„Nazi-Keller“: Seidl beteuert Authentizität
Seidl wies die Darstellung der Mitwirkenden zurück, die Einrichtung sei von ihm ausgewählt worden. „Ich verstehe menschlich, dass sie versuchen, ihre Haut zu retten“, sagte der Regisseur. Bei zwei der Männer handelte es sich um - inzwischen zurückgetretene - Gemeinderäte der ÖVP. Sie waren in dem Film singend in einem mit Nazi-Devotionalien gespickten Keller zu sehen - mehr dazu in „Nazi-Keller“: Staatsanwaltschaft ermittelt. Die Darsteller sagten, sie seien „vom Filmemacher bezahlte Statisten“ gewesen, berichtete die Wochenzeitung „BVZ“ (Onlineausgabe) am Montag.
Sepp Dreissinger
Seidl: Auch Polizei wusste von dem Ort
Das ist aus Sicht des Regisseurs falsch. Die Mitwirkenden hätten tatsächlich eine Aufwandsentschädigung bekommen, sagte Seidl, „wie das bei Dreharbeiten allerorts normal und üblich ist, auch bei Dokumentarfilmen“. Es handle sich aber bei dem Keller um einen von einer der handelnden Figuren eingerichteten Ort, der von ihm, seinen Freunden und anderen Dorfbewohnern „Hunderte Male“ besucht worden sei. Auch die Polizei habe von dem Raum gewusst.
Ulrich Seidl im Interview mit dem ORF:
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ÖVP-Spitze ging auf Distanz
Nachdem die Staatsanwaltschaft Ermittlungen gegen die Männer aufgenommen hatte, zeigte sich Seidl vergangene Woche in einem Interview gegenüber Radio Wien überrascht: Der Besitzer des Kellers voller Nazi-Devotionalien würde nicht Wiederbetätigung betreiben, sondern die Vergangenheit verharmlosen - mehr dazu in Ulrich Seidl: „Keine Wiederbetätigung“.
In der ÖVP beschäftigte der Auftritt der mittlerweile ehemaligen Gemeinderäte auch Bundesparteichef Reinhold Mitterlehner. Er distanzierte sich von den beiden Männern. ÖVP-Landesparteiobmann Franz Steindl forderte Konsequenzen - mehr dazu in ÖVP distanziert sich von Ex-Gemeinderäten. Anders als in ihrer Stellungnahme vor fünf Tagen sagten die Ex-Gemeinderäte nun laut Zeitungsberichten, dass sie nicht aus freien Stücken zurückgetreten seien, sondern weil sie von der Bundes-ÖVP dazu gedrängt worden seien.