Aus für „Haus Weiss“ in Spitzzicken

Mehr als 40 Jahre lang lebten im Haus Weiss Kinder und Jugendliche aus schwierigen Verhältnissen miteinander. Jetzt muss diese sozialpädagogische Einrichtung zusperren. Das Aus hat mit dem neuen Kinder- und Jugendhilfegesetz zu tun.

Die sozialpädagogische Wohngemeinschaft in Spitzzicken (Bezirk Oberwart) wurde im Jahr 1977 von Karoline Weiss gegründet. Als Geschäftsführer leitet heute ihr Sohn Robert die Geschicke des Hauses. Nach mehr als 40 Jahren muss die Einrichtung mit Ende Juni schließen. Ein Grund dafür sind auch neue Bestimmungen im Kinder- und Jugendgesetz.

Investitionsrisiko laut Betreiber zu hoch

Diese besagen, dass Kinder ab einem Alter von zehn Jahren ein eigenes Zimmer bekommen müssen. Nach mehreren Renovierungsarbeiten in den vergangenen Jahren geht sich diese Rechnung nun für Geschäftsführer Weiss einfach nicht mehr aus. Man sei froh, dass man die bisherigen Investitionen ohne Kredit bewerkstelligen habe können. Für neue Zimmer müsste man nun noch einmal investieren und einen Kredit aufnehmen, und da sei das Risiko einfach zu groß, sagte Weiss.

Mit dem neuen Kinder- und Jugendgesetz hadere man aber nicht, wie Weiss betonte. Das sei vom Pädagogischen her sicher sehr gut und damit könne man gut arbeiten. Diese Einrichtung mit Einzelzimmern treffe es allerdings wirklich sehr hart. „Das kann man jetzt sehen, wie man möchte. Manche können gut damit leben, wir haben eben ein Problem“, sagte Weiss.

WG-Bewohner kommen nun in Bernstein unter

Insgesamt acht Kinder und Jugendliche der Wohngemeinschaft ziehen in den kommenden Monaten ohnehin aus, weil sie schon alt genug sind oder weil sich die Verhältnisse zu Hause wieder beruhigt haben. Die restlichen fünf Kinder werden zukünftig in die zweite sozialpädagogische Wohngemeinschaft von Weiss in Bernstein (Bezirk Oberwart) einziehen. Dort sei auch Platz, so Weiss. Man habe bewusst nicht nachbesetzt, um damit Platz für diese fünf Kinder zu schaffen. Die WG in Bernstein sei dann wieder vollständig ausgelastet und man könne wieder gut arbeiten, sagte Weiss.

Aufgrund der Schließung des Hauses in Spitzzicken wurden die Dienstverhältnisse mit insgesamt acht Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern beendet. Gemeinsam mit dem Land soll nun eine sinnvolle Nachnutzung für das Haus gefunden werden. Soziallandesrat Christian Illedits (SPÖ) sagte, dass sich das Land zu hohen Qualitätsstandards bekenne. Man verwies aber auch darauf, dass es für die Betreiber eine Frist von fünf Jahren gebe, um Gebäude gegebenenfalls entsprechend adaptieren zu können. Für die gekündigten Mitarbeiter des Hauses wolle man seitens des Landes neue Jobs vermitteln, so Illedits.

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