Doskozil: Vom Polizisten zum Minister

Mit Hans Peter Doskozil ist wieder ein Burgenländer in der Bundesregierung. Die Karriere des 45-Jährigen hat in den letzten sechs Monaten rasant Fahrt aufgenommen, als er sich beim A4-Drama und bei der Flüchtlingskrise den Ruf eines Krisenmanagers erwarb.

Im vergangenen Spätsommer ist Hans Peter Doskozil fast täglich in den Medien präsent gewesen. Sein besonnener Umgang mit dem Flüchtlingsdrama auf der A4 und mit dem Eintreffen von Tausenden von Flüchtlingen im Burgenland brachten dem Polizeidirektor den Ruf eines Krisenmanagers ein. Viele sahen ihn schon damals zu höheren politischen Ämtern berufen und auch der 45-jährige Südburgenländer selbst zeigte sich in einem Interview mit dem ORF-Magazin „Thema“ nicht abgeneigt.

„Ich würde jetzt lügen, wenn ich nein sagen würde. Natürlich ist es ein hochinteressanter Bereich, wenn man sich vorstellt, dass man was bewegen kann. Es ist auch immer die Frage in welchem Umfeld, in welchem Zusammenhang - dann ist es durchaus reizvoll“, so Doskozil.

Hans Peter Doskozil

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Hans Peter Doskozil bei der Pressekonferenz mit Innenministerin Johanna Mikl-Leitner nach dem A4-Flüchtlingsdrama

Hans Peter Doskozil

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Hans Peter Doskozil in Nickelsdorf

Wuchs in Kroisegg auf

Doskozil wuchs in Kroisegg - einem Ortsteil von Grafenschachen - auf. Nach seiner Matura am Gymnasium in Oberschützen trat er als 19-Jähriger in den Polizeidienst ein. Daneben absolvierte er ein Jusstudium. Zu seinen Karrierestationen zählten das fremdenpolizeiliche Büro der Bundespolizeidirektion und das Innenministerium.

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Der gebürtige Südburgenländer bevorzugt das persönliche Gespräch

Abneigung gegen E-Mails

Im November 2008 wechselte Doskozil ins Büroteam von Landeshauptmann Hans Niessl (SPÖ) und wurde später auch Büroleiter. 2012 folgte dann die Rückkehr zur Exekutive als Polizeidirektor.

„Ich habe zum Beispiel die Angewohnheit, dass ich mir fast keine E-Mails anschaue, weil ich ganz einfach die Erfahrung gemacht habe, dass das persönliche Gespräch, das persönliche Abreden von gewissen Dingen, viel wertvoller ist, als wenn man sich gegenseitig hunderte E-Mails schickt“, sagte Doskozil, gefragt nach seinem Führungsstil. Als Verteidigungs- und Sportminister wird Doskozil künftig wohl mehr E-Mails schreiben und lesen müssen.

Positive Reaktionen

Landeshauptmann Hans Niessl (SPÖ) bezeichnete den Wechsel seines ehemaligen Büroleiters und bisherigen Landespolizeidirektors Hans Peter Doskozil in das Verteidigungsministerium als „nachvollziehbaren Schritt“. Bei der Bewältigung der Flüchtlingskrise habe sich Doskozil „beeindruckend geschlagen“. Doskozil sei der „richtige Mann zur richtigen Zeit“, meinte Niessl im Hinblick auf Prognosen, wonach auch heuer wieder vermehrt Flüchtlinge versuchen werden nach Österreich zu kommen. Als erfahrener Krisenmanager werde dann er die richtige Schritte setzen, glaubte Niessl.

ÖVP-Landesparteiobmann Thomas Steiner kommentiert Doskozils Wechsel mit einer Spitze: Er wünsche dem neuen Verteidigungsminister im Interesse des Bundesheeres mehr Erfolg als seinem burgenländischen Vorgänger Norbert Darabos, der in diesem Amt gescheitert sei, so Steiner.

Vorschußlorbeeren bekommt Doskozil von den burgenländischen Grünen. Sie habe die große Hoffnung, dass Doskozil den Zugang und die Haltung, die er im Management der Flüchtlingssituation gezeigt habe, in die Arbeit der Bundesregierung einbringen werde, so Landessprecherin Regina Petrik.

Auch LBL-Chef Manfred Kölly sprach sich für Doskozil aus und wünschte viel Erfolg. Doskozil sei der richtige Mann dafür. Er habe bewiesen, wie man selbst in Krisensituationen kühlen Kopf bewahrt und Managementarbeit leistet, so Kölly.

Nachfolger ist noch offen

Wer Hans Peter Doskozil als Landespolizeidirektor nachfolgt ist noch offen. Gesetzliche Voraussetzungen für die Funktion sind beispielsweise Führungserfahrung im Bereich der Sicherheitsexekutive und ein abgeschlossenes facheinschlägiges Hochschulstudium - also eine juristische Fachausbildung - wie es in den Ausschreibungskriterien heißt.

Mehrere Namen werden bereits kolportiert, so zum Beispiel der designierte Landesamtsdirektor Ronald Reiter, der auch einmal Büroleiter von Hans Niessl war, oder der Neusiedler Bezirkshauptmann Martin Huber - beide haben nicht dementiert, dass sie sich eventuell bewerben werden. Auch der ehemalige Sicherheitsdirektor Erhard Aminger, überlegt eine neuerliche Bewerbung. Er war vor drei Jahren Top-Favorit, wurde aber vom Innenministerium auf Grund einer anonymen Anzeige gegen ihn abgelehnt. Mittlerweile haben sich die damaligen Vorwürfe als haltlos erwiesen und alle Ermittlungen wurden eingestellt. Aminger arbeitet derzeit beim Landesverwaltungsgericht.

Die Bestellung des Landespolizeidirektors muss das Innenministerium jedenfalls im Einvernehmen mit dem Landeshauptmann vornehmen.

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