Gedenken an 1938 und Völkermord
Kobersdorf, eine der sieben heiligen jüdischen Gemeinden, war schon Ende Mai 1938 „judenfrei“, wie das bezeichnet wurde. Eine betont schlicht gehaltene Gedenkfeier in Kobersdorf rief die Ereignisse von damals in Erinnerung.
ORF
Zwei Kinder lasen Texte über das Schicksal von Jüdinnen und Juden, die gleich nach dem „Anschluss“ aus ihrer Heimat vertrieben wurden. Sie seien vor allem nach Wien transportiert worden, ein Teil von ihnen nach Wiener Neustadt zum Bahnhof und dann per Zug nach Wien oder auch „auf Lastwägen geworfen wie Mehlsäcke wie einmal ein Zeitzeuge gesagt hat“, erzählte der Lokalhistoriker Erwin Hausensteiner.
ORF
Nur drei Juden kehrten zurück
Von den 219 Jüdinnen und Juden, die noch Anfang 1938 in Kobersdorf lebten, kehrten laut Hausensteiners Recherchen nur drei nach dem Krieg zurück. Mehr als 150 wurden ermordet, der kleine Rest konnte rechtzeitig emigrieren. Die nichtjüdische Bevölkerung von Kobersdorf habe den Nazi-Terror gegen die Juden passiv hingenommen, so Hausensteiner: „Die Bevölkerung selber hat - meines Wissens bis jetzt - da keine Hand angelegt. Sie waren nur - das muss man in aller Offenheit sagen - sehr froh, doch etliche sehr froh, dann ein Haus zu bekommen und ganz wenige geringe Geldbeträge.“
ORF
Darabos: Man muss über die Zeit reden
An die Ereignisse von damals müsse immer wieder - vor allem auch in den Schulen - erinnert werden, sagte Landesrat Norbert Darabos (SPÖ) in seiner Ansprache. Das sei nicht selbstverständlich, auch weil es immer weniger Zeitzeugen gebe. Man müsse über die Zeit reden, denn es sei schon die Gefahr da, dass hier man zuviel Gras über die Sache wachsen lasse. Der Gedenkverein Kobersdorf will nun jeder Jahr am 12. März an die jüdischen Opfer erinnern.
ORF
Schüler erinnern an Grauen des Anhaltelagers
Für die Gedenkveranstaltung in Frauenkirchen hatten sich Schülerinnen und Schüler der Handelsakademie und Handelsschule Frauenkirchen in den vergangenen Wochen im Unterricht intensiv mit dem Anschluss Österreichs an Nazideutschland beschäftigt. Sie gedachten bei der Feuer der vielen Opfer aus der Region und enthüllten ein Denkmal. Das Gebäude, an dem die Gedenktafel angebracht ist, ist heute Teil der Schule.
ORF
Im März 1938 diente das Haus als Anhaltelager, in dem Juden und Oppositionelle inhaftiert wurden: Sie waren im Keller eingesperrt, wurden gequält und ihres Vermögens beraubt. Die politischen Gegner wurden nach Wochen aus dem Anhaltelager entlassen worden. Die rund 400 Juden aus Frauenkirchen wurden aber allesamt vertrieben. Man könne davon ausgehen, dass ein Drittel den Holocaust nicht überlebt habe, zurückgekommen sei nur einer, sagte der Halbturner Historiker Herbert Brettl.
ORF
Den Schülern ging es bei ihrem Projekt darum, die Geschichte des Anhaltelagers Frauenkirchen aufzuarbeiten und zukünftige Generationen vor Extremismus zu warnen. Das Schulprojekt wurde von der Initiative „Erinnern Frauenkirchen“ unterstützt.
Link:
- Der „Anschluss“ im Burgenland (burgenland.ORF.at, 13.3.2018)