Halber Feiertag: Karfreitag als Streitthema

Der Karfreitag wird ein halber Feiertag. Ab 14.00Uhr sollen Arbeitnehmer aller Konfessionen frei haben. Dieses am Dienstag präsentierte Vorhaben der Bundesregierung stößt auf breite Ablehnung. Kritik kommt auch von den Kirchen.

Mit dieser Lösung werde den Evangelischen ein habler Feiertag genommen, an dem viele Gläubige schon am Vormittag den Gottesdienst besuchen wollen, so der evangelisch-lutherische Bischof Michael Bünker.

„Sinn des Feiertages erschließt sich nicht mehr“

Der Karfreitag sei aus theologischer Sicht besonders wichtig. Die Evangelischen würden nun eindeutig schlechter gestellt, sagte auch Christa Grabenhofer. Sie ist als Superintendentialkuratorin die weltliche Sprecherin der Evangelischen Glaubensgemeinschaft im Burgenland.

Es gehe darum, dass dieses Bewusstsein, dass der Karfreitag ein ganz wichtiger Tag, ein Tag von evangelischer Identifikation, damit falle. Das sei dann nicht mehr sichtbar, wenn es für alle eine zweite Tageshälfte geben würde, die quasi für frei erklärt werde. Der Sinn des Feiertages erschließe sich einem nicht mehr und das sei das Problem dabei, sagte Grabenhofer.

Arbeiter- und Wirtschaftskammer gegen Regelung

Dass der Karfreitag jetzt zum halben Feiertag für alle erklärt wird, stößt auch bei der Arbeiterkammer und der Wirtschaftskammer auf Ablehnung, wenn auch aus völlig verschiedenen Gründen. Arbeiterkammerpräsident Gerhard Michalitsch sprach am Dienstag von einem weiteren Kniefall der Bundesregierung vor Wirtschaft und Industrie. Er schlug vor, dass der Karfreitag für alle frei sein oder als frei wählbarer, zusätzlicher Urlaubstag eingeführt werden sollte.

Auch die Wirtschaft ist mit dem vorgeschlagenen Kompromiss nicht wirklich glücklich. Die entstehenden Kosten müssten vom Bund ersetzt werden. Landeshauptmannstellvertreter Johann Tschürtz (FPÖ), er ist selbst evangelisch, hatte einen freien Tag für alle gefordert. Die am Dienstag präsentierte Lösung nehme er zur Kenntnis, so Tschürtz.

Als „Augenauswischerei“ bezeichnet SPÖ-Arbeitsmarktsprecher Robert Hergovich die Lösung für den Karfreitag: „Ein halber Feiertag ist ein neuerlicher Kniefall vor der Wirtschaft und eine eindeutige Verschlechterung für die Arbeitnehmer. Denn unterm Strich gibt es weniger bezahlte Freizeit – sowohl für die Arbeitnehmer, die bisher Anspruch auf einen ganzen Urlaubstag hatten, als auch für jene, die diesen Anspruch in Zukunft laut EUGH-Urteil gehabt hätten.“ Fair wäre gewesen, den Karfreitag generell zum Urlaubstag für alle zu machen, so Hergovich.

Die neue Karfreitags-Regelung soll jedenfalls schon heuer am Karfreitag, dem 19. April, in Kraft sein.

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