„Himmelsprinzessin“ im Exklusiv-Interview

Die Geschichte der Kärntnerin Inge Sargent, die durch Heirat zu einer burmesischen Prinzessin wurde, ist Thema eines TV-Films, der am Nationalfeiertag im ORF Premiere hat. ORF-Burgenland-Chefredakteur Walter Schneeberger hat Sargent in den USA zu einem Exklusiv-Interview getroffen.

Inge Sargent blickt auf ein bewegtes Leben zurück: Sie wurde als Förstertochter im Lavanttal geboren, kam 1951 als eine der ersten österreichischen Fulbright-Stipendiatinnen in die USA, lernte dort auf einer Studentenparty den burmesischen Bergbau-Studenten Sao Kya Seng kennen, verliebte sich in ihn und heiratete ihn zwei Jahre später. Erst als sie ihm in seine Heimat folgte, erfuhr sie, dass ihr Mann kein gewöhnlicher Student war, sondern ein „Saophalong“, Prinz des burmesischen Bergstaates Hsipaw und Oberhaupt der Shan.

Inge Sargent

ORF/Walter Schneeberger

Inge Sargent

Militärputsch beendete Reformen brutal

Gemeinsam mit ihrem Mann setzte sich die Österreicherin für Reformen in den Shan-Staaten ein, gründete Schulen und engagierte sich für bessere Lebensbedingungen der Bauern. Doch das fortschrittliche Fürstenpaar war den militärischen Kräften der burmesischen Zentralregierung in Rangun ein Dorn im Auge. Am 2. März 1962 gelangte das Militär durch einen Staatsstreich zur Macht. Sao Kya Seng wurde verhaftet, seine Frau Inge mit ihren zwei Töchtern unter Hausarrest gestellt.

Verzweifelt versuchte Inge etwas über den Verbleib ihres Mannes zu erfahren. Sao blieb spurlos verschwunden. Nach Monaten der Einschüchterungen und Schikanen des Militärs gelang Inge mit ihren beiden Töchtern die Flucht. Seit 1967 lebt die heute 83-Jährige in Boulder in Colorado. Dort lernte sie auch ihren zweiten Mann Tad Sargent kennen. 1994 veröffentlichte sie in den USA ihre Autobiografie mit dem Titel „Twilight Over Burma“ („Dämmerung über Birma - Mein Leben als Shan-Prinzessin“ auf Deutsch). Mit ihrer Hilfsorganisation „Burma Lifeline“ kümmert sie sich um Shan-Flüchtlinge, die als ethnische Minderheit in Burma nach wie vor unter Repressionen leiden.

Walter Schneeberger Inge Sargent

ORF/Walter Schneeberger

Sargent will auf Lage in Burma aufmerksam machen

ORF-Burgenland-Chefredakteur Walter Schneeberger traf Sargent in Boulder zu einem Exklusiv-Interview. Denn eigentlich gibt die ehemalige Shan-Prinzessin seit ihrem 80. Geburtstag keine Interviews mehr. Dabei sprachen die beiden auch über den neuen TV-Film, der gemeinsam von ORF und ARD produziert wurde und am 26. Oktober in ORF 2 Premiere hat - mehr dazu in Dämmerung über Burma. Für Sargent ist es eine Befriedigung, dass durch den Film eine breitere Öffentlichkeit auf die Geschichte Burmas und die aktuelle Situation im Land aufmerksam wird.

Das gesamte Interview mit Inge Sargent:

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Keine Auskunft über Schicksal von Sao Kya Seng

Bis heute wissen Sargent und ihre zwei Töchter nicht, was mit ihrem ersten Mann nach dessen Verhaftung passierte. Ihre beiden Töchter schrieben jedes Jahr Briefe an das Regierungsoberhaupt in Burma, doch sie hätten noch nie eine Antwort bekommen: „Von ihnen aus, ist er einfach verschwunden oder hat überhaupt nicht existiert.“ Sie und ihre Töchter würden aber weiter darum kämpfen, dass man wenigstens zugebe, was passiert sei. „Niemand kann ihn mehr zum Leben bringen, meinen ersten Mann, aber ich finde, es ist wichtig, dass die Regierung eingesteht, was damals passiert ist.“