Trotz Ärzte-Streik: Reform beschlossen

Mit einem Streik- und Aktionstag hat die Ärztekammer am Mittwoch gegen die Gesundheitsreform protestiert. In Wien, Kärnten und dem Burgenland blieben viele Praxen geschlossen. Die Reform wurde unterdessen im Nationalrat beschlossen.

Von dem Ärztestreik in Wien, Kärnten und dem Burgenland waren nach Berechnungen des Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger rund 290.000 Patienten betroffen. So viele Personen haben vor einem Jahr in diesen drei Bundesländern einen Allgemeinmediziner oder einen Facharzt aufgesucht.

Reform wurde beschlossen

Trotz der Proteste wurde die Reform am Mittwochnachmittag im Nationalrat beschlossen. Von der Besuchergalerie aus verfolgten Ärzte in weißen Kitteln die Debatte. Die beiden beschlossenen Bund-Länder-Vereinbarungen sehen vor, dass die Steigerung der Gesundheitsausgaben von derzeit 3,6 auf 3,2 Prozent pro Jahr abgeschmolzen wird und dass die geplante Primärversorgung mit 200 Millionen Euro gefördert wird.

Während sich die Opposition teilweise mit der Ärztekammer solidarisierte, wies Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser (SPÖ) die Kritik neuerlich entschieden zurück. Auch bei den schlechtesten Berechnungen werde das Geld mehr, und man komme nicht ins Sparen. Auch ÖVP-Gesundheitssprecher Erwin Rasinger, ebenso wie Oberhauser selbst Arzt, stimmte der Reform zu. Er betonte, dass die ÖVP dazu stehe, die freie Arztwahl zu erhalten.

Infoveranstaltung anlässlich des Streiks im Burgenland

ORF

Info-Veranstaltung der Ärztekammer im Burgenland

Resolution verabschiedet

Bei einer Ärzteversammlung am Mittwochnachmittag in Eisenstadt wurde eine Resolution verabschiedet. Darin sprechen sich unter anderem die Ärzte für den Erhalt der Hausärzte und niedergelassen Fachärzte sowe gegen die Errichtung von Zentren aus.

Darabos kann Streik nicht nachvollziehen

Gesundheitslandesrat Norbert Darabos (SPÖ) kann den Ärztestreik nicht nachvollziehen - schließlich laufe das erste Pilot-Primärversorgungszentrum im Burgenland, die Akutambulanz in Oberwart bestens - mehr dazu in Nach Studium ins Ausland: Ärzte sollen zahlen.

Die Ärztekammer kontert jedoch: Auch die Warnung der Kammer vor acht Jahren vor einem bevorstehenden Ärztemangel sei seinerzeit von der Politik als Panikmache zurückgewiesen worden, letztlich habe jedoch die Ärztekammer recht behalten.

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„Nur die halbe Wahrheit wird erzählt“

Burgenlands Ärztekammerpräsident Michael Lang sagte im Studiogespräch mit Elisabeth Pauer, dass Medizin künftig noch teurer wird.

Gesundheitsausgaben dürfen nicht steigen

In den Primärversorgungszentren sollen künftig mehrere Ärzte zusammenarbeiten, ihre Öffnungszeiten koordinieren und somit verlängern und darüber hinaus auch von Krankenschwestern oder Physiotherapeuten unterstützt werden. Die Kostendämpfung besagt, dass die Gesundheitsausgaben nicht mehr - wie derzeit - um 3,6 Prozent pro Jahr ansteigen dürfen, sondern nur mehr um 3,2 Prozent.

Für die Ärztevertreter ist das angesichts der sich weiterentwickelnden Medizin und einer stetig alternden Bevölkerung jedoch viel zu wenig. Darüber hinaus befürchten sie, dass die Wochenarbeitszeiten der Spitalsärzte durch die Hintertür wieder verlängert werden könnten. Wie viele der 231 im Burgenland ordinierenden Ärzte beim Streik tatsächlich mitmachen, konnte die Ärztekammer vorab nicht sagen.

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