Suche nach NS-Opfern: Kein Hinweis auf Grab

In Rechnitz (Bezirk Oberwart) ist ein weiterer Versuch gestartet worden, das Massengrab von 180 bei einem Massaker im März 1945 ermordeten ungarischen Juden zu finden. Bis auf eine Granate wurde nichts gefunden.

Die Suche konzentrierte sich diesmal auf ein Waldstück namens „Remise“. Zwei Tage wurde dort intensiv nach Spuren des Massakers gesucht. Leider auch diesmal „mit negativem Ergebnis“, wie Grabungsleiter Franz Sauer vom Bundesdenkmalamt am Donnerstag in Rechnitz vor Journalisten sagte. „Wir werden natürlich weitermachen“, sagte Sauer.

Grabungen in Rechnitz

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Grabungen in der „Remise“

Im Vorjahr habe der Südburgenländer Erich Deutsch mit ihm Kontakt aufgenommen und den Hinweis gegeben, dass die Opfer des Massakers nicht an einem bisher angenommenen Ort erschossen worden seien, sondern in einem Bereich, den der Großvater von Deutsch diesem gegenüber als „Judenwaldl“ bezeichnet habe. „Wir sind dann zum Schluss gekommen, dieses sogenannte Judenwaldl ist die ‚Remise‘“, schilderte Sauer.

Verdachtsflächen mehr als 30 Hektar groß

Im Vorjahr wurde das Waldstück mit Metalldetektoren durchsucht, und nachdem einige Patronen gefunden wurde, beschloss man, die ehemaligen Schützengräben auf einer Länge von 300 Metern komplett auszuheben. Bis auf eine Granate und einen Karabiner sei nichts gefunden worden, so Sauer. Die Verdachtsflächen seien insgesamt mehr als 30 Hektar groß - so eine Fläche könne man „nicht von heute auf morgen untersuchen“, sagte Sauer.

Seit Jahren maßgeblich an der Suche nach dem Grab beteiligt ist der Verein RE.F.U.G.I.U.S. „Wir versuchen das auch öffentlich zu machen und zu schauen, dass Leute bereit sind, uns mögliche Orte zu sagen, wo das Massaker stattgefunden haben könnte“, so Vereinsmitglied Horst Horvath.

Gabor Vadasz

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Gabor Vadasz, Nachkomme eines Opfers

Immer wenn die Hoffnung besteht, dass die Opfer gefunden werden könnten, reist der Budapester Gabor Vadasz nach Rechnitz - mehr dazu in Massaker von Rechnitz: Sohn sucht Grab. Er ist der wohl einzige Nachkomme eines der Opfer. Er sei zutiefst verzweifelt, denn er habe diesmal sehr große Hoffnungen gehabt, sagte der 82-Jährige. Es war die bereits 16. Suchaktion, und die Suche werde fortgesetzt, hieß es vom Bundesdenkmalamt.

Massaker wenige Tage vor Kriegsende

Die Kriegshandlungen waren nur noch wenige Kilometer entfernt, als am 24. März 1945 nach Informationen der Gedenkinitiative RE.F.U.G.I.U.S. an die 1.000 ungarische Jüdinnen und Juden vom Lager in Köszeg/Güns (Ungarn) mit der Eisenbahn über die Grenze in den kleinen Ort Burg (Ortsteil von Hannersdorf, Bezirk Oberwart) transportiert wurden. 200 Männer, bereits zu krank und zu schwach für den Arbeitseinsatz, der unter anderem im Ausheben von Gräben bestand, wurden einige Kilometer zurück zum Bahnhof Rechnitz gebracht.

Am selben Abend fand im Schloss Batthyany in Rechnitz ein NSDAP-Kameradschaftsfest statt, an dem etwa 40 bis 50 Personen teilgenommen haben dürften. Laut den Aussagen von Zeugen erhielt der NSDAP-Ortsgruppenleiter Franz Podezin einen Anruf und ließ daraufhin 15 Männer bewaffnen.

Die Gruppe machte sich vom Schloss auf den Weg in die Nähe des sogenannten Kreuzstadls, wohin in der Zwischenzeit die bereits völlig erschöpften Juden gebracht worden waren. Nach Mitternacht ermordeten sie 180 Menschen. Nach dem Massaker kehrten sie ins Schloss zurück, wo weiter gefeiert wurde. Das Grab der Ermordeten wurde bis heute nicht gefunden.

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