Schwester Ettl, die malende Ordensfrau, faszinierte den Kulturjournalisten Günter Unger zeit ihres Lebens. „Sie war ein unheimlich aufgeschlossener und ein gestandener Mensch. Eine richtige Figur aus dem Heideboden. Sie stammte ja aus Frauenkirchen und hat jahrzehntelang am Theresianum in Eisenstadt an ihrer Ordensschule unterrichtet und nebenbei ein riesiges bildnerisches Werk entwickelt, das wirklich ohne Vergleich im Burgenland ist“, so Unger.

Leidenschaft für den Fotorealismus anfangs verheimlicht
Eines der Werke von Schwester Ettl ist in der Jubiläumsausstellung in Schlaining ausgestellt. Es unterscheidet sich von ihrer Aquarellmalerei, mit der sie bekannt geworden ist. „Der Fotorealismus wurde an und für sich in den USA von dortigen Künstlern begründet und ist dann auch nach Europa gekommen. Sie hat sich in diese Stilistik mehr oder weniger verliebt und hat mehr oder weniger heimlich begonnen, Arbeiten in diese Richtung zu machen“, sagte Unger.

Sie habe gewusst, dass ihre Aquarelle gut seien. „Sie war ja keine besonders bescheidene Persönlichkeit, also sie wusste schon um ihre Qualität Bescheid. Sie war sich aber lange Zeit sehr unsicher, ob sie mit dieser modernen Stilistik zurechtkommt und wenn ja, ob das auch von den anderen goutiert wird. Sie hat das auch vor ihren Mitschwestern ein bisschen verheimlicht und das dann auch auf dem Dachboden des Klosters gemacht“, so Unger.
Der zögerliche Weg in die Öffentlichkeit
Die Werke seien dort dann jahrelang herumgelegen. Zu ihren Lebzeiten seien diese Werke nie ausgestellt worden. „Bis dann Leute wie ich gekommen sind, die gesagt haben, dass das ganz wichtige, schöne Bilder, die man auch der Öffentlichkeit zugänglich machen muss. Sie war dann sehr zögerlich und hat mich gefragt, ob das eine gute Idee ist und sie sich das trauen soll. Und ich habe dann gesagt, ja – mach es“, sagte Unger.
„Menschen mit Geschichte(n)“
Günter Unger über Schwester Elfriede Ettl
(Sendungshinweis: „Menschen mit Geschichte(n)“, 30.1.2023)