Überraschung: Rauter gibt auf

Wolfgang Rauter (LBL) tritt ab September als Bürgermeister der Gemeinde Großhöflein (Bezirk Eisenstadt-Umgebung) zurück. Das sagt Rauter exklusiv im Interview mit dem ORF-Burgenland. Der Rücktritt bedeute auch das Ende seiner politischen Laufbahn, so Rauter.

Rauter, ehemaliger FPÖ-Landesparteichef und Landesrat, seit 2007 gemeinsam mit Manfred Kölly Chef der Liste Burgenland, sorgt mit seiner Ankündigung, wie schon einige Male in seiner politischen Karriere, für eine Überraschung.

Rücktritt nach nur zwei Jahren im Amt

Nach nur zwei Jahren im Amt, will der 60-Jährige als Bürgermeister von Großhöflein zurücktreten. Seine Liste Burgenland hat im Gemeinderat acht von 21 Mandaten, also keine Mehrheit. Ständige Querschüsse und Anzeigen hätten ihn nun zu der Entscheidung bewogen, sagt Rauter im Exklusivinterview mit dem ORF-Burgenland.

Wolfgang Rauter

ORF

Wolfgang Rauter im ORF-Burgenland-Interview

Wolfgang Rauter: Ich habe mich entschlossen als Bürgermeister von Großhöflein zurückzutreten. Das hat damit zu tun, dass ich Zeit meines Lebens politische Funktionen nicht wegen der Funktion ausgeübt habe, sondern weil ich etwas bewegen wollte. Es war die Zeit als Bürgermeister die schönste Zeit in meinem politischen Leben, aber ich habe jetzt den Eindruck, dass ich so blockiert werde, dass es keinen Sinn macht und auch keinen Spaß mehr macht, politisch als Bürgermeister tätig zu sein.

burgenland.ORF.at: Wann wollen Sie als Bürgermeister zurücktreten? Ab sofort?

Rauter: Das wird mit 1.9.2014 der Fall sein.

burgenland.ORF.at: Wann ist bei Ihnen diese Entscheidung gereift?

Rauter: Das war schon eine Entwicklung der letzten Wochen, wo ich gemerkt habe, dass die Mitbewerber im Gemeinderat nicht bereit sind, einen gemeinsamen Weg zu gehen, wo sie keine Verantwortung übernehmen wollten, wo Entscheidungen, die gemeinsam getroffen wurden, dann später wieder infrage gestellt wurden, wo es zunehmend Anzeigen bei der Bezirkshauptmannschaft, Beschwerden bei der Gemeindeaufsicht gegeben hat. Ich sage: Auf diese Art und Weise ist es nicht schön, Kommunalpolitik zu machen.

burgenland.ORF.at: Das bedeutet, dass es Bürgermeister-Neuwahlen geben wird in Großhöflein und Sie dann nicht mehr antreten?

Rauter: Das bedeutet es. Ich werde natürlich nicht antreten. Es wäre etwas anderes, wenn im Gemeinderat eine neue Konstellation geschaffen wird. Das wäre möglicherweise eine Basis, wo man sagt: ‚Da macht es wieder Spaß‘. Aber das wird es nicht geben, weil Rot und Schwarz sicher einer Auflösung des Gemeinderates nicht zustimmen werden. Daher werde ich bei der Bürgermeisterwahl nicht antreten. Man wird sehen, wer bereit ist, dieses Amt zu übernehmen.

burgenland.ORF.at: Werden Sie dennoch für die Liste Burgenland politisch aktiv tätig sein?

Rauter: Ich werde die Liste Burgenland, Manfred Kölly, Gerhard Hutter und andere natürlich unterstützen, aber werde nicht kandidieren.

burgenland.ORF.at: Auch bei der Landtagswahl werden Sie nicht antreten?

Rauter: Auch bei der Landtagswahl nicht. Das ist für mich eine Selbstverständlichkeit. Ich habe die Arbeit in der Gemeinde gerne gemacht. Wenn ich jetzt dort davonlaufe - ich mache es ja nicht gerne - und dann für den Landtag kandidiere, dann wäre das ein fatales Signal. Das will ich auf keinen Fall setzen.

burgenland.ORF.at: Das bedeutet, dass Sie ihre politische Laufbahn komplett beenden?

Rauter: Ich beende meine politische Laufbahn. Wobei - wie gesagt - ich unterstütze Manfred Kölly und Gerhard Hutter mit Rat, möglicherweise auch mit ein bisschen organisatorischer Hilfe. Aber landes- und kommunalpolitisch werde ich nicht mehr tätig sein.

burgenland.ORF.at: Hat diese Entscheidung auch mit den jüngsten Schlagzeilen in diversen Zeitungen rund um ein Projekt in Großhöflein zu tun?

Rauter: Natürlich hat es damit zu tun. Wenn ein wild gewordener Gemeinderat andere Fraktionen dazu bringen kann, dass sie auf einmal Entscheidungen wieder umstoßen, dass Anzeigen gemacht werden und die Gemeindeverwaltung die Hälfte der Tätigkeit damit aufwendet, derartige Beschwerden zu bearbeiten, dann ist das nicht mehr schön, kommunalpolitisch zu arbeiten.

burgenland.ORF.at: Haben Sie Ihre Fraktionskollegen im Gemeinderat schon informiert?

Rauter: Es hat eine Information der Gemeinderäte gegeben. Es gibt heute (Anm.: gestern Sonntag) eine Fraktionssitzung, wo wir das alles im Detail besprechen.

burgenland.ORF.at: Ich habe das Gefühl, dass Sie mit etwas Wehmut gehen.

Rauter: Natürlich. Die Bürgermeistertätigkeit war für mich die schönste Arbeit. Wir haben unerhört viel weitergebracht. Ich habe auch das Gefühl, dass von der Bevölkerung eine Resonanz gekommen ist. Ich bin mir sicher, dass wir derzeit bei der Gemeinderatswahl die absolute Mehrheit machen würden. Aber das hilft mir nichts. Drei Jahre lang halte ich - auch gesundheitlich - die Art, wie Politik gemacht wird, nicht aus. Das tue ich mir nicht an und vor allem meiner Familie nicht an.

Das Gespräch mit Wolfgang Rauter führte ORF-Burgenland Redakteurin Dorottya Kelemen.

Reaktion

Die Großhöfleiner Gemeindevorständin Sylvia Unger von der Liste Burgenland betont, dass zwischen der Gemeinderatsfraktion und Wolfgang Rauter bestes Einvernehmen bestehe. Querschüsse habe es nur vom früheren Liste-Burgenland-Gemeinderat Werner Huf gegeben, sagt Sylvia Unger.

Vizebürgermeister Heinz Heidenreich (SPÖ) dankt dem scheidenden Bürgermeister. Nach Heidenreichs Ansicht brauche die Gemeinde nach dieser Ankündigung mehr politischen Konsens und Zusammenarbeit. Ab dem tatsächlichen Rücktritt des Bürgermeisters wird Heinz Heidenreich als Vizebürgermeister die Amtsgeschäfte des Bürgermeisters bis zur Neuwahl führen.

Links:

  • Rauters Brief an die Großhöfleiner Bevölkerung:

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