Koch zu Karfreitag: „Minderheitenrecht verletzt“

Die türkis-blaue Bundesregierung hat am Dienstag neuerlich eine Lösung für den Karfreitag präsentiert. Demnach ist der Karfreitag künftig für niemanden mehr ein Feiertag. Stattdessen kann man sich einen Urlaubstag für die Regligionsausübung nehmen.

Bislang hatten evangelische Christen an ihrem wichtigsten Feiertag, dem Karfreitag, bislang frei oder haben einen entsprechenden Feiertagszuschlag bekommen, wenn sie arbeiten mussten. Nach der „halben“ Feiertagsregelung für alle ab 14.00 Uhr und entsprechender Kritik von nahezu allen Seiten, ruderte die Bundesregierung am Dienstag wieder zurück. Künftig soll der Karfreitag für niemanden mehr ein Feiertag sein.

Koch bedauert Entscheidung

Stattdessen kann man sich nun, egal an welchem Tag im Jahr, eine Art persönlichen Feiertag nehmen, der aber auf Kosten eines Urlaubstages geht. Superintendent Manfred Koch bedauerte die Entscheidung für die rund 35.000 evangelischen Christen im Burgenland. Auf Nachfrage des ORF-Burgenland sagte er, dass die Streichung des Karfreitages inhaltlich sehr weh tue, weil damit einfach eine Minderheit in die Ecke gestellt worden sei, so Koch. Die Evangelischen seien im Burgenland eine zugegeben starke Minderheit. Dadurch, dass sie dieser Feiertag jetzt einen Urlaubstag kosten würde, sei Minderheitenrecht missachtet worden, sagte Koch. Er hätte sich einen zusätzlichen Urlaubstag für alle erwartet.

Manfred Koch beim Karfreitagsgottesdienst in Neufeld an der Leitha

ORF

Superintendent Manfred Koch hätte sich einen Feiertag für alle erhofft

Klare Positionen der Kammern

Verärgert zeigten sich auch Arbeitnehmervertreter. Arbeiterkammerpräsident Gerhard Michalitsch sagte, dass die Diskussion rund um den Karfreitag nun mit einer deutlichen Verschlechterung für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ende. Die Bundesregierung begleiche weiter ihre Wahlkampf-Schulden an die Wirtschaft, so Michalitsch.

Nach den zahlreichen arbeitnehmerfeindlichen Maßnahmen wie dem Zwölfstundenarbeitstag folge nun der nächste Akt gegen Arbeitnehmer, hieß es seitens des ÖGB. Seitens der Wirtschaft hingegen sprach man von einem vernünftigen Kompromiss. Nun liege ein klarer Plan auf dem Tisch, der auch die Wirtschaft nicht überfordere und Rechtssicherheit garantiere, hieß es seitens der Wirtschaftskammer.

Politische Reaktionen unterschiedlich

SPÖ-Landesgeschäftsführer Christian Dax sprach hingegen von einer „Verarsche“. Die Bundesregierung verkaufe die Arbeitnehmer für dumm, sagte Dax. Die Menschen würden in dieser Politik keine Rolle mehr spielen. Diese Regelung sei ein weiterer Sieg für Industrie und Wirtschaft, so Dax. Zufrieden mit der neuen Lösung zeigte sich der Koalitionspartner im Burgenland, die FPÖ. Von der „besten denkbaren Lösung“ sprach FPÖ-Klubobmann Geza Molnar.

Der selbst gewählte persönliche Feiertag muss künftig drei Monate zuvor beim Arbeitgeber angemeldet werden. Muss man auf Wunsch des Arbeitgebers dennoch an diesem Tag arbeiten, gibt es für diesen Tag einen Feiertagszuschlag. Diese neue Regelung soll bereits für den kommenden Karfreitag, den 19. April, gelten.

Als unausgegoren und lächerlich kritisiert der Landtagsabgeordnete des Bündnis Liste Burgenland Manfred Kölly die Lösung der Karfreitagsfrage: "Dabei kann es sich wohl nur um einen Faschingsscherz handeln. Zuerst war die Rede von einem halben Feiertag, nun ist es kein Feiertag, an dem man sich aber Urlaub nehmen kann, wenn man will. Das ist keine Lösung.“

Doskozil: Karfreitag als Feiertag

Hans Peter Doskozil (SPÖ) spricht sich für einen Karfreitag als Feiertag aus. Hier sei „kein Kniefall vor der Industrie und vor der Wirtschaft zu machen“, sondern „im Sinne dieses Erkenntnisses (des EuGH Anm.), im Sinne auch unserer Traditionen, unserer religiösen Traditionen“ ein Feiertag einzurichten, meinte er am Mittwoch. Eisenstadts Diözesanbischof Ägidius Zsifkovics sprach von einer „Diskriminierung“ - mehr dazu in Bischof: Karfreitagslösung ist „Diskriminierung“.

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