für den Bund und die Bundesländer bin ich überzeugt, dass das auch kommen muss. Es wird notwendig sein, dass in den nächsten Monaten auch über Kollektivvertragsverhandlungen dieser Mindestlohn einfließen soll“. Für Klein- und Mittelunternehmer müsse es Übergangsregelungen geben, damit sie nicht überfordert werden, so Drobits.

Pflege: Drobits zu ÖVP Kritik

Im Wahlkampf ist die Pflege ein Thema – besonders auch im Burgenland. Nach dem rot-blauen Landespflegeplan soll es Förderungen nur mehr für gemeinnützige Pflegebetreiber geben und neue Heime nur ab einer Bettenanzahl von 60. ÖVP-Spitzenkandidatin Gaby Schwarz hat am Donnerstag von einer „Enteignung privater Betreiber“ gesprochen.

Drobits: „Von einer Enteignung sind wir weit weg. Private und öffentliche Betreiber haben die gleichen Voraussetzungen. Was wir wollen ist, dass mit der Not der Menschen nicht gespielt wird. Wir haben den Eindruck gewonnen, dass in Behinderten- und Pflegeeinrichtungen durchaus Gewinne gemacht wurden und diese Gewinnausschüttung ist nicht in das Personal und in die Qualität gelangt, sondern in irgendwelche Konten im Ausland oder bei anderen Personen. Wir wollen, dass das gemeinnützig verwendet wird“

Patricia Spieß und Christian Drobits
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Patricia Spieß und Christian Drobits im Radiostudio

Klimaschutz in Bundesverfassung verankern

Ein anderes Hauptthema im Wahlkampf ist der Klimaschutz. Patricia Spieß stellte die Frage, warum Drobits dafür sei, den Klimaschutz als Staatsziel in der Bundesverfassung zu verankern. Dazu Drobits: „Die Bundesverfassung ist doch das Instrument, wo man die wichtigsten Werte hineinschreiben muss, die Staatsziele. Der Klimaschutz muss ein Staatsziel werden. Ich bin dafür, dass man auch die Bewusstseinsbildung von den einzelnen Menschen anspricht“.

Wahlziel: Platz eins halten

Die SPÖ konnte im Burgenland bei der Nationalratswahl 2017 nur mehr knapp Platz eins verteidigen. SPÖ Parteichef Hans Peter Doskozil hat als Wahlziel das Halten der zwei SPÖ Mandate ausgegeben. Auf die Frage, ob die SPÖ den Kampf um Platz eins schon aufgegeben habe, sagte Drobits: „Platz eins im Burgenland ist immer das Ziel. Die SPÖ ist im Burgenland die Nummer eins. Wir haben ein sehr gutes Team und ich möchte Erster werden.“

Patricia Spieß: SPÖ Parteichef Hans Peter Doskozil konzentriert sich jetzt jedenfalls schon auf die Landtagswahl im Jänner – man hört auch, er grenze sich von der Nationalratswahl ab, um bei SPÖ Verlusten nicht beschädigt zu werden – ist das eine gute Taktik?

Christian Drobits: „Ich persönlich habe nicht das Gefühl, dass sich unser Landeshauptmann davon abgrenzt. Er hat mir persönlich die Unterstützung zugesagt und ich habe das was ich gebraucht habe, bis jetzt auch erhalten. Es wird viel hinein interpretiert, die Landtagswahl ist eine eigene Wahl. Die Nationalratswahl ist für mich auch eine Wahl, um zu schauen wie die SPÖ im Burgenland agiert.“

Koalition: „Werde keine Partei ausgrenzen“

Sowohl SPÖ als auch FPÖ schließen Rot-Blau im Bund aus. Dazu Drobits: „Ich werde vor einer Wahl niemals eine Partei ausgrenzen. Was nach einer Wahl ist, das muss man dann entscheiden. Die Freiheitliche Partei hat zumindest im Burgenland Handschlagqualität bewiesen und deshalb muss man sich die einzelnen Personen und Programme anschauen und auch schauen, was die Wählerinnen und Wähler am Wahltag wollen.“