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Chronik

6.500 Meter: Paragleiter erzählt von Absturz

Emanuel Schuster ist vergangene Woche mit seinem Gleitschirm in der Steiermark gestartet und im Burgenland in eine Gewitterzelle geraten. Sie zog ihn mehr als 6.500 Meter in die Höhe, in letzter Minute konnte sich der Steirer mit einem Notschirm retten und krachte schließlich in ein Ziegeldach in Stegersbach.

Der geplante gemütliche Ausflug am 19. Juli per Paragleitschirm ins Burgenland hätte für Emanuel Schuster beinahe in einer Katastrophe geendet: „Ich bin mit Freunden am Schöckl gestartet. Wir sind bis Bruck an der Mur geflogen, dort war das Wetter nicht mehr schön und wir sind zurückgeflogen und haben gesehen, dass im Burgenland schönstes Wetter ist. Plötzlich sehe ich auf der rechten Seite eine große Wolke über Oberwart. Ich habe versucht sie südlich zu umfliegen, im schönen Sonnenschein, das hat sich aber als Trugschluss erwiesen, denn dort ist die nächste Gewitterzelle entstanden. Sie hat mich dann innerhalb einer halben Stunde plötzlich auf 6.500 Meter hinaufgezogen“, erzählte Schuster.

Dass er trotz seiner Orientierungslosigkeit wusste, wie hoch ihn die Gewitterzelle in die Luft gewirbelt hatte, verdankt der Paragleiter einem GPS bzw. Luftdruckmessgerät – in Anlehnung an ein Flugzeug auch Cockpit genannt. Darauf konnte er die Flughöhe ablesen.

Emanuel Schuster
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Vor allem die Hände wurden durch die Kälte auf 6.500 Meter in Mitleidenschaft gezogen

Schirm wurde durch die Kälte flugunfähig

„Oben war dann der Schirm vereist, minus 25 Grad, Fluggeschwindigkeiten um die 100 km/h. Der Schirm ist dann durch das ganze Eis flugunfähig geworden. Ich bin dann wieder hinunter gesunken auf 2.000 Meter und musste den Rettungsschirm werfen, um eine annähernd sanfte Landung zu ermöglichen. Der Wind hat mich dann allerdings nach Stegersbach getrieben und mitten in der Ortschaft auf einem Garagendach zur Landung gebracht“, so Schuster.

Das eingeschlagene Dach
Privat
Auf diesem Garagendach landete Emanuel Schuster

Hausbesitzer wurde Augenzeuge

Augenzeuge der ungewollten Dachlandung in Stegersbach wurde zufällig der Hausbesitzer. „Ich war beim Abendessen und habe gehört wie jemand geschrien hat ‚Au Au Au‘ und dann sehe ich wie er zwischen dem Dach und dem Haus bei mir vorbeischwebt und auf dem Dach dann gelandet ist“, erzählte Josef Hofer aus Stegersbach. Der Aufprall war so heftig, dass der Mann sogar das Ziegeldach durchschlug. Josef Hofer setzte sofort die Rettungskette in Gang, wenige Minuten später wurde der Verunglückte mit dem Rettungshubschrauber nach Graz geflogen.

Trotz Aufprall keine schweren Verletzungen

„Zum Glück habe ich mir bei der Landung keine stärkeren Verletzungen zugezogen. Es blieb bei einer Platzwunde am Ellbogen, die wurde genäht, und bei Abschürfungen und einer angebrochenen Rippe. Das größere Problem waren die Hände, sie hatten Erfrierungen und das wird jetzt noch gut zwei bis drei Wochen brauchen, bis ich meine Finger wieder vollständig bewegen und auch spüren kann“, so Schuster.

Emanuel Schuster mit Kurt Krenn
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Emanuel Schuster im Gespräch mit ORF-Burgenland-Redakteur Kurt Krenn

„Wusste nicht ob ich in Oberwart oder Ungarn rauskomme“

Emanuel Schuster ist seit zwölf Jahren ein begeisterter Paragleiter und absolvierte bereits weit mehr als 3.000 Starts. Ein derartiges Wetterphänomen hat er allerdings noch nie erlebt. „Ich war die ganze letzte Stunde in der Wolke orientierungslos. Es war stockfinster, ich konnte nicht einmal mein eigenes Fluggerät sehen. Durch Hagel, Eis, Schneeregen, Blitz und Donner war es unmöglich etwas zu erkennen. Also ob ich jetzt in Oberwart oder in Ungarn rauskomme, wusste ich nicht“, so Schuster.

In wenigen Wochen will der Glasbautechniker wieder starten. Alles in allem hatte der 45-Jährige großes Glück im Unglück und nicht nur das: Seit drei Wochen ist er auch stolzer Papa eines Sohnes.