Plan, Hafen, Fertörakos
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Chronik

Großprojekt Fertörakos: Sorge um Nationalpark

Der Ausbau des Hafens in Fertörakos auf der ungarischen Seite des Neusiedler Sees hat bereits begonnen, aber es gibt kaum detaillierte Informationen zu dem Millionenprojekt. Kritiker befürchten auch negative Auswirkungen auf den Nationalpark.

Auf 52 Hektar entsteht in Fertörakos direkt am Neusiedler See eine große Anlage unter anderem mit mehreren Häfen, einem Hotel und einem Ökozentrum. Ins Detail will der Direktor der Errichtergesellschaft Bela Karpati allerdings nicht gehen: Die Investition entspreche der internationalen Rechtslage, es seien alle Umweltschutzgenehmigungen vorhanden und man werde weiterhin nach geltendem Recht vorgehen.

Holzhäuser auf Plänen nicht mehr eingezeichnet

Das Schicksal der Holzhäuser im See sei noch nicht entschieden, sagte Karpati. Aber die Luft für die Eigentümer werde immer dünner, so Karpati wörtlich. Auf den jüngsten Plänen, die dem ORF Burgenland zur Verfügung gestellt wurden, sind die Häuser auch nicht mehr eingezeichnet.

Hafen, Fertörakos
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Das Schicksal der Holzhäuser sei noch nicht entschieden, so die Errichtergesellschaft

Kritik an Größe des Projektes

Das Großprojekt ist mittlerweile zu einem Wahlkampfthema im Vorfeld der Kommunalwahlen in Ungarn geworden. Koloman Brenner, Nationalratsabgeordneter der rechten Jobbik-Partei, kritisierte die Größe des Projekts: „Zu viel Beton, zu großes Hotel, zu viele Schiffsanlageplätze und zu wenig Platz für die Menschen aus der Soproner Region.“ Brenner lud andere Soproner Oppositionsparteien und Bürgerinitiativen zu einem Lokalaugenschein. Über eine ungarische Bürgerinitiative kam auch die Landessprecherin der Grünen, Regina Petrik, zu diesem Treffen.

Plan , Hafen, Fertörakos
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Plan des Projektes im Hafen von Fertörakos

Petrik fürchtet um Welterbe-Status

Sie sehe das Projekt sehr kritisch, sagte Petrik. Man habe eine klare Ansage, dass das Neusiedler-See-Ufer auf der ungarischen Seite verbaut und mit hochpreisigen Tourismusprojekten besetzt werden solle. Das sei sicher etwas, das für das Welterbe Neusiedler See schädlich sei. „Ich fürchte, dass da sogar eine Aberkennung die Folge sein könnte“, so Petrik.

Laut dem Direktor des Nationalparks Neusiedler See – Seewinkel, Johannes Ehrenfeldner, könnte die Größe des Projekts Auswirkungen auf die burgenländische Seite haben. Es solle ja eine Marina mit 500 Liegeplätzen für alle möglichen Boote entstehen und die Auswirkungen des Tourismus, der Bootsbesitzer und der hohen Frequenz an Menschen könnten auch den österreichischen Teil des Nationalparks wirklich betreffen. Anderseits werde in Fertörakos keine unberührte Naturlandschaft verbaut, sondern eine bestehende Infrastruktur modernisiert, schränkte Ehrenfeldner ein.

Zinggl: Zu wenig Informationen für Beurteilung

Das Land Burgenland habe bisher alle Möglichkeiten ergriffen, um Informationen zu den geplanten Projekten in Fertörakos zu erhalten, sagte der Leiter des Hauptreferats Landesplanung, Peter Zinggl. Man habe mehrfach die ungarischen Welterbe-Stellen kontaktiert. Außerdem sei das Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus als Kontaktstelle für grenzüberschreitende Genehmigungsverfahren um Unterstützung ersucht worden.

„Auf Basis der derzeit vorliegenden Informationen können die Auswirkungen auf das Welterbegebiet Neusiedlersee – Fertö nicht beurteilt werden“, so Zinggl. Das Land Burgenland sei mit den zuständigen UNESCO-Stellen zu dieser Problematik in ständigem Kontakt, um den Welterbe-Status abzusichern.