Virtuelles Denkmal für Eisenstädter Juden

Rund 500 Juden haben schätzungsweise 1938 in der Landeshauptstadt gelebt, als die Nationalsozialisten sie vertrieben und ermordet haben. Die Grünen Eisenstadt wollen in einem Multimediaprojekt an sie erinnern.

Die Grünen möchten den Eisenstädterinnen und Eisenstädtern jüdischer Herkunft einen Platz geben, der Erinnern, Nachdenken und Gedenken möglich machen soll. In Eisenstadt gibt es bis heute kein Denkmal, das an sie erinnert. Weder an ihr Leben in der Stadt, noch daran, dass nur die Hälfte der Eisenstädter Juden die Shoa überlebt hat.

Mitten unter uns Eisenstädter Juden

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„Mitten unter uns“: Das Projekt wird laufend erweitert

„Es ist ein Teil der Stadtgeschichte. In unserer Grünen Ortsgruppe gibt es viele Zugezogene. Gerade wenn man nach Eisenstadt zugezogen ist, erstaunt es ein wenig, dass es kein Denkmal gibt und dass es kein Denkmal gibt und es im Gedenkjahr 2018 so wenig bis gar keine Veranstaltungen in Eisenstadt gegeben hat. Da haben wir uns gedacht, dass wir selbst etwas machen wollen“, so Anja Gemeinderätin Haider-Wallner (Die Grünen).

Steiner weist Kritik der Grünen zurück

Es gibt zwei allgemeine Gedenktafeln in Eisenstadt im Zusamenhang mit dem Holocaust: Eine an jenem Ort, an dem der Eingang der zerstörten Synagoge war und eine am Landhaus, die an alle Opfer des Nationalsozialismus erinnert. Ein eigenes, dass an jüdisches Leben in der Stadt erinnert, gibt es nicht, so lautet die Kritik der Grünen an der Stadt.

Bürgermeister Thomas Steiner (ÖVP) weist die Vorwürfe zurück und spricht von einer „sehr, sehr intensiven“ Zusammenarbeit mit dem Österreichischen Jüdischen Museum. „Es gibt immer wieder Initiativen, die wir gerne unterstützen. Wir haben das Österreichische Jüdische Museum, das an sich schon ein Denkmal ist. Wir haben die zwei jüdischen Friedhöfe“, so Steiner. Er verweist auch auf die Aktion „Hier liegt geborgen“, bei der Grabsteine in akribischer Kleinarbeit dokumentiert und mit einem QR-Code versehen wurden - mehr dazu in Jüdische Grabsteine entziffert.

Virtuelles Erinnern

Die Grünen Eisenstadt haben jedenfalls ein virtuelles Denkmal errichtet. Es heißt „Mitten unter uns“. Denn Jüdinnen und Juden haben durchaus nicht nur im jüdischen Viertel gelebt, sondern in der ganzen Stadt. Neun Schicksale wurden herausgegriffen und in Videoporträts umrissen. Die Videos werden bis zum 27. Jänner, dem Holocaust-Gedenktag, nach und nach im Internet veröffentlicht.

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Die Gedenktafel erinnert an die zerstörte Eisenstädter Synagoge

„Berührt hat mich das Schicksal des Eugen Schneider. Er hat in Eisenstadt beim Weinhändler Wolf gearbeitet. Er war politisch auffällig und wollte emigrieren. Die Schiffskarten für ihn und die Mutter waren schon besorgt, das Visum hat gefehlt. Als er nach dem Einmarsch mit dem Bus nach Wien fahren will, wird er erkannt und vom Fleck weg verhaftet. Er kommt danach nach Dachau und später nach Buchenwald. So sehr ihn seine Tochter bestürmt haben um ihnen zu sagen, wer ihn verraten hat - er hat sein Geheimnis mit in die Ewigkeit genommen“, so Projektleiterin Christiane Moritz.

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