Rechnitz-Massaker: Schüler forschen

Das Massaker an rund 200 jüdischen Zwangsarbeitern beim Kreuzstadel in Rechnitz zu Kriegsende war lange tabu. Das ändert sich jetzt. Vor allem die Jungen stellen sich der Geschichte. So haben Schüler Biografien von Zeitzeugen erforscht.

Die Bevölkerung schwieg jahrzehntelang eisern zum Massaker beim Kreuzstadel. Seit einigen Jahren bricht diese Haltung immer mehr auf. Nun hat das Thema die Schule erreicht. Das Projekt an der Neuen Mittelschule Rechnitz zum Thema 70 Jahre Kriegsende steht unter dem Motto „Schüler erforschen Geschichte“. Die Idee kam vom Bürgermeister: Schüler der vierten Klassen sollten die Lebensgeschichten von drei Zeitzeugen erforschen.

Ausstellung in Rechnitz

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Die Schüler besuchten im Zuge ihrer Recherchen auch Budapest

Ausstellung in Rechnitz

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Die Schau umfasst Briefe, Urkunden und andere Dokumente

Drei Menschen im Fokus

Das Ergebnis wird in einer Ausstellung präsentiert. Die Schüler sammelten Briefe, Urkunden und Fotos über einen Lehrer, einen Zwangsarbeiter und über den Soldaten Oskar Knebel. Dieser stammte aus Rechnitz und ist 1944 in Russland gefallen. Von ihm sind Fotos und Briefe an seine Mutter erhalten.

„Der Bürgermeister hat uns viele Dokumente und Zeugnisse gegeben. Und anhand dieser Dokumente haben wir eine Menge herausgefunden. Oskar Knebel wurde nur 21 Jahre alt. Er wurde als vermisst gemeldet und nie gefunden“, erklärt Nikolai Cziszer, Schüler aus Rechnitz.

Ausstellung in Rechnitz

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Oskar Knebels Briefe an seine Mutter sind in der Ausstellung zu sehen

Opfer des Massakers beim Kreuzstadel

Der aus Ungarn stammende Geza Vadasz war Zwangsarbeiter. Er und sein Zwillingsbruder wurden Opfer des Massakers beim Kreuzstadel. Dort wurden zu Kriegsende rund 200 Juden erschossen. „Wir waren in Budapest und haben den Sohn von Geza Vadasz getroffen, er hat uns viel erzählt“, sagt Vanessa Kunczer, Schülerin aus Rechnitz.

Besuch in Budapest

Im Zuge der Recherchen besuchten die Schüler auch das Holocuast-Museum in Budapest, sagt Barabara Kossits-Gaal, Geschichtelehrerin. „Die Kinder haben gefragt: ‚Wie kann es so was geben? Wie können Menschen so grausam sein?‘ Ich habe versucht, ihnen zu erklären, dass es auch in unserer Verantwortung liegt, dass es nicht mehr so ist“, so die Lehrerin.

Ausstellung in Rechnitz

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Drei persönliche Schicksale stehen im Fokus

Ausstellung in Rechnitz

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Die Ausstellung ist bis Ende Mai in der Neuen Mittelschule Rechnitz zu sehen

Zu sehen bis Ende Mai

Auch dem langjährigen Schulleiter Wilhelm Gregorich ist eine Schautafel gewidmet. Er war ein Gegner der Nazis und wäre beinahe geköpft worden, weil er einem Widerstandskämpfer Geld gegeben hatte. Die Ausstellung wurde im Rahmen der Gedenkfeier beim Kreuzstadel eröffnet. Sie ist noch bis Ende Mai während der Unterrichtszeiten zu sehen.

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