Fertörakos: Millionenprojekt am See

Vor einem Jahr sind in Fertörakos am Neusiedler See (Ungarn) mehrere Holzhäuser komplett abgebrannt. Die Ruinen wurden beseitigt, neue Seehütten aufgrund eines Baustopps aber nicht errichtet. Ein Yachthafen samt Seebad ist geplant.

Die zuständige Stadtregierung in Sopron hat nach dem Großbrand genau vor einem Jahr am Neusiedler See in Fertörakos einen Baustopp verhängt. Offenbar soll eine neue Bauordnung ausgearbeitet werden. Das erzählen die Hüttenbesitzer. Zum Beispiel sollen keine Schilfdächer mehr erlaubt sein. Zehn Holzhäuser brannten damals bis auf die Grundpfeiler ab - mehr dazu in Großbrand am Neusiedler See. Die betroffenen Hauseigentümer, viele sind Österreicher, fühlen sich im Stich gelassen.

Fertörakos  Plan Yachthafen Seebad Haus im See Brand Feuer

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Der Großbrand am 28.6.2017

Yachthafen, Strandpromenade und Sportanlage

Im südlichen Abschnitt hat die ungarische Regierung hingegen ganz andere Pläne. Umgerechnet mehr als 70 Millionen Euro will man in einen modernen Yachthafen samt Strandpromenade, angrenzender Sport- und Freizeitanlage investieren. Auch ein Hotel soll errichtet werden. Mehr Informationen zu diesen Plänen gibt es aber nicht.

Keine Infos: Fährunternehmer ist verunsichert

Roman Drescher, der Mörbischer Fährunternehmer, der in Fertörakos für seine Rund- und Linienschiffe eine Anlegestelle samt Restaurant hat, sieht sich im Regen stehen gelassen: „Wir haben die selben Informationen, wie sie im Internet kursieren. Das sind Fotos, wie es sein soll, aber nähere Informationen gibt es noch nicht, es gibt auch keinen Plan. Und jetzt ist halt die Frage, wie das weiter geht. Gibt es Beton-Molen, wo unsere Fahrgastschiffe mit 60 Zentimeter Tiefgang Probleme bekommen beim Anlagen oder können wir hier unsere Steganlage erhalten? Das ist noch alles in der Luft und da warten wir jetzt auf Einzelheiten.“

Fertörakos  Drescher

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Bei Familie Drescher herrscht Unsicherheit bezüglich des Projekts in Fertörakos

Gastro-Familie sieht Bereicherung

Die bekannten Gastronomen Eveline und Walter Eselböck betreiben in Fertörakos ihr Restaurant „Haus im See". Dieses Haus wurde beim Brand durch Löschwasser schwer beschädigt. Nach einer umfassenden Renovierung ist es seit circa zwei Monaten wieder geöffnet. Auch Familie Eselböck weiß über die aktuellen Pläne nicht genau Bescheid: " Wir tappen im Dunkeln, sind nicht wirklich eingebunden in der Planung. Man ist uns aber gut gesinnt, wir haben uns informiert“, so Walter Eselböck.

Auch seine Frau, Eveline Eselböck, weiß nicht mehr: „Es sind zwar Pläne, aber wie genau die Ausführung dann stattfindet, weiß man ja nie. Grundsätzlich ist es sicher eine Bereicherung, muss ich jetzt ehrlich sagen, weil der Gästestrom besser ist. Die Gäste kommen von überall, die kommen aus ganz Österreich und Ungarn. Und wenn sich dazu etwas auftut, warum nicht.“

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Das „Haus im See“ der Familie Eselböck wurde wieder hergerichtet und wieder eröffnet

Für Walter Eselböck spielen Grenzen hier keine Rolle: „Ich bin der Meinung, es ist der Neusiedler See, ich sehe da überhaupt keine politischen Grenzen. Wenn ich gefragt werde, woher ich komme, dann sage ich, ich bin ein ‚Neusiedler Seeer‘.“ Dazu, dass das Projekt angeblich schon bald starten soll, meinte Walter Eselböck: „Die Vorgangsweise sind wir halt nicht gewohnt, das stimmt vielleicht. Aber das passiert bei uns auch.“

Mitte August soll die Öffentlichkeit über die genauen Pläne in Fertörakos informiert werden. Bereits nach dem Sommer könnte mit den Bauarbeiten begonnen werden.