Kultur 2017: Jahr der Veränderung

2017 hat sich in der burgenländischen Kultur viel getan: Es war ein Jahr das neue Festivals und steigende Besucherzahlen im Kultursommer gebracht hat. Aber es war nicht alles eitel Wonne: Geldforderungen führten zu Klagen, Neubesetzungen sorgten für Aufregung.

Das Jahr 2017 war die letzte Saison von Dagmar Schellenberger als Intendantin der Seefestspiele Mörbisch. Ihr Nachfolger Gerald Pichowetz wurde dann jedoch rasch wieder abgesetzt, und zwar noch bevor er den Posten angetreten hat. Der Grund: Differenzen über die Ausrichtung der Festspiele. Im Dezember reichte Pichowetz Klage ein - mehr dazu in Pichowetz klagt Seefestspiele Mörbisch. Die künstlerische Leitung übernimmt 2018 der Sänger und Universitätsprofessor Peter Edelmann - mehr dazu in Seefestspiele: Edelmann statt Pichowetz.

Jahresrückblick Kultur im Jahr 2017

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Schellenberger Dagmar

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2017 war die letzte Saison von Intendantin Dagmar Schellenberger

Seefestspiele gut besucht

Heuer übrigens, in der 60. Spielsaison, erleben die Seefestspiele Mörbisch einen Aufwärtstrend bei den Besucherzahlen: 112.300 Menschen sehen die Operette „Der Vogelhändler“ - mehr dazu in Rekord für burgenländischen Kultursommer, Seefestspiele: „Vogelhändler“ zum Jubiläum, „Vogelhändler“ als buntes Spektakel und Mörbisch: Begeistertes Premierenpublikum. Zum Vergleich: Die Verdi-Oper „Rigoletto“ - von der Kritik hoch gelobt - sehen nur 70.000 Menschen in St. Margarethen - mehr dazu in Letzte Vorstellungen Mörbisch & St. Margarethen.

Gerald Pichwoetz

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Gerald Pichowetz tritt sein Amt nicht an

Langjährige Streitigkeiten zwischen Esterhazy und dem Land Burgenland führen zu Konsequenzen: 2018 wird es keine Oper im Steinbruch geben - mehr dazu in ORF exklusiv: Oper im Steinbruch vor dem Aus und Nach Opern-Aus: Bieler nimmt Stellung. Der Veranstalter Esterhazy klagt eine Förderung von einer Million Euro ein, bekommt in erster Instanz Recht, das Land beruft. Wie es nach 2018 weitergeht, macht Esterhazy vom Verhalten des Landes abhängig.

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„Rigoletto“ wurde von Kritikern hoch gelobt

„HaydnLandTage“ führt zu Original-Schauplätzen

Das Muss zur Veränderung gilt auch für die Internationalen Haydntage. Weil das Eisenstädter Schloss als Aufführungsort nicht mehr zur Verfügung steht - Esterhazy hat den Vertrag gekündigt - gründet Intendant Walter Reicher mit den „HaydnLandTagen“ ein neues Festival - mehr dazu in „HaydnLandTage“ mit 14 Spielstätten. Sie führen an Original-Schauplätze, an denen Joseph Haydn gewirkt hat - mehr dazu in Auftakt für „HaydnLandTage“ und Musikalische Zugfahrt durchs Haydnland. Im Schloss in Eisenstadt selbst wird erstmals das Musikfestival „Herbstgold“ durchgeführt - mehr dazu in Premiere: „Herbstgold“ im Schloss.

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Die HaydnLandTage führten zu Originalschauplätzen, an denen Haydn gewirkt hat

Die politische Bühne verlässt mit Ende des Jahres Kulturlandesrat Helmut Bieler (SPÖ). In seiner fast 19-jährigen Amtszeit hat er viele Schwerpunkte gesetzt. Ein besonders Anliegen war ihm, die Vielfalt des Burgenlandes zu fördern, insbesondere die zeitgenössische Kunst und Kultur. Ein bleibendes Denkmal ist der Neubau des Lisztzentrums in Raiding. Helmut Bieler ist 65 Jahre alt und hat vier Kinder. Seine Aufgaben als Kulturlandesrat übernimmt Hans Peter Doskozil - mehr dazu in Bieler zieht Bilanz nach 18 Jahren Landesrat, Sonderlandtag: Doskozil folgt Bieler und Doskozil als Landesrat angelobt.

Helmut Bieler

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Helmut Bieler war fast 19 Jahre für das Kulturressort verantwortlich

Eva Hillinger: Rückzug nach 43 Jahren beim ORF

Auch eine andere Schlüsselfigur der burgenländischen Kulturlandschaft zieht sich zurück: ORF Burgenland-Kulturchefin Eva Hillinger geht mit Ende des Jahres in Pension. Seit 1974 ist die Eisenstädterin Mitarbeiterin des ORF - ihre facettenreichen Talente entfaltet sie in unterschiedlichsten Sendungsformaten. Sie gestaltete Sonderproduktionen wie etwa „Von weißen Frauen und roten Rittern“.

Eva Hillinger

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Rückzug nach 43 Jahren: Eva Hillinger

Auch als Darstellerin war Eva Hillinger aktiv, etwa in „Die Hochzeit auf dem Lande“ aus dem Jahr 1981. Insgesamt 19 Jahre lang war Hillinger für „Licht ins Dunkel“ verantwortlich. Ende der 1980er Jahre wechselte sie vom Fernsehen ins Radio und übernahm später die Leitung der Kulturredaktion. Eva Hillinger erfand zudem den ORF Burgenland Funksalon und etablierte den ORF Literaturwettbwerb „Textfunken“.

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„Mehr Mut zum Experiment“

ORF-Burgenland-Kulturredakteurin Michaela Frühstück im Gespräch mit Eva Hillinger.

Erfolgreicher Kultursommer

Der burgenländische Kultursommer übertrifft heuer die Erwartungen. Insgesamt besuchen 582.000 Menschen die Veranstaltungen im Sommer - um 18.000 Zuschauerinnen und Zuschauer mehr als im Vorjahr Rekord für burgenländischen Kultursommer. Über mehr Publikum kann sich auch Intendant Christian Spatzek beim Theatersommer in Parndorf freuen. Gespielt wurde Nestroys Komödie „Das Mädl aus der Vorstadt“ - mehr dazu in Die Vorstadt zu Gast in Parndorf und Theater Sommer Parndorf: Gelungene Premiere.

Bei den Schlossspielen in Kobersdorf setzte Wolfgang Böck auf den Theaterklassiker „Der zerbrochene Krug“ - mehr dazu in Klassische Komödie bei Schlossspielen. Erfolgreich war das Jahr auch für jopera-Intendant Dietmar Kerschbaum. Er begeisterte mit seiner „Carmen“-Inszenierung bei den Opernfestspielen in Neuhaus am Klausenbach - mehr dazu in Schwungvolle „Carmen“ auf Schloss Tabor. Außerdem wurde Kerschbaum heuer neuer Intendant des Brucknerfestes in Linz - Kerschbaum wird neuer Brucknerhaus-Chef.

Premiere Kritik Parndorf

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„Das Mädl aus der Vorstadt“ in Parndorf

In Schlaining gabt es eine Neuausrichtung des Festivals „Klangfrühling“. Der neue Leiter Gerhard Krammer setzte mit vielen Spielstätten auf die Einbeziehung aller Ortsteile - mehr dazu in „Luft und Liebe“ in fünf Ortsteilen. Bewährtes gab es auch in Güssing, der Festival-Hochburg des Landes. Auf der Burg spielt das Frank Hoffmann Ensemble die Komödie „Pension Schöller“, der Burgverein bezaubert auf der Festwiese mit „Ein Sommernachtstraum“ und Musical Güssing begeistert mit dem „Mann von la Mancha“ - mehr dazu in Gelungene Premiere für „Pension Schöller“, Güssing im „Sommernachtstraum“ und Premiere: Don Quijote in Güssing. Begeisterung auch auf Schloss Kittsee - dort stehen nach fünfjähriger Pause wieder Oper und Operette auf dem Spielplan - Oper von „Wunderkind“ in Kittsee.

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Güssing war die Festival-Hochburg des Landes

Die Aufarbeitung der Vergangenheit war Thema im Offenen Haus Oberwart. Auch in einem Theaterstück der Güssinger Regisseurin Katrin Hammerl, in dem es um die Lebensgeschichten vertriebener Jüdinnen und Juden geht - mehr dazu in Berührende Schicksale von Vertriebenen.

Festivals: Positive und negative Entwicklungen

2017 war auch ein Jahr der Open-Air-Festivals, allen voran das Nova Rock in Nickelsdorf mit einem Besucherrekord: Es kamen 225.000 Gäste an vier Konzerttagen - mehr dazu in Nova Rock 2017: Zufriedene Bilanz. In Wiesen wurden heuer nur zwei Festivals und ein Einzelkonzert veranstaltet. Im Dezember beendet die Betreiberfamilie Bogner vorzeitig die Zusammenarbeit mit Veranstalter Arcadia live - mehr dazu in Wiesen: Arcadia zieht sich zurück.

Festivalgelände Wiesen

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Kein gutes Jahr für das Festivalgelände in Wiesen

Kris Kristofferson und Zucchero traten bei den Schlossparkfestivals in der Landeshauptstadt auf. Im Festival-Fieber war auch das Südburgenland - beim Musikevent „Picture on“ und ebenso beim Zooming Culture Abschlussfest im OHO - „picture on“: Grenzenloses Flair in Bildein und Jugendkultur im Rampenlicht.

Neue Musik und neue Literatur

Dort spielen auch die Mattersburger Garish, die zu den erfolgreichsten Indie-Bands zählen. Sie feiern heuer ihr 20-Jahr-Jubiläum, mit dem Album „Komm schwarzer Kater“ - mehr dazu in Neu von Garish: „Komm schwarzer Kater“. In den Plattenhandel kamen auch Alben von Schilfgürtel, Tagträumer, Andreas Spechtl, MIK und Max Schabl.

Garish

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20 Jahr-Jubiläum: Die Mattersburger Band Garish

2017 wurde viel neue Literatur herausgebracht. Die Neuveröffentlichungen waren vielfältig - vom Sachbuch bis zur Kinderliteratur; Gedichtbände, Krimis und Romane. Die Großhöfleinerin Theodora Bauer beschäftigt sich mit der Amerika-Auswanderung. Der Stotzinger Jürgen Bauer mit einem Katastrophenszenario. Die Reinersdorferin Saskia Jungnikl mit der Angst vor dem Tod . mehr dazu in Bauer auf den Spuren der Auswanderer und Tabuthema: Die Angst vor dem eigenen Tod.

Theodora Bauer

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Theodora Bauer

Der Oberwarter Verlag „lex liszt 12“ feiert sein 25-jähriges Bestehen. 1992 vom Kulturmanager Horst Horvath gegründet, um die burgenländische Literaturszene zu beleben, sind mittlerweile 240 Titel in der Edition erschienen. Der Verlag ist heuer in finanziellen Nöten, ein Unterstützerverein wird gegründet - mehr dazu in „Edition Lex Liszt 12“ kämpft ums Überleben.

Jahresausstellung zur Reformation

Seit 90 Jahren besteht das burgenländische Volkliedwerk, das vor allem das gemeinsame Musizieren fördert - etwa mit dem Wirtshaussingen oder der burgenländischen Musikantenwoche auf Burg Lockenhaus. Mehr als 30 Jahre lang leiten Karin Ritter und Sepp Gmasz das burgenländische Volksliedwerk, seit heuer Dagmar Schönfeldinger - mehr dazu in 90 Jahre Volksliedwerk Burgenland.

Martin Luther

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Martin Luther bekam eine Jahresausstellung im Landesmuseum

500 Jahre ist es her, dass Martin Luther die Kirche reformierte. Dieses Jubiläum wurde vielfach gefeiert. Die Entwicklung des evangelischen Glaubens im Burgenland wurde etwa in der großen Jahresausstellung im Landesmuseum in Eisenstadt dokumentiert - mehr dazu in Luther im Landesmuseum.