Bund spart bei Familienberatungsstellen

Familienministerin Juliane Bogner-Strauß (ÖVP) hat angekündigt, dass es bundesweit 700.000 Euro weniger für Frauenprojekte geben soll, als im Vorjahr. Gekürzt wird auch bei den Familienberatungsstellen. Hier ist auch das Burgenland betroffen.

Wenn Frauen oder Familien Probleme haben, egal ob finanziell, familiär, oder krankheitsbedingt, wenden sich viele von ihnen an eine Beratungsstelle. Der Dachverband der burgenländischen Frauen-, Mädchen- und Familienberatungsstellen hat in allen Bezirken ein Büro. Außer in Mattersburg und Eisenstadt handelt es sich in allen Fällen um Frauen- und Familienberatungsstellen. Bei der Familienberatung wurde bereits gekürzt, sagt die Geschäftsführerin der Beratungsstelle in Oberpullendorf, Doris Horvath.

Familienberatungsstellte Oberpullendorf

ORF

Familienberatungsstelle Oberpullendorf

Konkrete Auswirkungen

„Es sind aktuell 4,2 Prozent, die jetzt bei uns eingespart wurden. Das heißt de facto, dass ich eine Kollegin zwei Stunden weniger in der Woche bezahlen kann. Das heißt auch - hätte ich nicht zufällig andere Mittel - dass ich die Kollegin mit einer Änderungskündigung von einem Monat auf den anderen zwei Stunden weniger arbeiten lassen kann, sie entsprechend weniger verdient und die ganze Finanzierung eigentlich nicht so funktioniert, wie ich am Jahresanfang gedacht habe“, so Horvath.

Familienberatungsstellte Oberpullendorf

ORF

Beratungsstelle in Oberpullendorf

Burgenlandweit bis zu 50.000 Euro weniger

Besonders betroffen von den Kürzungen sind die Bezirke Oberwart, Güssing und Jennersdorf. Im vergangenen Jahr wurden dort fast 2.500 Beratungsstunden durchgeführt. Heuer könnten es um 360 weniger sein. Für das Burgenland soll es heuer insgesamt 40.000 bis 50.000 Euro weniger für die Familienberatung geben, kritisiert Frauenlandesrätin Astrid Eisenkopf (SPÖ).

Eisenkopf: „Massive Einwirkungen“

„In Summe gerechnet sind es burgenlandweit durchschnittlich bis zu acht Prozent, die an Kürzungen bereits auf die Frauenberatungsstellen zugekommen sind, weil es ist ganz einfach weniger Geld überwiesen worden - auch ohne hier Bescheid zu geben. In manchen Bezirken sind es sogar bis zu 16 Prozent, die da an Kürzungen auf die Frauenberatungsstellen zugekommen sind. Das sind natürlich sehr massive Einwirkungen“, so Eisenkopf.

Antrag mit drei anderen Bundesländern

Sie kündigte an, bei der Landesfrauenreferentenkonferenz im September gemeinsam mit drei weiteren Bundesländern einen Antrag einzubringen, der sich klar gegen Kürzungen bei den Frauen- und Familienberatungsstellen aussprechen werde. „Wir dürfen uns diese Kürzungen nicht gefallen lassen“, meinte Eisenkopf. Bei den anderen Bundesländern handle es sich um Tirol, Kärnten und Salzburg. Die Konferenz soll am 19. September in Salzburg stattfinden, es soll auch zu einem Treffen mit der Frauenministerin kommen.

Astrid Eisenkopf

ORF

Landesrätin Astrid Eisenkopf (SPÖ)

ÖVP: „Burgenland bekommt sogar mehr“

ÖVP-Landesparteiobmann Thomas Steiner bezeichnet die Aussagen von Eisenkopf als „letztklassige Panikmache". „Dass die burgenländische Frauen- und Familienberatung weniger Geld bekommt, ist schlicht und ergreifend unwahr. In Summe bekommen die Familien und Frauen in Not im Burgenland sogar mehr wie im Vorjahr – und das als einziges Bundesland“, so Steiner.

Die Frauenberatungsstellen erhalten dieselbe Förderung wie 2017 und bei den Familienberatungsstellen gebe es sogar ein Plus von 25.000 Euro. „Statt 50.000 weniger, wie Eisenkopf behauptet – gibt es 25.000 Euro mehr“, so Steiner. Das Plus im Burgenland ergebe sich unter anderem durch die Förderung von kirchlichen Einrichtungen etwa der Caritas und der Evangelischen Kirche.

Aus dem Büro Eisenkopf hieß es dazu, es liege bis dato keine Bestätigung seitens des Ministeriums vor, dass es bei den burgenländischen Frauen- und Familienberatungsstellen zu keinen Kürzungen kommen soll. Welche Einrichtungen mehr Geld erhalten sollen, sei nicht bekannt.