Brennendes Windrad: Prozess vertagt

Der Prozess gegen einen 41-jährigen Techniker, der für den Brand eines Windrades bei Gols im Dezember 2017 verantwortlich sein soll, ist am Dienstagvormittag vertagt worden. Der Angeklagte hat sich nicht schuldig bekannt.

Es habe sich laut einem Sachverständigen gezeigt, dass die Techniker jener Firma, die die Windräder in Gols gewartet haben, nicht ausreichend geschult wurden. Der Angeklagte und sein Kollege, die bei dem Brand des Windrades im Dezember 2017 beide schwere Verbrennungen erlitten haben, haben während ihrer gesamten Tätigkeit für die Wartungsfirma keine einzige elektrotechnische Schulung erhalten - das bestätigten die beiden Techniker.

Prozess, Angeklagter

ORF/Ulber

Der Angeklagte beim Prozess

Die Männer - ein Elektroinstallateur und ein Mechatroniker - sollten an dem verhängnisvollen Tag eine Sicherung entfernen, die hinter einen Leistungskasten gefallen war. Üblicherweise sollte dafür der Strom komplett abgeschaltet sein. In der gesamten Wartungsfirma war aber nur ein Vorgesetzter dafür zuständig, und dieser war an jenem Tag auf Urlaub.

„Damit uns der Chef nicht hinausschmeisst“

Um die Arbeit dennoch zu erledigen - „damit uns der Chef nicht hinausschmeisst“, so der Angeklagte wörtlich - hat er sogenannte Elektrikerschutzhandschuhe übergestreift und wollte damit die Sicherung hinter dem Kasten entfernen. Es sei ihm bewusst gewesen, dass Strom da war, sagt der Angeklagte. Sein Kollege, der heute als Zeuge geladen war, meinte, er hatte Bedenken, weil eine Spannung da war.

Durch das Herausholen der Sicherung mit dem Elektrikerhandschuh wurde ein Kurzschluss verursacht, der zum Großbrand des Windrades geführt hat. Dabei ist ein sogenannter Lichtbogen entstanden. In weiterer Folge haben Flammen auf den Angeklagten und seinen Kollegen übergegriffen. Beide Männer erlitten Verbrennungen 2. und 3. Grades am Gesicht und an den Händen.

Brennende Windräder in Gols

Norbert Wurm

Das brennende Windrad im Dezember 2017

Der Angeklagte ist bis heute im Krankenstand - er hat auch ein Inhalationstrauma erlitten. Demnächst wird er an der Luftröhre operiert. Wann er wieder arbeitsfähig ist, ist unklar. Der Prozess wird Mitte März fortgesetzt. Weitere Zeugen werden geladen, darunter auch die Vorgesetzten des Angeklagten.

Windradbrand kurz vor Weihnachten

Der Brand des Windrades bei Gols hat wenige Tage vor Weihnachten 2017 für großes Aufsehen gesorgt - mehr dazu in Gols: Windrad in Flammen. Bei Wartungsarbeiten lösten damals zwei Techniker in 100 Metern Höhe einen Großbrand aus. Die beiden Männer - damals 21 und 40 Jahre alt - wurden schwer verletzt, schafften es aber noch, vom Turm herabzusteigen. Sie wurden mit schweren Verbrennungen ins Krankenhaus geflogen.

Abgebranntes Windrad

ORF/Christian Hofmann

Das Windrad nach dem Brand

Der Ältere der beiden - er stammt aus dem Bezirk Neusiedl am See - musste sich am Dienstag am Landesgericht Eisenstadt verantworten. Laut Staatsanwaltschaft besteht der Verdacht, dass er den Brand verursacht hat. Die Anklage lautet u. a. auf fahrlässiges Herbeiführen einer Feuersbrunst.

Beide Männer wurden schwer verletzt

Der Nordburgenländer soll bei den Wartungsarbeiten entgegen den Richtlinien der Elektroschutzverordnung und nicht den Sicherheits- und Warnhinweisen der Bedienungsanleitung entsprechend hantiert haben. Der Angeklagte und sein Kollege wurden bei dem Brand der Windradgondel schwer verletzt, daher muss sich der Mann auch wegen des Verdachts der schweren Körperverletzung vor Gericht verantworten. Der Mann bekennt sich nicht schuldig.

Das ausgebrannte Windrad ist mittlerweile abgebaut worden. Es stand im Eigentum der Energie Burgenland Windkraft und hat bei der Errichtung rund 1,5 Millionen Euro gekostet. Die beiden Techniker waren Mitarbeiter einer Wartungsfirma.

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