„Die Welle“: Film wird vorerst nicht mehr gezeigt

Der Fall einer Schule, in der einige der Schüler in den Pausen den Film „Die Welle“ nachgespielt haben sollen, hat nicht nur Ermittlungen der Justiz nach sich gezogen. Bildungsdirektor Heinz Josef Zitz nahm am Freitag erneut dazu Stellung.

Seit 1981 gibt es den Film " Die Welle" - seit vielen Jahren wird er auch im Burgenland in den Schulen im Deutsch- oder Geschichtsunterricht gezeigt und analysiert. Er handelt von einem aus dem Ruder gelaufenen Experiment zur Verdeutlichung des NS-Regimes auf einer Highschool in den USA.

Passiert ist nach der Filmvorführung nie etwas - bis zum März des heurigen Jahres. In der Neuen Mittelschule in Zurndorf animierte der Film einige Schüler dazu, das Hitlerregime in den Pausen nachzustellen, wie die Tageszeitung „Kurier“ berichtete. Mittlerweile ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen fünf Schüler und der Film wird in den burgenländischen Schulen nicht mehr gezeigt. Zusätzlich werde noch eine entsprechende Information bei den Direktorentagungen im Herbst hinausgehen.

Tathandlungen nach dem Verbotsgesetz

Bei den Jugendlichen handelte es sich laut Bildungsdirektor Heinz Josef Zitz um 13- bis 15-Jährige. Insgesamt wurden zehn Schüler angezeigt, fünf von ihnen sind nicht strafmündig, hier wurde nicht weiter ermittelt. Fünf Schüler sind über 14 Jahre alt, gegen sie wurden die Ermittlungen wegen Wiederbetätigung nach dem Verbotsgesetz und wegen Verhetzung aufgenommen, sagte Staatsanwalt Johann Fuchs: „Grundsätzlich ist schon zu sagen, dass das Verbotsgesetz auch für Jugendliche gilt. Im vorliegenden Fall lagen konkrete Anhaltspunkte vor, dass hier Tathandlungen nach dem Verbotsgesetz gesetzt wurden.“ Laut „Kurier“ mimten einige Schüler zum Beispiel SS-Männer, während andere jüdische Verfolgte darstellten. Ob die Jugendlichen angeklagt werden, stehe noch nicht fest, sagte Fuchs.

Bildungsdirektor Zitz im Gespräch mit Ö1

Am Freitag nahm Bildungsdirektor Zitz auch im Mittagsjournal auf Ö1 Stellung zu den Vorfällen. Das Buch sei reflektiert worden, es seien Lehrerinnen im Unterricht gewesen, die damit sehr lange Erfahrung haben, sagte Zitz. Der Film sei Freitag gezeigt worden, bereits am Dienstag sei „das, was passiert ist, zur Anzeige gebracht worden“.

Die Vorfälle seien von einer Schülerin gefilmt worden, so sei es auch an die Lehrerinnen und Lehrer herangetragen worden. „Wir haben Kontaktpersonen bei der Polizei, die haben wir informiert. Gemeinsam hat man beschlossen, dass man das zur Anzeige bringen muss“, so Zitz.

Man habe die Ereignisse davor auch mit den Schülern aufgearbeitet und man habe ihnen erklärt, dass man „eine strafrechtliche Tat, so wie es derzeit scheint, zur Anzeige bringen muss. Die Lehrer haben hier eine Anzeigepflicht“. Anfang März habe es auch im Landesschulrat eine Besprechung gegeben, so Zitz weiter, wo man beschlossen habe, dass man in den Schulen ab Herbst die Aufführung der „Welle“ vorerst stoppt, bis alles aufgeklärt ist. „Wir schauen da pädagogisch drauf. Wir warten, was die Staatsanwaltschaft an uns heran trägt, damit wir die Erkenntnis aus allen Bereichen zusammentragen. Wir müssen pädagogisch analysieren, in welchem Zusammenhang so etwas passieren kann“, so Zitz.

Eltern drohten mit Veröffentlichung des Falls

Eine andere Frage ist, wie es überhaupt soweit kommen konnte. Wurden zum Beispiel Fehler in der pädagogischen Aufarbeitung gemacht oder wurde die Dienstaufsicht in der Schule verletzt? Nach einigen Tagen seien die Lehrer von Schülern auf die Geschehnisse aufmerksam gemacht worden und hätten daraufhin Anzeige erstattet. Von den Vorfällen in den Pausen sollen sie nichts mitbekommen haben. Zu Details wollte sich Zitz nicht äußern. Jene Lehrkraft, welche den Film mit den Schülern durchgenommen hatte, habe sich nach derzeitigem Wissensstand dienstrechtlich nichts zuschulden kommen lassen.

Unmittelbare Konsequenzen gab es bis jetzt nur für den mutmaßlichen Rädelsführer. Er wurde von der Sportwoche ausgeschlossen, sagte Zitz: „Es war so, dass Eltern gedroht haben, dass sie diesen Schüler und das, was er getan hat, öffentlich machen und das dementsprechend dann auch ausbreiten. Ich wollte ganz einfach den Schüler schützen.“

Pädagogisches Konzept für Film wird evaluiert

Der Landesschulrat hat den Film außerdem vorerst in den Schulen gestoppt, sagte Zitz: „Wir haben uns sofort natürlich mit dem Verfassungsdienst zusammengesetzt. Nachdem das passiert ist, haben wir einmal beschlossen, dass wir das pädagogische Konzept für diesen Film und was im Unterricht passiert, nach Analyse und nach Abschluss dieses Verfahrens, genau anschauen.“

Im Bildungsministerium begrüßte man die Entscheidung, den Film aktuell im Burgenland nicht zu zeigen. Das Werk sei vom Ressort 2008 als eine mögliche pädagogische Maßnahme in Bezug auf Totalitarismus empfohlen worden.