Zivilcourage gegen häusliche Gewalt

Bis 10. Dezember wird während der „16 Tage gegen Gewalt“ weltweit auf das Ausmaß und die verschiedenen Ausprägungen von Gewalt gegen Frauen aufmerksam gemacht. Anstatt zu helfen schauen viele weg.

Seit Anfang 2018 hat es in Österreich schon 34 Morde an Frauen und Mädchen gegeben. Österreich rangiert damit in einem traurigen Spitzenfeld. Durch Zivilcourage könnte oft geholfen werden, doch davon gibt es immer weniger.

Fachvorträge zum Thema häusliche Gewalt

Im Zuge einer Vortragsreihe der Frauenservicestelle „Die Tür“ gemeinsam mit der Landespoliezidirektion haben Expertinnen und Experten Einblick in ihre Arbeit gegeben und ihr Wissen weitergegeben, so Elke Aufner-Hergovich, Geschäftsführerin der Frauenservicestelle „Die Tür“: „Wir arbeiten ja sehr eng mit dem Gewaltschutzzentrum, mit der Polizei zusammen. Und es ist ganz wichtig, dass alle, die mit solchen Situationen konfrontiert sind, gut zusammenarbeiten, sich gut vernetzen und austauschen.“

Gewalt gegen Frauen

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Mitarbeiter verschiedener Institutionen, die mit Gewalt zu tun haben, wurden zu den Fachvorträgen eingeladen

Laut UN Women Statistik 2018 ist weltweit immer noch jede dritte Frau Opfer physischer und/oder sexueller Gewalt.

Meisten Fälle im Familienkreis

Die Zahlen sind alarmierend, auch für Landespolizeidirektorstellvertreter Christian Stella: „Es ist leider traurige Tatsache, dass Österreich hier Spitzenreiter ist, im internationalen Feld. Wir haben, bezogen auf die Bevölkerung, die meisten toten Frauen momentan. Das nächste Problem ist, wir wissen, dass vor allem diese Fälle hauptsächlich im Familienkreis stattfinden oder in den eigenen vier Wänden. Also es ist nicht der Unbekannte oder irgendjemand Fremder, es ist meistens der eigene Familienkreis. Es sind meistens Taten im Affekt, die hier stattfinden.“

Gewalt gegen Frauen

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Expertinnen und Experten gaben ihre Erfahrungen und ihr Wissen weiter

Frauen-Helpline gegen Gewalt: 0800 222 555

Zivilcourage: Hinschauen und helfen

Zivilcourage, also hinschauen und helfen, gibt es immer seltener. „Man darf nicht wegschauen, also wenn man im Bekanntenkreis, in der Nachbarschaft Gewalt erlebt, oder davon hört, dann soll man sich couragiert verhalten, die Polizei rufen und einschreiten“, so Aufner-Hergovich.

Gewalt gegen Frauen

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Auch Staatssekretärin Karoline Edtstadler (ÖVP) und Landesrätin Astrid Eisenkopf (SPÖ) sprachen über Gewalt gegen Frauen

Tabus brechen und Vermutungen melden

Sich selbst soll man dabei aber nicht in Gefahr bringen, da sind sich Aufner-Hergovich und Stella einig. „Wir haben momentan eine Gesellschaft, in der es den meisten Menschen egal ist, was in der Nachbarwohnung passiert. Aber Zivilcourage heißt einfach, wenn ich etwas wahrnehme, wenn ich Vermutungen habe, mich vertrauensvoll an die Polizei zu wenden, dass die dann die weiteren Schritte setzt“, so Stella.

Gewalt gegen Frauen

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Stella, Eisenkopf, Edtstadler, Aufner-Hergovich und Huber

Während man in der Stadt mit der Anonymität kämpfe, gelte es am Land Tabus zu brechen. Werden Schutzeinrichtungen oder die Polizei rechtzeitig informiert, könnten viele schlimme Gewaltdelikte verhindert werden, so der Landespolizeidirektorstellvertreter.

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