NRW: Gaby Schwarz im Gespräch

Gaby Schwarz, Spitzenkandidatin der ÖVP im Burgenland für die Nationalratswahl, ist am Dienstag zu Gast im „Radio Burgenland Nachmittag“. Sie stellt sich den Fragen von ORF-Burgenland-Chefredakteur Walter Schneeberger.

Walter Schneeberger: Gaby Schwarz, wann haben Sie denn erfahren, dass die ÖVP Sie in der Politik haben will?

Gaby Schwarz: Das war relativ bald nachdem Sebastian Kurz den Bundesparteiobmann übernommen hat. Da war das erste Mal die konkrete Kontaktaufnahme, ob ich Interesse hätte, mit dabei zu sein. Ich habe damals gesagt: Ich brauche Zeit, mir das zu überlegen. Sie wissen, ich hatte hier einen sehr, sehr guten Job. Ich bin 37 Jahre im ORF gewesen, ich war Programmchefin zuletzt mit einem großen Potenzial an Möglichkeiten, das mir zur Verfügung stand und so einen Job schmeißt man ja nicht einfach hin, da überlegt man schon. Meine Überlegungsphase hat dann schon ein bisschen gedauert und ich wurde immer wieder gefragt.

Gaby Schwarz im Radio-Burgenland-Studio

ORF

Gaby Schwarz und ORF-Burgenland-Chefredakteur Walter Schneeberger

Schneeberger: Das heißt, es hat einige Monate gegeben, wo es dieses Interesse der ÖVP an Ihnen gegeben hat. Ich frag’ das jetzt deshalb, weil das Verhältnis zwischen Politik und Medien auch in diesem Wahlkampf eine Rolle gespielt hat: Konnten sie noch objektiv und unabhängig sein, obwohl Sie gewusst haben, dass die ÖVP Sie eigentlich als Kandidatin haben will und das auch im Raum gestanden ist?

Schwarz: Ganz einfach, ich hatte es gleich einmal abgelehnt in die Politik zu gehen, also hat sich dieser Gewissenskonflikt gar nicht ergeben. Ich hab’ gleich einmal gesagt: Nein, ich hab’ seit einem halben Jahr einen neuen Chef, mit dem man sehr, sehr gut zusammenarbeitet. Da kann man etwas für das Radio und Landesstudio bewegen, ich habe viele Pläne - die sind jetzt alle auf Schiene. Aber im ersten Moment habe ich gleich einmal gesagt: Mein Job ist mir sehr, sehr wichtig.

Das gesamte Interview mit Gaby Schwarz:

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Schneeberger: Sie sind 37 Jahre im ORF gewesen - also quasi ein öffentlicher Mensch. Ist das ein großer Startvorteil bei den Wahlveranstaltungen?

Schwarz: Es ist ein Vorteil, wenn man sich ein Leben lang anständig zu den Menschen verhalten hat, das sage ich einmal zur Einschränkung. Grundsätzlich ist es so, dass ich mich immer um Menschen gekümmert habe, dass ich immer sehr, sehr gern mit Menschen gesprochen habe. Ich glaube, es gibt keinen Ort im Burgenland, in dem ich nicht irgendwann einmal war und das macht sich jetzt schon bemerkbar, wenn ich wo hinkomme.

Schneeberger: Bei Quereinsteigern kommt immer wieder auch Kritik von Politikbeobachtern. Es gibt Positiv- und Negativbeispiele. Wo sehen Sie ihre Qualifikation als Politikerin?

Schwarz: Grundsätzlich sage ich einmal, mir zum Beispiel vielleicht mangelnde Erfahrung vorzuwerfen, hielte ich für ein bisschen verwegen. Aber das ist natürlich auch etwas, was schon immer wieder durchkommt - das ist vollkommen klar, nicht nur bei den Medien, sondern auch bei anderen, mit denen ich zu tun habe. Aber ich habe 20 Jahre Führungserfahrung im ORF, ich stehe für Kommunikation und was ich habe, ist sehr viel Ahnung von Ehrenamt und Freiwilligkeit. Das kommt durch meine Aufgabe im Roten Kreuz. Ich habe die Landesleitung der Krisenintervention jahrelang übergehabt, ich bin schon sehr, sehr lange Mitarbeiterin der Krisenintervention, das heißt, ich betreue Menschen in den schlimmsten Stunden ihres Lebens - und das ist Kompetenz.

Schneeberger: Sie kommen aus einem politischen Elternhaus, ihr Vater war ÖVP-Bürgermeister in Eisenstadt. Hat es bei ihnen schon früher eine Nähe zur Volkspartei gegeben, die über das Vater-Tochter-Verhältnis hinausgegangen ist oder war Politik eher etwas, was für Sie in der Vergangenheit nicht so diese Rolle gespielt hat?

Schwarz: Gesellschaftspolitik ja, Parteipolitik nein.

Schneeberger: Warum ist es die ÖVP geworden und keine andere Partei?

Schwarz: Es ist die ÖVP geworden wegen Sebastian Kurz und wegen der Dinge, die er für mich verkörpert.

Schneeberger: Was ist das Faszinierende an Sebastian Kurz?

Schwarz: Sebastian Kurz steht für mich für sehr, sehr klare Aussagen. Er ist im Gespräch, im Zusammentreffen mit ihm sehr zugewandt. Sebastian Kurz ist ein sehr konsequenter, disziplinierter Mensch und ich glaube, dass dieses ambitionierte Programm, das ausgearbeitet wurde, aufgrund dieser Fakten, die er miteinander verbindet und auch dementsprechend kommuniziert, wirklich gut gehen kann und es gut für Österreich wird.

Schneeberger: Teilen Sie das alles zu 100 Prozent?

Schwarz: Ich kann zu dem, was Sebastian Kurz sagt, definitiv ja sagen.

Schneeberger: Sie haben gesagt, Sie wollen eine starke Stimme für die Menschen aus dem Burgenland in Wien sein. Was ist darunter zu verstehen?

Schwarz: Ohne Ehrenamtliche und Freiwillige würde es in diesem Land echt traurig ausschauen. Sie übernehmen sehr viele Aufgaben für die Gesellschaft und machen sich extrem verdient. Zusätzlich zu dem, was das Gesundheits- und Sozialsystem schafft, sind diese Menschen unheimlich wichtig für die Gesellschaft - das hat sich in der Vergangenheit wirklich oft bewiesen. Sie verdienen, erstens einmal, Wertschätzung - da ist noch viel Luft nach oben. Und das Zweite, es gibt sehr gute Best-Practice-Beispiele zum Beispiel in Bayern, wo man Anerkennung und Dokumentation des Ehrenamtes gut zusammengefasst hat.

Schneeberger: Aber was heißt das konkret für die Politik, die Sie machen wollen?

Schwarz: Ich möchte, dass die Ehrenamtlichen ihre Anerkennung erstens einmal verschriftlicht bekommen - es gibt so genannte „Ehrenamtsdokumente“, das heißt man leistet 80 Stunden ehrenamtliche Tätigkeit pro Jahr, erhält das dokumentiert - auch Fortbildungen. Und je gestaffelt nach Stunden ist es dann auch möglich, dass man sagt, ab 200 Stunden pro Jahr zum Beispiel gibt es Vergünstigungen: Das heißt, man geht besser ins Theater, man hört sich ein Konzert an, man kommt billiger in die Therme.

Schneeberger: Sie waren für das Rote Kreuz auch bei der Flüchtlingskrise vor zwei Jahren im Einsatz. Wenn Sie heute die politischen Aussagen, nicht nur aus der ÖVP, sondern auch aus SPÖ, FPÖ, verfolgen, in denen es immer heißt: Grenzen zu, Mittelmeer-Route schließen - wie geht es Ihnen dabei?

Schwarz: Fakt ist, das, was damals passiert ist, wäre anders nicht zu bewältigen gewesen. Da zählt für mich: Aus Liebe zum Menschen - das ist einer der Grundsätze des Roten Kreuzes und wenn der Mensch vor mir steht und meiner Hilfe bedarf, dann wird diese Hilfe selbstverständlich gewährleistet. Fakt ist aber auch, dass das, was damals passiert ist, sich nicht wiederholen darf. Das war eine Situation, die uns alle an unsere Grenzen gebracht hat. Das war nur möglich in Zusammenarbeit zwischen Bundesheer, Polizei, Rotem Kreuz und sehr, sehr vielen Freiwilligen. Aber wenn man solche Situationen verhindern kann und sie definitiv verhindern muss, ist das sicher gescheiter.

Schneeberger: Sebastian Kurz will die Kinderbeihilfe von Kindern, die nicht in Österreich leben, kürzen. Im Burgenland arbeiten tausende Frauen aus Rumänien, der Slowakei im Bereich der 24-Stunden-Pflege, um einen Lohn von oft nur 900 bis 1.000 Euro pro Monat. Ist das okay, dass diesen Frauen die Kinderbeihilfe gekürzt wird?

Schwarz: Es ist insoferne okay, weil ja deren Lebenserhaltungskosten in Rumänien ganz andere sind als in Österreich. Das muss man ja auch bedenken.

Schneeberger: Aber diese Frauen zahlen genau so viel Beitrag, wie jeder, der in Österreich arbeitet.

Schwarz: Fakt ist, dass ein Kind in Rumänien, mit dem, was hier bezahlt wird oder was die Mutter nach Hause schickt, ganz anders leben kann als in Österreich.

Schneeberger: Es gibt welche, die fordern, dass die Zuwanderung auf Null gestellt wird. Im Burgenland hätten wir ohne Zuwanderung heute weniger Einwohner als 1981. Geht es ohne Zuwanderung?

Schwarz: Meine Position ist die von Sebastian Kurz, der sagt: Zuwanderung ja, aber Menschen, wo wir wollen, dass sie zuwandern.

Schneeberger: Wie verläuft Ihr Wahlkampf jetzt in der Intensivphase, was tut man da?

Schwarz: Viel unterwegs sein. Ich war letzte Woche einige Tage im Südburgenland. Das heißt, Veranstaltungen besuchen, mit Menschen reden. Bei uns ist es im Burgenland natürlich so, dass Gemeinderatswahlkampf und Nationalratswahlkampf einander überlappen.

Schneeberger: In drei Sätzen: Warum sollen die Burgenländer Gaby Schwarz wählen?

Schwarz: Weil ich in diesem Land zuhause bin, mit viel Engagement und offenen Ohren durchs Land gehe. Weil ich einen klaren Kopf, ein großes Herz und einen geraden Rücken habe.

Schneeberger: Wie beurteilen Sie die rot-blaue Koalition im Burgenland?

Schwarz: Ich halte es da mit Sebastian Kurz, ich sage, was wir wollen und ich sage, wohin unser Weg führen will. Ich haue weder auf andere hin, noch patze ich andere an. Ich sage, es ist ein Weg von vielen möglichen Wegen und wie unser Weg sein wird, dass wird sich nach dem 15. Oktober herausstellen.

Schneeberger: Was ist das Wahlziel der ÖVP im Burgenland? Die ÖVP hatte 2013 im Burgenland 26,5 Prozent, die SPÖ 37,5 Prozent und jetzt gibt es Umfragen die ein Kopf-an-Kopf-Rennen prognostizieren.

Schwarz: Was ich spüre, ist viel Schwung und viel Aufwind für die ÖVP im Land - sowohl auf Gemeinde- als auch auf Landesebene. Das ist das was ich mitbekomme, das ist die große Begeisterung für die Politik von Sebastian Kurz. Ich werde mich hier aber definitiv nicht auf Prozente festlegen.

Schneeberger: Wollen Sie Erster werden hier?

Schwarz: Wir wollen stärker werden.

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